Verflucht? Das wurde aus den "Verliebt in eine Hexe"-Schauspielern
Bis auf die Tatsache, dass Samantha eine Hexe ist, scheint bei ihr und ihrem Ehemann Darrin überhaupt nichts außergewöhnlich. Um ein möglichst normales Leben zu führen, haben sie sich darauf geeinigt, im Alltag auf Magie zu verzichten. Das ist manchmal aber komplizierter als erwartet.
Die Prämisse der 1960er-Sitcom "Verliebt in eine Hexe" (OT: "Bewitched") mag aus heutiger Sicht schlecht gealtert sein: Der Ehemann erlaubt seiner braven Hausmütterchen-Gattin nicht, sie selbst zu sein und ihre Talente auszuleben. Kaum wendet Samantha ihre magischen Fähigkeiten an und strebt somit nach Empowerment, Akzeptanz und nach einer eigener Stimme, kriegt es Darrin mit der Angst zu tun. Weil Männer eben Angst vor starken Frauen haben – so wird zumindest suggeriert.
Bis auf die Tatsache, dass Samantha eine Hexe ist, scheint bei ihr und ihrem Ehemann Darrin überhaupt nichts außergewöhnlich. Um ein möglichst normales Leben zu führen, haben sie sich darauf geeinigt, im Alltag auf Magie
Lässt man diesen gender-analytischen Aspekt aber beiseite, ist "Verliebt in eine Hexe" nach wie vor eine charmante, kurzweilige, süße und flott erzählte Sitcom, ganz in der Tradition der zur damaligen Zeit so beliebten Screwball-Komödien und vor allem Wegweiser für spätere Hitserien wie "Charmed – Zauberhafte Hexen" oder "Sabrina – Total verhext". 2024 wurde sogar darüber berichtet, dass eine moderne Neuauflage der Serie in Planung ist.
Doch was wurde aus dem Cast der Original-Serie? Der KURIER hat sich auf magische Spurensuche begeben. Auffallend: Alle Hauptdarsteller sind früh verstorben, die meisten davon an Krebs.
Elizabeth Montgomery (Samantha Stephens)
Keine konnte so charmant mit der Nase wackeln wie sie: Die Rolle der wahrlich bezaubernden Samantha Stephens brachte Elizabeth Montgomery ganz fünf Emmy- und vier Golden-Globe-Nominierungen ein.
Nach acht Staffeln Magie-Comedy wandte sich Montgomery ernsten Rollen zu, die sich von jener von Samantha Stephens merklich abhoben. Sie spezialisierte sich auf TV-Filme und heimste weitere Emmy-Nominierungen ein. Der Film "A Case of Rape" erzielte 1974 eine der höchsten Zuschauerquoten in der amerikanischen Fernsehgeschichte. Montgomery trat auch in zahlreichen – damals sehr beliebten – Gameshows auf, wo sie ihr komödiantisches Talent erneut unter Beweis stellen konnte.
Abseits der Schauspielerei engagierte sich für gesellschaftliche Belangen, setzte sich unter anderem für die AIDS-Forschung und -Aufklärung ein. Zudem kritisierte sie offen die Politik von Ronald Reagan und dessen Vizepräsidenten George Bush. In dem mit dem Oscar ausgezeichneten Dokumentarfilm "Coverup: Behind the Iran-Contra Affair and The Panama Deception" war sie die Erzählstimme.
Insgesamt war Montgomery viermal verheiratet und hat insgesamt drei Kinder. 1995 starb sie im Alter von nur 62 Jahren an Darmkrebs. Im Jänner 2008 wurde Elizabeth Montgomery posthum mit einem Stern auf dem Hollywood Walk of Fame geehrt.
Elizabeth Montgomery 1988
Dick York (Darrin Stephens)
In den ersten fünf Staffeln wurde Samanthas liebenswürdiger, aber auch überforderter Ehemann Darrin Stephens von Dick York verkörpert. Doch aufgrund einer schweren Verletzung am Set des Films "Sie kamen nach Cordura" im Jahr 1959 musste York die Serie – er absolvierte viele Szenen mit körperlich herausfordernder Slapstick-Comedy – 1969 verlassen: Er litt unter permanenten immens starken Rückenschmerzen, weshalb er auf Schmerzmittel angewiesen war, von denen er bald abhängig wurde.
York hatte Probleme mit seinem Text, wenn er seine Medikamente nahm, aber wenn er das nicht tat, hatte er wiederum mit Schmerzen zu kämpfen. Als Übergangslösung trat York einige Zeit nur noch zu Beginn und am Ende der Episoden auf, verrät ein neuer Dokumentarfilm über "Verliebt in eine Hexe". Doch als York während der Dreharbeiten vor Schmerzen ohnmächtig wurde und einen epileptischen Anfall erlitt, verließ er die Serie endgültig – was er, wie man in der Doku sieht, als "schlimmsten Tag meines Lebens" bezeichnete. "Ich dachte, ich würde alle anderen im Stich lassen."
Nach dem Serienausstieg war York bettlägrig und übernahm insgesamt nur noch drei Nebenrollen. In seinen letzten Lebensjahren gründete er die Organisation "Acting for Life", eine Wohltätigkeitsorganisation für Obdachlose und andere Bedürftige. Dick York starb 1992 im Alter von 63 Jahren. Er hinterließ seine Ehefrau Joan Alt und drei Kinder.
Dick York 1960
Agnes Moorehead (Endora)
Sie war der Liebling der Serie: Samanthas Hexenmutter Endora, die sich kein Blatt vor den Mund nahm und mit Esprit und Styling überzeugte.
Agnes Moorehead feierte bereits vor "Verliebt in eine Hexe" große Erfolge. Bereits ihr Schauspieldebüt fand im Rahmen eines großen Projekts statt, nämlich in Orson Welles "Citizen Kane", der bis heute als bester Film aller Zeiten gilt. Insgesamt wurde Moorehead viermal für den Oscar nominiert, konnte den Preis allerdings nie gewinnen – im Gegensatz zum Golden Globe, der ihr 1964 für "Wiegenlied für eine Leiche" verliehen wurde. Auch einen Emmy gewann sie. Geschichte schrieb Agnes Moorehead 1948, als sie als erste Frau überhaupt die Oscar-Verleihung (mit) moderierte.
Auch während der Serie war sie in anderen Projekten zu sehen. Zwei Jahre nach dem Finale von "Verliebt in eine Hexe" starb sie im Alter von 73 Jahren an Gebärmutterkrebs. Moorehead war der Meinung, sie habe sich die Krankheit 1956 während der Dreharbeiten zu "Der Eroberer" zugezogen – immerhin wurden bei 91 von den 220 Darstellern und Crewmitgliedern des John-Wayne-Films Krebs diagnostiziert. Schuld sollen angeblich radioaktive Keime am Set gewesen sein. Der Drehort befand sich in der Nähe des Atomwaffentestgeländes Nevada Test Site in Utah, wo drei Jahre zuvor eine Atombombe gezündet worden war.
Moorehead war zweimal verheiratet.
Agnes Moorehead 1971
Dick Sargent (Darrin Stephens)
Dick Sargent, dessen richtiger Name Richard Stanford Cox hieß, übernahm ab der sechsten Staffel aufgrund gesundheitlicher Probleme seines Vorgängers Dick York die Rolle von Darrin Stephens. Zuvor war er vor allem in Nebenrollen zu sehen, unter anderem neben Elvis Presley. Ihm war die Rolle bereits im Jahr 1964 angeboten worden, allerdings stand er damals beim Konkurrenten Universal Studios unter Vertrag.
Nach dem Serienfinale war Sargent weiterhin als Schauspieler tätig, spielte in Kinofilmen mit und übernahm zahlreiche Gastauftritte in namhaften Serien, unter anderem "Die Waltons", "Love Boat", "Fantasy Island", "3 Engel für Charlie", "Mord ist ihr Hobby" und "Columbo". Schon vor "Verliebt in eine Hexe" war Sargent in einer Folge der Kult-Serie "Bezaubernde Jeannie" zu sehen. Von 1984 bis 1987 spielte er eine der Hauptrollen in der Fantasy-Sitcom "Down to Earth".
Am 11. Oktober 1991, punktgenau am National Coming Out Day, outete sich Sargent als schwul – und war damit einer der ersten Schauspieler, die freiwillig zu ihrer Homosexualität standen. Zusammen mit Serienkollegin Montgomery setzte er sich für die AIDS-Forschung ein, engagierte sich aber auch für das Christian Children’s Fund und Special Olympics.
Auch Dick Sargent wurde nicht alt: 1994 starb er mit 64 Jahren an Prostatakrebs.
Dick Sargent 1993
Erin und Diane Murphy (Tabitha Stephens)
Die heute 60-jährigen Zwillingsschwestern Erin und Diane Murphy spielten erstmals im Alter von zwei Jahren Tabitha, die Tochter der Stephens. Als die Schwestern älter wurden und nicht mehr ident aussahen, übernahm Erin die Rolle.
Nach "Verliebt in eine Hexe", freilich die allererste Rolle von Erin, war sie in mehr als 80 TV-Werbespots zu sehen, unter anderem sogar an der Seite von Ronald Reagan. Beim Casting stach Erin Murphy spätere Hollywood-Ikonen wie Jodie Foster und Helen Hunt aus.
Als sie acht Jahre alt war, kehrte Erin der Schauspielerei den Rücken – und das bis heute. Eine Entscheidung, die sie nicht bereut hat, so Murphy in einem Interview mit People. So hatte sie die Gelegenheit, sich ungestört der Erziehung ihrer Kinder zu kümmern. Insgesamt ist Erin Murphy fünffache Mutter, die Kinder stammen allerdings von zwei verschiedenen Vätern.
2010 entschied sich Erin für einen Job als TV-Moderatorin und war auch in einigen Reality-Formaten zu sehen. Ihre Schwester Diane arbeitet als Analystin für eine Medizingeräte-Firma.
Erin Murphy mit ihren TV-Eltern Elizabeth Montgomery und Dick York
Kommentare