Schock und Entschuldigung nach Eishockey-Party
Der Teamchef kämpfte mit den Emotionen. Ärger und Enttäuschung waren ihm ins Gesicht geschrieben, der Blick traurig. „Entschuldigung an die Eishockey-Familie in Österreich“, sagte Manny Viveiros beim Pressetermin im Österreich-Haus. „Ich bin sehr enttäuscht über das, was passiert ist. Ich bin wie im Schock“, suchte der Austro-Kanadier nach Worten für das, was passiert war.
Vor dem wohl wichtigsten Spiel in der jüngeren Eishockey-Geschichte, dem Viertelfinal-Play-off gegen Slowenien am Dienstag war ein Teil seiner Mannschaft feiern gewesen. Bei manchen soll das feucht-fröhliche Fest nach dem 3:1-Sieg gegen Norwegen bis in die frühen Morgenstunden gedauert haben. Das müde 0:4 gegen Slowenien spiegelte die Vorgeschichte wider. Die NHL-Spieler Thomas Vanek, Michael Raffl und Michael Grabner, die mit von der Party-Partie gewesen sein sollen, versuchten zu beschwichtigen: „Wir sind der Meinung, dass dies keinen Einfluss auf die enttäuschende Mannschaftsleistung beim Play-off-Spiel gegen Slowenien hatte“, hieß es in einer Aussendung. „Aber wir wissen um unsere Rolle als Vorbilder und hätten das Feiern verschieben sollen.“
Konsequenzen
Teamchef Viveiros, der von den Eskapaden seiner Spieler erst nach der lauen Leistung gegen Slowenien erfuhr, beurteilte die Situation anders: „Ich glaube schon, dass das lange Feiern eine Rolle gespielt hat. Es wird Konsequenzen geben.“ Wie die Maßnahmen aussehen werden, soll intern beraten werden. In den nächsten Tagen werden aber die Namen der Beteiligten bekannt gegeben. „Für mich persönlich ist das ein Tiefschlag“, sagte auch Dieter Kalt, der Präsident des österreichischen Eishockeyverbandes.
Viveiros hatte auf die Vernunft der Spieler vertraut: „Ich konnte mir so etwas nicht vorstellen. Das ist doch kein U-18-Team, das einen Babysitter braucht“, murmelte er. „Es tut mir so leid, auch für die Spieler, die wir zu Hause gelassen haben. Für die wäre es ein Traum gewesen, dabei zu sein.“
Man erinnere sich daran, welch Rauschgefühl die Olympia-Qualifikation beim rot-weiß-roten Eishockey-Nationalteam ausgelöst hat. Epochal dieser Erfolg, das Größte überhaupt, purer Wahnsinn. Im Nachhinein nüchtern betrachtet – das ist angesichts der Vorfälle schwierig genug – war es ein teurer Ausflug nach Sotschi. Immerhin 41 Personen (Spieler samt Betreuer) waren nötig – für einen Sieg und noch mehr schlechte Nachred’.
Ein angeblich ziemlich feuchtfröhlicher bis in den Morgen reichender Abend nach dem Erfolg gegen Norwegen dient jetzt als Erklärung für die Niederlage gegen Slowenien. Ein Spiel, das ein historisches hätte werden sollen.
Die NHL-Profis entschuldigten sich für unprofessionelles Verhalten, der Check gegen die Promillegrenze sei aber nicht verantwortlich für die sportliche Pleite gewesen. Ihr Pech: Das Gegenteil ist leider nicht zu beweisen.
Und siehe da, ein trüber Blick in die Vergangenheit zeigt: Bei der A-WM 2003 in Helsinki haben einige Spieler vor dem entscheidenden Zwischenrundenspiel gegen Deutschland die Geisterstunde übersehen. Gespenstisches Ergebnis: 1:5. Bei der Olympia-Qualifikation 2005 in Klagenfurt wurden vor dem ebenfalls entscheidenden Spiel gegen die Ukraine zwei Spieler in der Nacht in einem Café angetroffen. Ergebnis: 3:4.
Schwamm drüber, lasst uns auf Österreichs Eishockeyteam anstoßen. Nächstes Mal daheim im Wohnzimmer. Kommt auch billiger.
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