Die Strategie hinter der neuen Omnipräsenz von Prinzessin Leonor

Prinzessin Leonor
Plötzlich wissen die Spanier und Spanierinnen, wann die Thronfolgerin aufsteht, was sie isst, was für eine ehrgeizige Schülerin sie war und wie diszipliniert sie ist.

Kronprinzessin Leonor (18) löst derzeit eine regelrechte Welle royaler Hochgefühle in Spanien aus. Die von den Medien bereits als "Leonormania" bezeichnete Euphorie scheint dabei vor allem junge Spanier und Spanierinnen zu erfassen. Laut einer Umfrage der Tageszeitung El Mundo vom Samstag bewerten die 16- bis 17-Jährigen ihre fast gleichaltrige Kronprinzessin mit besonders guten Noten - sogar noch vor den über 65-Jährigen.

Laut der Befragung haben die gute Arbeit von König Felipe VI. seit seiner Thronbesteigung 2014 und neuerdings auch der "Leonor-Effekt" dafür gesorgt, dass die Krone mit dem Geheimdienst, den Rathäusern und der Zentralbank wieder zu den am positivsten bewerteten spanischen Institutionen gehört - weit vor der Zentralregierung, dem Parlament, den Regionalregierungen oder der Justiz.

Dass ausgerechnet Leonor für den neuen royalen Hype in Spanien sorgt, damit hätte vor einem Jahr noch niemand gerechnet. Bis vor einem halben Jahr genoss die schüchterne, oftmals verträumt wirkende Kronprinzessin eigentlich keine sonderlich großen Sympathien innerhalb der Bevölkerung. Sie wurde nur am Rande des royalen Zirkus von den Untertanen wahrgenommen.

Volk soll Leonor kennenlernen

Kein Wunder: Die Spanier kannten Leonor bis vor kurzem eigentlich kaum. Ihr Leben lang wurden sie und ihre kleinere Schwester Sofía (16) vor allem von ihrer Mutter Königin Letizia vor der Öffentlichkeit und der Presse abgeschirmt. Wie tickt sie? Wer sind ihre Freunde? Was bewegt sie? Kaum etwas war über ihren Charakter, ihre Wünsche bekannt.

Doch seit vergangenem Sommer hat sich Leonors Leben um 180 Grad gedreht. Nachdem sie im Sommer nach zwei Jahren aus Wales zurückkam, wo sie im Juni ihre Matura am UWC Atlantic College machte, ist sie plötzlich allgegenwärtig in den Medien.

Vor allem von ihrer im Sommer begonnenen Militärausbildung verteilt das Königshaus großzügig Fotos und Nachrichten: Leonor bei Schießübungen, beim Strammstehen, mit Tarnfarbe im Gesicht durch den Schlamm kriechend. Natürlich gibt es auch Bilder vom Schlafsaal, in dem die Kronprinzessin mit den anderen Soldatinnen übernachtet.

Leonor muss zur künftigen Königin aufgebaut werden

Plötzlich wissen die Spanier und Spanierinnen, wann die Prinzessin aufsteht, was sie isst, was für eine ehrgeizige Schülerin sie war und wie diszipliniert sie ist. Dahinter steckt eine Strategie: Die bisher vielen unbekannte Prinzessin von Asturien soll der Bevölkerung als zukünftige Königin vorgestellt werden.

Seit dem 31. Oktober, ihrem 18. Geburtstag, ist sie auch bei allen wichtigen Akten an der Seite ihres Vaters König Felipe VI. zu sehen. Und sie beherrscht ihre Rolle souverän. Gleichzeitig wird vom Palast ihre humane Seite herausgestellt, ihre gute Ausbildung. Der adelige Teenager wird regelrecht zum neuen Star des spanischen Königshauses gepusht. Ihr Gesicht schmückt die Titelseiten aller Gesellschaftsmagazine.

"Von Leonor hängen die Zukunft und der Fortbestand der spanischen Monarchie ab. Vor allem mit den ganzen Finanzskandalen und Liebesaffären ihres Großvaters Juan Carlos I. hat das Ansehen der spanischen Krone sehr gelitten. Mit Leonor will der Palast nun eine neue Epoche einläuten", erklärt Königshausexpertin Pilar Eyre im Gespräch mit der APA.

Die Strategie scheint aufzugehen, wie die jüngste Umfrage von El Mundo unterstreicht. Die Erwartungen und Hoffnungen an und in Leonor sind enorm. Laut einer jüngsten Umfrage der Zeitschrift HOLA sind 54,7 Prozent der Spanier und Spanierinnen davon überzeugt, Leonor stelle ein gutes Vorbild für die spanische Jugend dar. Fast 60 Prozent sind überzeugt davon, sie werde als zukünftige Königin auch viel für die Rolle der Frau in der spanischen Gesellschaft tun.

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