Frauen überleben häufiger, wenn sie von Ärztinnen behandelt werden

Laut neuer Studie: Patientinnen überleben häufiger, wenn sie von Ärztinnen behandelt werden.
Eine neue US-amerikanische Studie sorgt im Netz für Furore. Demnach sollen weibliche Patienten bessere Überlebenschancen haben, wenn sie von weiblichen Ärzten behandelt werden.
Die ungleiche medizinische Versorgung hinsichtlich des Geschlechts, auch Gender Health Gap genannt, wird derzeit wieder verstärkt diskutiert. Was zeigen die Ergebnisse im Detail?
Geringere Sterblichkeit bei weiblichen Ärzten
Die Studie, die in der Fachzeitschrift Annals of Internal Medicine veröffentlicht wurde, analysierte Daten von fast 800.000 Patientinnen und Patienten über 65 Jahren, die zwischen 2016 und 2019 stationär behandelt wurden. Bei den weiblichen Patienten lag die Sterblichkeitsrate bei 8,16 Prozent, wenn sie von Ärztinnen behandelt wurden – im Vergleich zu 8,38 Prozent bei männlichen Ärzten. Auch wenn der Unterschied vorerst klein erscheinen mag, könnten laut den Forschenden jährlich rund 5.000 Frauenleben gerettet werden, wenn diese Diskrepanz beseitigt würde.
Mögliche Gründe
Warum Frauen bei Ärztinnen besser abschneiden, lässt sich allein anhand der Daten nicht eindeutig erklären. Atsushi Miyawaki von der Universität Tokio vermutet jedoch, dass "Fehlkommunikation, Missverständnissen und Vorurteilen" bei Ärztinnen nicht so oft vorkommen, wie bei Ärzten. Megan Ranney, Dekanin der Yale School of Public Health, ergänzte: "Unser Schmerz und unsere Symptome werden häufig nicht ernst genommen. Ärztinnen sind sich dessen oft bewusster und empathischer."
Dies belegt beispielsweise auch eine Meta-Analyse von Janice Hopkins Tanne, die 23 Beobachtungsstudien analysierte. Dabei wurde festgestellt, dass Ärztinnen mehr Zeit mit ihren Patienten verbringen, mehr psychosoziale Themen ansprechen und eine stärkere emotionale Bindung aufbauen als ihre männlichen Kollegen. Diese Kommunikationsunterschiede führten zu besseren Diagnose- und Behandlungsergebnissen.
Kritische Stimmen
Trotz dieser Studien gibt es auch kritische Stimmen, die die Bedeutung des Geschlechts des Arztes relativieren. Einige argumentieren, dass die Unterschiede in den Behandlungsergebnissen eher auf individuelle Fähigkeiten und Erfahrungen als auf das Geschlecht zurückzuführen sind. Andere betonen, dass systemische Faktoren, wie Arbeitsbelastung und Ressourcenverfügbarkeit, eine größere Rolle spielen könnten.
Auch im Netz herrscht Uneinigkeit
Auch im Netz wird die Studie kontrovers diskutiert. Einige Betroffene stimmten den Ergebnissen eindeutig zu und führten persönliche Erfahrungen an. Ein Social Media-Nutzer erklärte auf Reddit, dass bei seiner Tochter fälschlicherweise Asthma diagnostiziert wurde – erst nach zwei weiteren Notaufnahmen stellte sich heraus, dass sie an einer lebensbedrohlichen Lungenembolie litt. Er sei sich sicher, dass hierbei Stereotype gegenüber Frauen mit einbezogen wurden.
Andere wiederum relativieren das Studienergebnis: "Ich glaube nicht, dass Ärzte absichtlich Frauen schlechter behandeln. Vielleicht gibt es Unterschiede, aber die sind sicher nicht so gravierend, wie manche behaupten", so ein anderer Nutzer. "Diese ganze Gender-Debatte in der Medizin ist übertrieben. Jeder Patient wird individuell behandelt, unabhängig vom Geschlecht", erklärte wieder ein anderer.
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