Berühmt und berüchtigt
Berühmt wurde er 1968 mit "Rosemaries Baby", berüchtigt zehn Jahre später, als er angeklagt wurde eine 13-Jährige verführt zu haben und aus Amerika floh, nachdem der Richter einen bereits ausgemachten Vergleich ablehnte. Das Opfer, Samantha Geimer, hat sich in den vergangenen 45 Jahren mehrmals öffentlich für ihn eingesetzt.
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Keine Frage, Polanski ist aus allseits bekannten Gründen eine umstrittene Figur und lebt seit 1978 im französischen und Schweizer Exil. Nicht umstritten ist sein Talent. Selbst die größten Kritiker seines Privatlebens geben zu, dass er einige der wichtigsten Filme der Geschichte gemacht hat. Nach "Tess" (mit Nastassja Kinski), das 1979 mit zahlreichen Oscars und Cesárs überschüttet wurde, erreichten seine Filme lange nicht das Kaliber seiner früheren. Das endete mit "Der Pianist" (2002). Dafür bekam er alle wichtigen Preise, von der Goldenen Palme bis zum Oscar.
Danach kreierte er stetig Werke, die sowohl kreative wie auch kommerzielle Erfolge waren, darunter auch "Der Gott des Gemetzels" in dem Christoph Waltz eine der vier Hauptrollen spielt. Wie er auf den Österreicher kam? „Gar nicht, er kam auf mich zu, wollte mich treffen. Aber das war während meines – sagen wir ,dürren Jahres’. Ich war eingesperrt, unter Hausarrest, und er wollte mich sehen. Also sagte ich, klar, soll er mich doch besuchen kommen.“
Leid und Kreativität
An einen Zusammenhang zwischen Schmerz und Kreativität glaubt er nicht: "Muss man leiden, um kreieren zu können? Ich denke nicht. Was mir in meinem Leben widerfahren ist, ist Vergangenheit. Es ist mein Gepäck, aber ich schleppe es nicht mit mir herum. Ich glaube, nicht Schmerz, sondern eine gewisse Lebenserfahrung ist nötig, um Geschichten zu erzählen. ,Der Pianist’ habe ich aus dem Ärmel geschüttelt. Der war in meinem Kopf."
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Mit den schwierigen Phasen des Lebens, von denen er von Geburt an mehr durchmachte als die meisten, ist er immer stoisch umgegangen: "Ich akzeptiere sie, wie sie sind. Als Atheist glaube ich, dass alles in irgendeiner Form ohnehin nur Vorbestimmung ist, und man es nicht ändern kann."
So betrachtet sieht er auch seinen Bann aus Hollywood gelassen: "Ich vermisse meine Freunde. Und ich vermisse Nate & Al’s Delikatessen!" (ein weltberühmtes Deli in New York).
Dass er mit 89 einen weiteren Film begann und auch nicht so aussieht, als wäre er 90, schreibt er "guten Genen" zu: "Als ich 18 war und meinen ersten Film machte, sah ich aus wie 14 und durfte nicht mal ins Kino. Und sonst lebe ich eben sehr gesund. Ein Glas Wein zum Abendessen, und ich rauche nicht. Außer Zigarren!"
Sein neuestes Werk "The Palace" feiert in zwei Wochen Weltpremiere beim Filmfestival in Venedig. Polanski selbst wird aber nicht an den Lido kommen.
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