Misshandlung und Sexismus: Vorsitzende packt über Harrys Charity aus

Zusammenfassung
- Prinz Harry und Prinz Seeiso von Lesotho treten als Schirmherren der Organisation Sentebale zurück. Grund ist ein Streit über die Führung.
- Sophie Chandauka erhebt Vorwürfe von Machtmissbrauch und Misogynie in den Reihen von Sentebale und hat die britische Aufsichtsbehörde eingeschaltet.
- Der Streit zwischen Chandauka und dem Stiftungsrat führte zum Rücktritt des Kuratoriums.
Schon wieder ein PR-Desaster für die Sussexes: Prinz Harry hat die Schirmherrschaft über sein Herzensprojekt im südlichen Afrika abgegeben, wie aus einer Mitteilung hervorgeht. Sowohl Harry als auch Mitgründer Prinz Seeiso von Lesotho treten demnach von ihrer Rolle als Schirmherren der Organisation Sentebale zurück.
Hintergrund ist ein erbitterter Streit um die Führung der Organisation, die von den Prinzen 2006 in Andenken an ihre verstorbenen Mütter gegründet wurde. Harrys Mutter, Prinzessin Diana, war 1997 bei einem Autounfall in Paris ums Leben gekommen. Er war damals erst zwölf Jahre alt.
Sophie Chandauka, Vorsitzende von Senetable, gab zuvor ihre eigene Pressemitteilung heraus, in der sie schwere Vorwürfe erhob, ohne jedoch auf Details einzugehen.
Senetable-Vorsitzende erhebt schwere Vorwürfe
Sie stellte sich darin als Whistleblowerin dar, die Probleme um Machtmissbrauch, Mobbing und Frauenhass in der Organisation anprangerte. Sie gab an, die britische Aufsichtsbehörde für Wohltätigkeitsorganisationen eingeschaltet zu haben. Die Behörde teilte auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit, Bedenken hinsichtlich der Führung von Sentebale seien ihr bekannt. "Wir prüfen die Angelegenheit, um die geeigneten aufsichtsrechtlichen Schritte zu bestimmen", hieß es weiter.
In einem Interview mit der London Times führte Chandauka unter anderem "Misogynie" als Grund für den Rücktritt des Herzogs von Sussex und des Kuratoriums an.
Misogynie ist ein Begriff für sexistische Unterdrückung und Verachtung von Frauen, der dazu dient, Frauen in einem niedrigeren sozialen Status als Männer zu halten und so patriarchalische soziale Rollen aufrechtzuerhalten. Der Begriff wurde laut dictionary.com und ihrer Website erstmals 2008 von der Aktivistin und feministischen Wissenschaftlerin Moya Bailey geprägt.
"Hinter all den Opfernarrativen und Fiktionen, die an die Presse verbreitet wurden, verbirgt sich die Geschichte einer Frau, die es wagte, Probleme wie schlechte Unternehmensführung, schwache Geschäftsführung, Machtmissbrauch, Mobbing, Belästigung, Frauenfeindlichkeit, Misogynie und die darauffolgende Vertuschung anzuprangern", sagte Sophie Chandauka.
Chandauka behauptet auch, die Wohltätigkeitsorganisation sei für Harry, Prinz Seeiso von Lesotho, und die Treuhänder nichts weiter als ein "Prestigeprojekt".
Ihr hingegen würde das Projekt tatsächlich am Herzen liegen. "Alles, was ich bei Sentebale tue, dient der Integrität der Organisation, ihrer Mission und den jungen Menschen, denen wir dienen. Mein Handeln orientiert sich an den Grundsätzen der Fairness und Gleichbehandlung aller, unabhängig von sozialem Status oder finanziellen Mitteln", sagte sie der Zeitung. "Es gibt Menschen auf dieser Welt, die sich so verhalten, als stünden sie über dem Gesetz, und Menschen misshandeln, um dann die Opferkarte auszuspielen und genau die Presse, die sie verachten, zu nutzen, um Menschen zu schaden, die den Mut haben, ihr Verhalten zu hinterfragen."

Sophie Chandauka (li.) erhebt Vorwürfe
Sentebale ist eine Organisation, die in erster Linie Aidswaisen in Lesotho und Botswana unterstützt. Dazu gehört die Unterstützung bei medizinischer Betreuung und Bildung. Der Name Sentebale bedeutet Vergissmeinnicht in der Sprache Lesothos.
"Verhältnis irreparabel zerstört"
Wie unter anderem die Times berichtete, wollten die Mitglieder des Stiftungsrats von Sentebale die Vorsitzende, Sophie Chandauka, im Streit um Richtungsfragen zum Rücktritt zwingen. Die reagierte mit schweren Vorwürfen und erwirkte eine einstweilige Verfügung, um im Amt bleiben zu können. Daraufhin trat der Stiftungsrat geschlossen zurück. Die beiden Prinzen schlossen sich in Solidarität an.
"Es ist niederschmetternd, dass das Verhältnis zwischen dem Stiftungsrat der Organisation und der Vorstandsvorsitzenden irreparabel zerstört und eine untragbare Situation entstanden ist", zitierte die britische Nachrichtenagentur PA aus einer gemeinsamen Mitteilung der beiden Prinzen.
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