Beauty-Drinks mit Kollagen und Hyaluron: Nur ein Werbeschmäh?

Beauty-Drinks mit Kollagen und Hyaluron: Nur ein Werbeschmäh?
Schönheitsdrinks mit Kollagen und Hyaluronsäure sollen von innen jung halten. Experten sehen den Trend kritisch.

Sie enthalten keinen Alkohol, sind aber dennoch aktuell in aller Munde. Das Angebot an Beauty Shots, also kleinen Fläschchen, die mit Nahrungsergänzungsmitteln gefüllt sind, wächst rasant. Geworben wird vor allem mit zwei Inhaltsstoffen: Hyaluronsäure und Kollagen. Täglich getrunken sollen diese die Haut von innen heraus schöner machen. Kann das funktionieren – oder handelt es sich nur um einen neuen Marketingschmäh der Beauty-Industrie?

Für die Haut erfüllen sowohl Hyaluronsäure als auch Kollagen einen wichtigen Zweck. "Erstere ist im Körper für die Wasserbindung zuständig und fungiert als Feuchtigkeitsspeicher. Sie ist dafür zuständig, dass die Haut prall aussieht", erklärt Golnaz Delir, Dermatologin im Kuzbari Zentrum, im Gespräch mit dem KURIER. "Kollagen hingegen sind für deren Straffheit verantwortlich." Somit sind beide essenziell für die Hautstruktur.

Sowohl der Anteil an Hyaluronsäure als auch an Kollagen lässt mit zunehmendem Alter nach. "Ab Mitte zwanzig beginnt dieser Prozess in der Regel", erklärt Patrick Brunner, Dermatologe an der Klinik der MedUni Wien.

Wissen, das sich die Beauty-Industrie seit Langem zunutze machen will. Cremen, die mit Hyaluronsäure oder Kollagen versetzt sind, gehören zu den Bestsellern in den Parfümerien. Diese haben laut Brunner auch ihre Berechtigung. "Durch die Wasserbindungskapazität gibt es natürlich einen oberflächlich aufquellenden Effekt."

Minimaler Erffekt

Den Hype um Beauty-Drinks sieht der Experte jedoch kritisch: "Die wenigen Studien, die es zur Wirkung dieser Produkte gibt, haben nur sehr geringe Effekte gezeigt." Diese Studien werden übrigens meist von den Beauty-Firmen selbst in Auftrag gegeben – dementsprechend üblicherweise mit dem gewünschten Ergebnis.

Brunners Fazit: "Wenn sich das Erscheinungsbild der Haut nach der Einnahme ändert, dann wohl nur minimal." Weniger Falten, mehr Feuchtigkeit – der Erwartungshaltung der Kunden könne man so aber wahrscheinlich nicht gerecht werden.

Ähnlich sieht es Kollegin Golnaz Delir. "Der Sinn von oralen Zufuhr von Hyaluronsäure und Kollagen sollte definitiv hinterfragt werden", sagt die Hautärztin.

Oxidativer Stress

Man könne auch ohne Beauty Shots sehr viel dazu beitragen, dass die zwei für das Hautbild so wichtigen Eiweiße nicht vorzeitig abgebaut werden.

"Es geht darum, oxidativen Stress zu reduzieren", weiß die Expertin. "Denn dieser ist für die Hautalterung verantwortlich, weil er die Bildung freier Radikale fördert, die wiederum die Enzyme aktivieren, die das Kollagen und die Hyaluronsäure angreifen." Mehrere Faktoren beschleunigen den Abbau: Alkohol, Rauchen und UV-Licht gehören zu den größten Stressfaktoren für die Haut. Mit einem gesunden Lebensstil inklusive ausgewogener Ernährung und ausreichender Bewegung könne man laut Delir auf die verheißungsvoll angepriesenen Schönheitsdrinks verzichten. "Lebensmittel, die viel Vitamin A, C und E enthalten, reduzieren oxidativen Stress. Und wer eine große Portion Brühe isst, wird höchstwahrscheinlich einen größeren kollagenfördernden Effekt erzielen, als mit all diesen Fläschchen."

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