Warum Blackfacing im Fasching immer noch ein Problem ist

Demonstration gegen Rassismus mit Plakat
Zeit, sich mal wieder zu Gemüte zu führen, dass eine Hautfarbe kein lustiges Kostüm ist.

Rund um Fasching, Karneval & Co. tauchen sie immer wieder auf: Kostüme oder Faschingsartikel, die rassistische und diskriminierende Ausprägungen haben. Bis heute ist bspw. die dunkle "Afrikaner-Schminke" in zahlreichen Shops verfügbar. Dabei sollte inzwischen klar sein, dass eine Ethnie, eine Kultur oder eine Hautfarbe eben kein witziges Faschings-Outfit für Weiße ist.

Was ist Blackfacing?

  • Blackfacing bezeichnet das Schminken Weißer Personen, um Schwarze Menschen darzustellen.
  • Das heute bekannte Blackfacing hat seine Wurzeln in der US-amerikanischen Theaterbranche des 18. Jahrhunderts.
  • Anfang des 19. Jahrhunderts war es bei sogenannten "Minstrel Shows" gang und gäbe für Weiße Schauspieler, sich das Gesicht schwarz zu bemalen, oftmals kombiniert mit großen, wulstig gemalten roten Lippen.

Schwarze als Mittelpunkt von Parodie

Schwarze wurden dabei wohlgemerkt nicht nur verkörpert, sondern vielmehr parodiert, karikiert und verspottet. Die Darstellungen schürten schon damals negative Stereotype und wurden nicht selten auch genutzt, um Sklaverei zu verharmlosen: Dem überwiegend Weißen Publikum wurde nämlich oft vermittelt, das Leben in Sklaverei sei ja gar nicht so schlimm –Plantagenarbeiter und Hausangestellte wurden in besagten Shows oft singend und tanzend gezeigt, so etwa das bekannte "Jim Crow"-Stereotyp.

Journalistin und US-Korrespondentin Kerstin Zilm erklärt im Interview mit Deutschlandfunk, dass Schwarze in "Minstrel Shows" als "unzivilisiert, als faul, als dumm, als feige, als auf Sex versessen dargestellt" wurden. Es sei "ein gezieltes Degradieren" von AfroamerikanerInnen "zu Karikaturen".

In den letzten Jahren gab es auch hierzulande immer wieder Diskussionen zum Thema Blackfacing – im deutschsprachigen Fernsehen war es Anfang der 2000er fast schon Standard für Weiße Komiker, in Blackface aufzutreten, etwa um berühmte Schwarze Persönlichkeiten wie Bruce Darnell, Nadja abd el Farrag oder eben Kanye West (siehe: Oliver Pocher am Wiener Opernball 2014) zu parodieren. Erst seitdem immer wieder auf die rassistische historische Bedeutung von Blackfacing hingewiesen wurde, gilt Blackfacing auch im deutschsprachigeblackfn Raum als verpönt. 

Blackfacing im Fasching

Auch zur Faschingszeit herrscht inzwischen mehr Bewusstsein dafür, dass ein Gschnas unter dem Motto "Afrika", wie es 2013 noch in einer Gemeinde in Oberösterreich abgehalten wurde, keine besonders gute Idee ist. Trotzdem gibt es immer noch Vorfälle, die für Stirnrunzeln und teils starke Kritik sorgen:

  • Bad Schandau, Februar 2024 (Deutschland): Beim Karnevalsumzug traten vier Teilnehmer mit schwarz geschminkten Gesichtern, Kraushaar-Perücken und grellrot geschminkten Lippen auf. Sie trugen ein Schild mit der Aufschrift "Die lange Schlange aus der Savanne". Politiker verschiedener Parteien verurteilten diese Darstellung als rassistisch.
  • Thaur, Februar 2023: Bei einem Faschingsumzug in Thaur (Bezirk Innsbruck-Land) sorgte ein Video für Aufsehen, das Männer zeigte, die sich schwarz angemalt und als Sklaven verkleidet hatten. Dieses Verhalten wurde in sozialen Medien und von verschiedenen Organisationen als rassistisch kritisiert.
  • Neumarkt im Mühlkreis, Februar 2016: Die SPÖ Neumarkt veranstaltete einen Maskenball, bei dem eine Gruppe von Teilnehmern mit schwarz angemalten Gesichtern auftrat, offenbar in der Absicht, "Afrikaner" darzustellen. Dieses Verhalten wurde ebenfalls als rassistisch kritisiert.

Blackfacing bei den Sternsingern

Auch die Kritik an der schwarzen Gesichtsfarbe der Heiligen Drei Könige wird im deutschsprachigen Raum jedes Jahr lauter. Das Kindermissionswerk "Die Sternsinger" rät inzwischen sogar offiziell davon ab, Kinder oder Jugendliche dunkel zu schminken, obwohl die Absicht dahinter – die Darstellung eines "Afrikanischen Königs" – eigentlich eine andere ist als bei den spöttischen "Minstrel Shows".

"Auch wenn dieses 'Blackfacing' nichts mit dem Schminken beim Sternsingen zu tun hat, bringen es doch viele Menschen damit in Verbindung. Es kann also für Menschen störend oder verletzend sein, wenn sie sehen, dass Sternsinger sich schwarz schminken", heißt es auf der entsprechenden Website.

Warum die Absicht beim Blackfacing eben kein Rolle spielt, bringt Comedian Roy Wood Jr. in einem Skit der "Daily Show" auf den Punkt: "Blackface ist wie Rauchen im Flugzeug: Vor langer Zeit war das mal akzeptabel, aber jetzt wissen wir, dass es den Menschen um uns Schaden zufügt. Genau deshalb ist es egal, ob es böse gemeint ist oder nicht."

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