Sarah Connor polarisiert mit neuem Song und Video

Sarah Connor – Streit wegen Handtuch auf dem Kopf
YouTube hat den neuen Musikclip der Sängerin mit einem Warnhinweis und einer Altersbeschränkung versehen. Auch der Titel selbst eckt an. Doch die Message dahinter ist eine wichtige.

Sarah Connor gehört zu den erfolgreichsten Künstlern und Künstlerinnen im deutschsprachigen Raum. Seit sie seit 2015 auf Deutsch singt, ist sie nicht nur wieder ganz oben in den Charts zu finden, sondern verleiht ihren Songtexten regelmäßig eine Tiefe, Vielschichtigkeit, Verspieltheit und Gesellschaftskritik, die ihren englischen Liedern zuvor fehlte. 

Die 44-Jährige ist bekannt dafür, sich kein Blatt vor den Mund zu nehmen und nicht nur über die bereits zum Abwinken besungene Liebe zu trällern, sondern sich auch gesellschaftsrelevanten Themen anzunehmen, um die andere Mainstream-Künstler gerne einen großen Bogen machen – sei es die Flüchtlingskrise in Deutschland ("Augen auf"), der Tod eines Kindes ("Flugzeug aus Papier (Für Emmy)") oder Homosexualität ("Vincent"). Geht es dann doch auch mal um die Liebe, liebt es Connor, mit frech-anzüglichen Textzeilen zu schockieren und anzuecken ("Kommst du mit ihr").

Auch neuer Song polarisiert – und Video kommt mit Warnhinweis

Am 23. Mai 2025 erscheint mit "Freigeistin" Connors drittes deutsches (und insgesamt zehntes) Studioalbum. Auch die zweite Singleauskopplung wird so manchen die Schamesröte ins Gesicht treiben – schon allein aufgrund des Titels: "FICKA" heißt das Lied und handelt von Online-Mobbing und Hass, der auch der Sängerin seit Jahren entgegenschlägt. 

Auf diese Weise möchte sich Connor wehren und versteht "FICKA" als Kampfansage gegen Internet-Trolle. Natürlich möchte sie aber auch anderen Online-Mobbing-Opfern damit Mut geben, sagt sie im Interview mit der Zeitung Bild: "Man muss sich das nicht gefallen lassen. Jetzt gibt es einen Song dafür."

Auch das dazugehörige Musikvideo ist aufgrund der expliziten und aneckenden Sprache auf YouTube mit einem Warnhinweis versehen: "Dieses Video ist eventuell für einige Nutzer unangemessen." Um sich den Clip überhaupt ansehen zu können, fordert die Plattform die User auf, sich mit ihrem Alter anzumelden.

"Wann ist das normal geworden?"

"Meine Karriere dauert jetzt fast 25 Jahre an. Ich habe von Buh-Rufen über verletzende Schlagzeilen, Gerüchte in Klatschmedien und Paparazzi-Hetzjagden alles erlebt", resümiert Connor. Sie wisse, dass dies alles zu einem "gewissen Teil" dazugehört, "wenn du einen öffentlichen Beruf machst". Und die Sängerin und vierfache Mutter betont auch: "Du kannst nicht von jedem gemocht werden. Schon gar nicht, wenn du eine klare Haltung zu politischen Themen beziehst oder polarisierst und öffentlich auch mal Fehler machst." 

Doch irgendwann sei "das Fass voll" und ab nun wolle sie Mobbing und verletzende Kommentare nicht mehr "brav ignorieren", wie sie es bisher getan habe. "Warum muss ich da immer drüber stehen? Wo steht, dass ich mich dagegen nicht wehren darf?", echauffiert sie sich im Interview. "Und warum dürfen Menschen überhaupt ihren Gedankenmüll einfach so anonym in die Welt kippen?"

Zudem gehe es im Song nicht nur um sie selbst, sondern auch um andere Menschen, gegen die im Internet gehetzt wird, beispielsweise und vor allem in sozialen Medien: "Ich habe wirklich ein dickes Fell, was das angeht, aber wie muss es jungen Menschen gehen, die der Hass völlig unvorbereitet trifft? Die sich ausprobieren und zeigen und dafür oft aus nichtigen Gründen ausgelacht, beschimpft oder gemobbt werden. Wann ist das normal geworden?"

Connor selbst scheint zu sozialen Medien ein ambivalentes Verhältnis zu haben: "Durch Social-Media-Material hat die Bewertung und vor allem die Abwertung noch mal ganz andere Dimensionen angenommen. Wut, Neid, Schadenfreude und Frust, sei es nur aus Langeweile, entladen sich ungefiltert und sind durch die Anonymität vernichtender als je zuvor."

Im Lied selbst gibt sie sich stark und singt beispielsweise davon, glückliche Mutter von vier gesunden Kindern zu sein und sich dort im Leben zu befinden, wo sie sein möchte. 

Gemische Reaktionen

Wie zu erwarten sind die Reaktionen der Fans auf den Songs gemischt. Der Großteil, wie den Kommentaren auf YouTube zu entnehmen ist, unterstützt Connor zwar in ihrem Bestreben, gegen "ihre Hater" vorzugehen, doch einige sehen das Projekt eher kontraproduktiv und geben zu bedenken, den mobbenden Personen damit erst eine Bühne zu geben. 

Vereinzelt wird auch die aneckende Sprache kritisiert (Connor zum Titel: "Ein netteres Wort ist mir dafür nicht eingefallen"), immer wieder wird der Sängerin auch vorgeworfen, kritisierende Kommentare zum Video zu löschen. Am häufigsten wird jedoch beanstandet, dass der Song mit 2:21 Minuten zu kurz sei. 

Und was sagt Sarah Connor selbst zum Feedback der Fans auf "FICKA"? "Es berührt mich sehr, dass die Reaktionen zu meinem Lied so stark sind."

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