Richard III.: Warum der berüchtigte König erst 530 Jahre nach seinem Tod bestattet wurde

Eine Krone auf dem Sarg von Richard III.
Die Knochen von Richard III. haben viel mitgemacht. 2015 fand der frühere englische König seine letzte Ruhe.

Zusammenfassung

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  • Die ungewöhnliche Beisetzung von Richard III. jährt sich zum zehnten Mal; er wurde erst 2015 - 530 Jahre nach seinem Tod - in der Kathedrale von Leicester feierlich begraben.
  • Der Fund seiner Knochen hatte erneut Debatten über seinen umstrittenen Ruf als Monarch entfacht.
  • Schauspieler Benedict Cumberbatch, entfernt verwandt mit Richard III., hatte bei der Zeremonie ein Gedicht vorgetragen.

Die Knochen von Richard III. haben viel mitgemacht. 1485 wurden sie auf dem Schlachtfeld zerschmettert, eilig im englischen Leicester beerdigt, bald vergessen und irgendwann vom Asphalt eines Parkplatzes bedeckt. Im Sommer 2012 buddelten Forschende das königliche Skelett wieder aus und untersuchten es eingehend. Erst 530 Jahre nach seinem Tod hatte der englische König vor zehn Jahren seine letzte Ruhe gefunden.

Wenigstens die zweite Beerdigung sollte eines Monarchen würdig sein. Die Kathedrale von Leicester war am 26. März 2015 mit weißen Rosen geschmückt, dem Symbol des Hauses York, dessen Herrschaft mit Richards gewaltsamem Tod zu Ende ging. 

Umstrittener Monarch

Die damals 88-jährige und inzwischen verstorbene Queen Elizabeth II. hatte einen Termin in Kent und sandte Grüße: Richard III. werde nun "in Frieden in der Stadt Leicester im Herzen Englands" ruhen. Dass sie ein paar Worte schickte, war vorab als eine Art royale Rehabilitierung des berüchtigten Königs gewertet worden, der immerhin zu Unrecht auf dem Thron gesessen und seine beiden Neffen auf dem Gewissen haben soll - bewiesen ist es nicht. 

Der Knochenfund hatte einer alten Debatte neuen Schwung verliehen: War Richard III. wirklich so machtgierig und skrupellos, wie William Shakespeare ihn darstellt, oder hat das nachfolgende Herrscherhaus der Tudors für diesen Ruf gesorgt?

Richard III.: Warum der berüchtigte König erst 530 Jahre nach seinem Tod bestattet wurde

König Richard hat am 26. März 2015 seine letzte Ruhe gefunden

Im Gottesdienst war der Gelehrtenstreit kurz angerissen worden, ohne Stellung zu beziehen. Mit feierlicher Miene saßen auch Vertreter und Vertreterinnen des Königshauses unter den Ehrengästen: Herzogin Sophie, Frau von König Charles' Bruder Prinz Edward, sowie ein Cousin von Queen Elizabeth namens Prinz Richard, Herzog von Gloucester - so hieß auch Richard III., bevor er den Thron bestieg.

Benedict Cumberbatch soll mit Richard III. verwandt sein

Noch mehr Glamour brachte Benedict Cumberbatch in die Kathedrale. Der "Sherlock"-Star las ein Gedicht vor, dass die Schottin Carol Ann Duffy extra verfasst hatte, Titel: "Richard". Passenderweise hatte die Universität Leicester am Vortag bekanntgegeben, dass der Schauspieler, wenn auch entfernt, mit Richard III. verwandt sei.

Orgelmusik und Chorgesang unterstrichen die feierliche Stimmung, ein Trauergottesdienst war es aber nicht. "Es gibt keine Trauergäste", erklärte der Gemeindevorsitzende David Monteith. "Stattdessen ist es eher eine Begrüßung, ein Willkommen, eine Anerkennung unserer Geschichte."

Zehntausende hatten in den Tagen vor dem 26. März 2015 Richards letzte Reise von den Forschungsräumen der Universität in die Kathedrale begleitet oder stundenlang vor der Kirche gewartet, um einen Blick auf den Sarg zu werfen.

Allerdings waren damals nicht alle Briten und Britinnen dem Richard-Fieber verfallen. Es erinnere an den Heiligenkult im Mittelalter, bemängelte im Guardian der stets kritische Historiker David Priestland. Die Fernsehbilder aus Leicester hatten Großbritannien im Ausland wirken lassen wie eine "völlig unwichtige Freizeitpark-Nation, die besessen von ihrer royalen Vergangenheit ist".

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