"Gier": Weshalb sich Fans von Taylor Swift nun abwenden

Taylor Swift steht in einem glitzernden Bühnenoutfit auf der Bühne.
Am 3. Oktober erschien "The Life of a Showgirl", das lang erwartete neue Album von Taylor Swift. Damit feiert sie große Erfolge – muss sich aber auch massiver Kritik aussetzen.

Zusammenfassung

  • Taylor Swift wird nach Veröffentlichung ihres neuen Albums "The Life of a Showgirl" von Fans wegen zahlreicher Albumversionen und angeblicher Geldmacherei kritisiert.
  • Fans werfen Swift Gier und anti-künstlerisches Verhalten vor, da sie exklusive Inhalte auf viele limitierte Editionen verteilt und mit künstlicher Verknappung arbeitet.
  • Trotz der Kritik und Debatte um KI-Marketing feiert das Album enorme Verkaufserfolge mit 2,7 Millionen verkauften Einheiten in den USA innerhalb von 24 Stunden.

Am 3. Oktober kannte die (Entertainment-)Welt nur ein Thema: das neue Album von Taylor Swift (35) wurde weltweit veröffentlicht. "The Life of a Showgirl" heißt es und bietet erneut eingängige Popmelodien mit Lyrics, die irgendwo zwischen Teenie-Tagebuch und philosophischen Lebensweisheiten changieren – und von Fans als auch Presse detailgenau auf Hinweise auf Swifts Privatleben analysiert werden.

Die Rezensionen sind durchwachsen, musikalisch hat Swift, so die Kritik, nicht viel Neues geboten und blieb hinter den Erwartungen zurück. Zahlreiche Fans aber sind aus einem anderen Grund unzufrieden – und machen ihrem Ärger in den sozialen Medien lautstark Luft.

Kapital anstatt Kreativität 

Der Shitstorm bezieht sich nämlich nicht auf die Qualität der neuen Songs, sondern auf Swifts Angewohnheit, aus jedem ihrer Alben so viel Kapital wie nur möglich zu schlagen, indem sie mehrere Versionen derselben Platte veröffentlicht. Dabei geht es freilich weniger um Kreativität, sondern vor allem um eines: den (jungen) Fans das Geld aus der Tasche zu ziehen.

In Bezug auf "The Life of a Showgirl" heißt das, wie auch die Plattform Buzzfeed erklärt: Fans konnten schon vor der Veröffentlichung sage und schreibe 24 verschiedene Versionen des Albums in Vinyl-Form bestellen. Diese unterschieden sich bezüglich ihres Covers und ihrer Farben, enthielten aber auch unterschiedliche exklusive Inhalte: Swift legte jeder Variante ein anderes Gedicht bei, es gab aber auch ein exklusives Polaroid-Foto, ein Poster sowie verschiedene Zitate auf der Innenseite der Hülle.

In der Graham Norton Show betonte Swift unlängst, dass es notwendig sei, alle Varianten zu besitzen, denn zusammengenommen würden die einzelnen Gedichte eine Überraschung beinhalten – was natürlich die Neugierde der Fans wecken soll. 

Bekannte Werbestrategien

Die "Life of a Showgirl"-Marketingstrategie war aber damit noch nicht zu Ende: Am vergangenen Wochenende verriet der Megastar, dass es vier weitere Albumversionen (als CD) in limitierter Auflage geben werde. Diese beinhalten (jeweils lediglich zwei) Akustik-/Unplugged-Versionen von einigen der neuen Songs, auch die Albumcover unterscheiden sich erneut. Eine CD enthält zudem ein Sprachmemo von Swift. All diese Deluxe Editions seien nur innerhalb der kommenden 24 Stunden auf ihrer Homepage erhältlich – solange der Vorrat reicht.

Diese neuen Song-Versionen sei natürlich "das Beste", das sich Swift "für das Finale" aufhob, schrieb sie in den sozialen Medien. Und: "Ich kann es kaum erwarten, bis ihr sie hört."

Der zeitliche Druck und der Verweis, dass nur eine begrenzte Stückzahl des begehrten Produkts erhältlich sei, kennt man aus (zwielichtigen) Online-Werbungen oder auch Shopping-TV-Kanälen. Dies soll das Gefühl von Exklusivität erzeugen und bei Fans den Eindruck erwecken, sofort handeln zu müssen, was oft rationale Überlegungen in den Hintergrund treten lässt. Die berühmt-berüchtigte FOMA ("Fear Of Missing Out"; übersetzt: "Angst, etwas zu verpassen") wird somit direkt angesprochen und folglich ausgelöst.

Werbung für Taylor Swifts neues Album auf Instagram

"Kapitalismus hat noch nie so akustisch geklungen"

Während einige "Swifties" erfreut auf diese Nachricht reagierten, hinterließ sie beim Großteil einen fahlen Nachgeschmack. Viele beschrieben die Veröffentlichung der Deluxe-Albumversionen als "Gier" und "Anti-Kunst" – vor allem, da es möglich gewesen wäre, alle Akkustik-Songs auf einer einzelnen CD zu veröffentlichen, anstatt sie auf vier verschiedene aufzuteilen. 

Einige der Reaktionen der Fans in den sozialen Medien:

  • "Ich kann mit gutem Gewissen sagen, dass dies eine der widerlichsten und kunstfeindlichsten Praktiken ist, die ein Künstler durchführen kann. Und es ist schrecklich, dass derjenige, der das tut, einer der beliebtesten Künstler der Welt ist. Diese völlige Gier ist einfach beschämend. Das sollte nicht akzeptabel sein."
  • "Und ich habe ungefähr 5 Kopien von diesem Scheiß mit der Post bekommen."
  • "Girl, wir stecken in einer Rezession. Kannst du nicht einfach mal nett zu deinen Fans sein? Hast du noch nicht genug von ihrem Geld? Sei ernst."
  • "Ich kann ihre Gier nicht mehr ertragen. Früher hat sie dem Deluxe-Album nur eine Akustikversion und Sprachmemos beigelegt, nur EIN Album und nicht VIER einzelne Alben?? Sie will mehr Geld von den Fans, weil es ihr anscheinend nicht reicht, Milliardärin zu sein."
  • "Jedes Mal, wenn ich denke, sie hätte genug von denselben Songs, findet sie einen neuen Ansatz für eine limitierte CD. Marketing-Genie oder mittlerweile einfach nur ermüdend? Stell dir vor, du veröffentlichst vier Versionen derselben Songs und nennst es 'künstlerisch'. Kapitalismus hat noch nie so akustisch geklungen."

Auch KI-Verwendung stößt auf Kritik

Zusätzlich wurde Swift auch für ihren Einsatz von KI-Videos während des Marketings für "Life of a Showgirl" stark kritisiert – besonders, da sich die Sängerin erst 2024 öffentlich gegen KI-Fotos ausgesprochen hat, nachdem gefälschte Bilder im Netz kursierten, die Swift angeblich als Trump-Unterstützerin zeigten. 

Ein User auf X schrieb dazu: "Sie 'kämpft' für Anliegen, wenn sie das Opfer ist. Das hat sie schon immer getan und dies ist nur ein weiteres Beispiel. (...)" Ein anderer User antwortete darauf: "Das ist weißer Feminismus. Der ganze Aktivismus beginnt und endet mit Situationen, in denen es nur um sie selbst geht."

Großer Erfolg trotz Kritik

Trotz aller Kritik gingen die Marketingstrategien aber auf und führten zum (Mega-)Erfolg: "The Life of a Showgirl" verkaufte sich alleine in den USA innerhalb von 24 Stunden 2,7 Millionen mal. Damit ist "The Life of a Showgirl" jenes Musikalbum, das sich seit 1991 am zweithäufigsten in der Startwoche verkaufte – nur geschlagen von Adeles "25". Zumindest bisher. 

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