Botox selbst injizieren: Experten warnen vor gefährlichem Trend

Immer mehr Menschen spritzen sich Botox und Filler selbst.
Immer mehr Videos auf TikTok, Instagram und Reddit zeigen Menschen, die sich Botox selbst injizieren. Was in Online-Communities als "Beauty-Hack" gefeiert wird, bereitet Fachärzten zunehmend Sorgen.
In wenigen Klicks zum Nervengift
Offiziell darf Botulinumtoxin, besser bekannt unter dem Markennamen Botox, in Österreich ausschließlich von Ärzten verwendet und bestellt werden. Doch auf internationalen Online-Plattformen kursieren Angebote, die ohne Nachweis der medizinischen Ausbildung zugänglich sind. Besonders verbreitet ist dabei das Präparat Innotox aus Südkorea. Dieses Produkt ist in Österreich, der EU und den USA nicht zugelassen und somit illegal.
"Habe Angst, dass ich etwas im Gesicht lahmlege"
"Obwohl ich noch immer etwas Angst habe, dass ich irgendetwas in meinem Gesicht lahmlege, habe ich Innotox ausprobiert und liebe es. Auf der Stirn ist es wirklich einfach", so eine TikTok-Nutzerin. Auch die sich darunter sammelnden Kommentare sind besorgniserregend: "Sie sieht jetzt toll aus und ist echt mutig" und "Das werde ich jetzt nachmachen".
Besonders verlockend dürfte auch der Preis sein – während Patienten und Patientinnen in heimischen Praxen für eine Behandlung mehrere Hundert Euro bezahlen, sind im Netz bereits ab etwa 30 Euro Ampullen erhältlich.
DIY-Botox auf dem Vormarsch
Vor allem auf TikTok wird der Irrglaube verbreitet, dass DIY-Botox als günstige und einfache Alternative zum Arztbesuch angewendet werden kann. Zahllose Anleitungen und Skizzen, die zeigen sollen, wo man die Spritze setzen müsse, fluten derzeit das Netz. Dermatologen betonen jedoch, dass dies keine verlässliche Grundlage ist. Jeder Mensch hat eine individuelle Mimik und Muskelstruktur. Was bei einer Person funktioniert, kann bei einer anderen schwerwiegende Nebenwirkungen auslösen.
Langwierige gefährliche Nebenwirkungen
Mediziner warnen eindringlich vor den Folgen unsachgemäßer Anwendungen. Schon kleine Fehler bei der Dosierung oder beim Einstichpunkt können gravierende Konsequenzen haben. Neben hängenden Augenlidern oder asymmetrischen Gesichtszügen drohen im schlimmsten Fall Beeinträchtigungen beim Sprechen oder Schlucken, wenn sich das Toxin unkontrolliert ausbreitet. Einmal injiziert, lassen sich die Folgen zudem nicht einfach korrigieren. Die Wirkung von Botox hält mehrere Monate an – Komplikationen begleiten Betroffene also über längere Zeit.
Österreichischer Dermatologe warnt eindringlich
Der Wiener Dermatologe und Allergologe Dr. Johannes Bisschoff (Medizin am Hauptbahnhof und Faltenfrei Wien) warnt gegenüber KURIER klar vor dem Trend:
„Aus dermatologischer Sicht ist dringend davon abzuraten, Botox selbst zu injizieren. Es handelt sich um ein Medikament und die Anwendung erfordert medizinisches Fachwissen über Dosierung und Injektionstechniken, um Komplikationen wie Asymmetrien und Funktionsstörungen (trockene Augen, Lidschlussproblematik usw.) zu vermeiden und ein optimales Ergebnis zu erhalten. Die Substanz ist nur für Ärzt:innen legal zugänglich, wodurch sich die Frage stellt, ob am Schwarzmarkt nicht Fälschungen gehandelt werden. Für Sicherheit und bestmögliche Ergebnisse sollte die Behandlung ausschließlich von erfahrenen Dermatologen durchgeführt werden.“
Botox-Behandlung in Österreich boomen
Österreichweit erfolgen jährlich zwischen 30.000 und 100.000 ästhetische Behandlungen, darunter Botox, Filler, Laserbehandlungen oder sogenannte "Vampir-Liftings". Die Schwankungsbreite ist besonders hoch, da illegale Behandlungen auch in Österreich keine Seltenheit sind. Laut der Wiener Ärztekammer ist die Zahl unrechtmäßiger Eingriffe, etwa in Kosmetikstudios durch nicht-ärztliches Personal, "nicht gerade niedrig". Erst Kürzlich wurde in Wien-Simmering eine illegale Beauty-Klinik mit über 500 Kunden aufgedeckt.

Stadt Wien will Aufklärung in Sachen Beauty-Behandlungen betreiben.
Infokampagne als Gegenmaßnahme
Die Stadt Wien startete deshalb am 26. Juni 2025 eine umfassende Informationskampagne zu Risiken bei Botox, Fillern und Co. Ziel ist es, insbesondere junge Menschen über gesundheitliche Gefahren und Patientenrechte aufzuklären. Gesundheitsstadtrat Peter Hacker betonte die Aufklärungspflicht: Keine/r soll einem Eingriff zustimmen, ohne umfassend über Risiken informiert zu sein.
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