27 Jahre lang eingesperrt? Verwahrloste Frau in Wohnung entdeckt

Eine 42-jährige Polin wurde angeblich jahrzehntelang in ihrem Zimmer in ihrem Elternhaus eingesperrt. Bei einem Poilizeieinsatz wurde sie entdeckt. (Symbolbild)
In der polnischen Stadt Świętochłowice hat sich eine unfassbare Geschichte zugetragen: 27 Jahre lang soll eine Frau namens Mirella von ihrer Familie in einem Zimmer eingesperrt worden sein. Durch einen Polizeieinsatz am 29. Juli kam ans Licht, dass die Polin jahrelang von der Gesellschaft abgeschottet lebte.
Polin wurde durch Zufall entdeckt
Wie Dziennik Zachodni berichtet, wurden die Beamten aufgrund eines häuslichen Streits in die Wohnung gerufen. Dabei soll die Frau in einem schlechten gesundheitlichen Zustand (Schwellungen und Ödeme an ihren Beinen) aus dem Zimmer getreten sein. Sie habe verneint, dass es zwischen Eltern eine Auseinandersetzung gegeben habe. Nach ihrer Aussage kontaktierte die Polizei die Rettung, die Mirella in ein Krankenhaus brachte.
Eltern erzählten, Mirella wird "vermisst"
"Das Sanitäterteam hörte die Aussage der Patientin, dass sie ihr Haus seit über 20 Jahren nicht verlassen habe. Als sie mit dem Team das Treppenhaus hinunterging, war sie überrascht, dass die Treppe so aussah", sagte Paweł Nowicki, Vertreter des Direktors des Woiwodschaft-Rettungsdiensts in Kattowitz. Die Eltern der 42-Jährigen sollen ihrem Umfeld erzählt haben, dass ihre Tochter vermisst sei. Bei der Polizei ging jedoch nie eine offizielle Vermisstenanzeige ein.
Wie Fakt berichtet, soll Mirella erst 15 Jahre alt gewesen sein, als sie nicht mehr die Schule besuchte. Sie "verschwand" offenbar in der Zeit zwischen 1997 und 1998. Ihre Mutter und ihr Vater erzählten ihren Freunden und Nachbarn nicht nur, dass die damals Jugendliche vermisst wird, sondern auch, dass sie entführt wurde oder zu ihren leiblichen Eltern zurückgegangen ist.
Laut der 81-jährigen Mutter von Mirella, habe sie freiwillig die Wohnung nicht verlassen wollen, weil sie sich für ihre "Beine schämte". Eine alte Schulkollegin erklärte gegenüber dem Medium jedoch, dass Mirella in ihrer Jugend nie Probleme mit ihren Beinen hatte.
42-Jährige lebte im Dreck
Die Assistenzärztin Anna Hryniak vom Stadtpolizeipräsidium in Świętochłowice erklärte gegenüber dem Medium, dass Mirella behauptete, keine Hilfe zu benötigen: "Ein Polizist war vor Ort und hat mit Frau Mirella gesprochen. Sie hat dem Polizisten keine derartigen Informationen gegeben. Im Gegenteil, sie sagte, es sei nichts passiert und sie fühle sich nicht ungerecht behandelt."
Die Frau war jedoch sichtlich vernachlässigt worden und hatte sich seit Jahrzehnten nicht mehr in medizinische Untersuchung begeben. Die Wohnung sei sauber gewesen – bis auf das Zimmer von Mirella. Die Polin hätte in ihrem Zimmer in einem Kübel ihr Geschäft verrichten müssen. Überall waren Exkremente verteilt, den Bademantel, den sie bei dem Antreffen der Polizei trug, sei seit Jahren nicht gewaschen worden. Vom Rest der Wohnung, der unter anderem über funktionierende Sanitäranlagen verfügte, sei sie abgeschnitten gewesen.
Polizei untersucht mögliche Straftat
Einen Personalausweis habe die Polin nicht. "Die örtliche Kriminalpolizei ermittelt, ob innerhalb dieser Familie Straftaten gegen die 42-Jährige begangen wurden", sagte Hryniak weiter. Demnach könne nicht eindeutig bestätigt werden, dass Mirella gegen ihren Willen festgehalten wurde. Laut Fakt sei ein Interview mit der Betroffenen nicht möglich, die Mutter soll immer wieder für ihre traumatisierte Tochter sprechen.
Spendenkonto eingerichtet
Am 24. September wurde auf zrzutka.pl eine Spendenaktion für die weitere Beinbehandlung und Rehabilitation sowie Zahnbehandlungen für die Polin gesammelt. Bisher sind mehr als 64.888 Złoty (ca. 15.300 Euro) Spenden eingegangen. Wie polnische Medien berichten, kehrte Mirella zwei Monate nach ihrem Krankenhausaufenthalt nun wieder in die kleine Wohnung zurück, wo sie mehr als 27 Jahre ihres Lebens vermeintlich eingesperrt verbrachte.
Kommentare