Queen wird 93: "Das furchtloseste Bond-Girl aller Zeiten"
Zum Geburtstag: Ein Blick auf das Leben und den Style der britischen Monarchin.
21.04.19, 05:00
Klein ist sie geworden und etwas vorsichtiger beim Gehen. Aber immer noch nimmt die Queen offizielle Termine wahr, kleidet sich in auffälligen Farben und wird sogar beim Reiten beobachtet - nicht mit einer schützenden Reitkappe, sondern mit einem Kopftuch sitzt sie hoch zu Ross. Auch Neuerungen gegenüber ist die Monarchin aufgeschlossen. Dabei wird die britische Königin Elizabeth II. am kommenden Sonntag (21. April) schon 93 Jahre alt.
Am Puls der Zeit
Die Monarchin ist mit guten Genen ausgestattet. Ihre Mutter Queen Mum wurde immerhin 101 Jahre alt. Abtreten zugunsten ihres ältesten Sohnes? Das kommt für die pflichtbewusste Elizabeth nicht infrage. Prinz Charles, inzwischen bereits 70, gilt im Vereinigten Königreich als "ewiger Thronfolger". Ob er darunter leidet? Unwahrscheinlich. Das Leben als Biobauer an Camillas Seite scheint ihm zu gefallen.
Wie die Königin ihren 93. Geburtstag feiert, ist unbekannt. "Das ist Privatsache", kommentiert der Buckingham-Palast freundlich und knapp auf Anfrage. Traditionell werden in London immer Salutschüsse aus Kanonen zum Ehrentag abgegeben. Aber erst wenn das Wetter besser ist, gibt es die traditionelle Geburtstagsparade "Trooping the Colour". Das Event im Juni verströmt stets einen Hauch von Empire.
Empire hin, Empire her: Die Queen bleibt am Puls der Zeit. Kürzlich veröffentlichte sie ihren ersten eigenen Beitrag auf Instagram: "Heute hatte ich das Vergnügen, etwas über Initiativen zum Computer-Programmieren für Kinder zu erfahren, und es erscheint mir angebracht, dass ich diesen Instagram-Post im Science Museum veröffentliche, das seit Langem für Technik und Innovation eintritt." Sie unterzeichnete ihren Beitrag wie ein offizielles Dokument mit "Elizabeth R.". R steht für das lateinische "Regina", also Königin.
Eigentlich soll sich die Queen mit politischen Äußerungen zurückhalten. Doch im eskalierenden Brexit-Streit mahnte sie eindringlich - ganz auf ihre Weise. In Reden rief sie zu mehr Respekt auf: "Wenn wir in der heutigen Zeit nach neuen Antworten suchen, bevorzuge ich die bewährten Rezepte wie: gut übereinander sprechen, verschiedene Sichtweisen respektieren, zusammenkommen, um Gemeinsamkeiten zu erkunden und niemals das große Ganze aus den Augen verlieren." Für britische Medien war klar: Das ist eine Anspielung auf das Hauen und Stechen im Parlament in Sachen EU-Austritt.
"Furchtlosestes Bond-Girl aller Zeiten"
Hohes Ansehen genießt die Queen mit ihrer Art auch in anderen Königshäusern. Als König Willem-Alexander aus den Niederlanden zum Staatsbankett in London geladen war, pries er Elizabeth II. als "furchtlosestes Bond-Girl aller Zeiten". Sie habe in den letzten Jahrzehnten erlebt, wie sich ihr "Land, Europa und die ganze Welt enorm verändert hat". Er spielte damit auf eine Szene während der Eröffnung der Olympischen Sommerspiele 2012 in London an.
Damals war im Stadion ein Film gezeigt worden, in dem James-Bond-Darsteller Daniel Craig im Buckingham-Palast die echte Königin mit einem Hubschrauber abholen wollte. Doubles der beiden sprangen dann mit Fallschirmen während der Feier über dem Stadion ab.
Seit mehr als 30 Jahren ist Angela Kelly für die königlichen Outfits zuständig. Die Hofschneiderin entwarf auch jenes sonnengelbe Kostüm, das Elizabeth 2011 zur Hochzeit ihres Enkels William trug.
In ihrem Buch "Dressing The Queen: The Jubilee Wardrobe" erzählt Kelly von der Zusammenarbeit mit der Regentin. Die Queen sei "preisbewusst" und wisse, was ihr steht.
Kelly trifft sich fast täglich mit der Queen, legt ihr neue Entwürfe vor und setzt sie in ihrem Atelier um. Sie ist auch für die Koordination der Accessoires - Hut, Hutnadel, Handschuhe, Tasche - zuständig.
Der Lieblingsdesigner der Regentin ist der Brite Stewart Parvin. Er entwart bereits im Jahr 2000 Kostüme für sie, 2007 wurde er von Angela Kelly zum Hoflieferanten ernannt.
Parvin entwarf etwa den grünen Mantel, den die Königin bei ihrem Besuch in Irland vor vier Jahren trug. Das Outfit in der irischen Nationalfarbe wurde als politisches Statement gelobt.
Den passenden Hut designte Rachel Trevor-Morgan. Die britische Hutmacherin ist seit 2006 für die exquisiten Kopfbedeckungen ihrer königlichen Hoheit zuständig.
Weiters wird penibel darauf geachtet, dass der Rock auch beim Sitzen oder Aussteigen nicht nach oben rutscht. Dazu werden kleine Gewichte in den Rocksaum genäht.
Familie sorgt für Ärger
Langweilig wird der Königin im hohen Alter nicht - dafür sorgt auch die liebe Familie. Sorgen machte Prinzgemahl Philip, der im Jänner einen Autounfall nahe dem königlichen Landsitz Sandringham in Ostengland verursachte. Der 97-Jährige, mit dem die Queen 71 Jahre verheiratet ist, erlitt nicht mal eine Schramme. Zwei Frauen aus einem anderen Fahrzeug mussten aber ins Krankenhaus. Kurze Zeit später fuhr Philip, der als Sturkopf gilt, wieder Auto - diesmal ohne Sicherheitsgurt. Nach einer heftigen öffentlichen Debatte über Senioren am Steuer gab er schließlich seinen Führerschein zurück.
Mit Ärger verbunden war auch die Hochzeit von Prinz Harry (34) mit der US-Schauspielerin Meghan Markle (37). Die Trauung im vergangenen Mai war zwar märchenhaft, Meghans Verwandtschaft sorgte aber für ordentlichen Wirbel. Allen voran Vater Thomas Markle, der nicht nur seine Teilnahme an der Hochzeit absagte, sondern sich auch Paparazzi-Fotos bezahlen ließ. In einem Interview mit der Promi-Website TMZ beklagte er sich bitterlich, dass er noch nicht die Queen getroffen habe. Dabei sei er längst nicht so schlimm wie US-Präsident Donald Trump.
Einen Termin bei der Königin hat Thomas Markle bis heute nicht bekommen. Dabei hätte er bei der Gelegenheit gleich seine Tochter sehen können, die kürzlich mit Harry von London auf das Gelände von Schloss Windsor gezogen ist. Dort hat das Paar, das bald den ersten Nachwuchs bekommt, mehr Platz als in seiner Wohnung in London. Das Baby wird das achte Urenkelkind der Königin sein.
Die rüstige 93-Jährige bewahrte ihr gesamtes Leben lang Contenance und repräsentierte Stabilität in einer sich verändernden Welt. Dabei immer getreu an ihrer Seite: Ihr Mann Prinz Philip, mit dem sie seit 71 Jahren verheiratet ist.
Leicht waren die vergangenen Jahre auf dem britischen Thron nicht. Quelle: Fotograf Cecil Beaton, 1953. Aus "Queen Elizabeth II. - Ein Leben voller Pflichten"
Die kleine Elizabeth kam am 21. April 1926 zur Welt. Geboren wurde sie im Haus der Eltern ihrer Mutter, Lady Elizabeth Bowes-Lyon, in der Bruton Street in London. Ihr Vater Albert Frederick Arthur George rechnete zu diesem Zeitpunkt noch nicht damit, wie wichtig diese Geburt sein würde. Quelle: Fotograf Marcus Adams, Elizabeth mit ihrer Mutter im Alter von acht Monaten. Aus "Queen Elizabeth II. - Ein Leben voller Pflichten"
Einfach war ihre Kindheit deshalb nicht. Bereits früh war der Alltag streng geregelt. Schon als Seepfadfinderin (rechts, mit ihrer Schwester Margaret) bewahrte sie Haltung. Bild: Fotograf: Dorothy Wilding, aus "Queen Elizabeth II. - Ein Leben voller Pflichten"
Nach dem Tod ihres Vaters folgte ihm Elizabeth am 6. Februar 1952 auf den Thron. Auf die Frage eines Reporters, welchen Namen sie denn wählen würde, antwortete die selbstbewusste junge Frau: "Elizabeth, of course". Die offizielle Krönungszeremonie folgte erst am 2. Juni 1953.
Für die 13-Jährige Elizabeth war es Liebe auf den ersten Blick, als sie den jungen griechischen Prinzen 1939 während eines Besuchs am Marine-College in Dartmouth kennenlernte. Die beiden begannen einander Briefe zu schreiben und für die Prinzessin stand fest: Das ist mein Prinz. Im Bild: Die jungen Verlobten 1939.
Prinz Charles` Eskapaden in der Jugendzeit, seine Affäre mit Camilla Parker-Bowles und seine gescheiterte Ehe sollten Queen Elizabeth noch viel Kopfschmerzen bereiten. Im Bild: Prinz Charles und seine Mutter 1975 bei der Zeremonie zum Great Master.
1981 schien das perfekte Jahr für die Königsfamilie zu sein. Prinz Charles beschloss mit 33 endlich sein Junggesellendasein aufzugeben und heiratete die erst 20-jährige Lady Diana Spencer. Doch in den folgenden Jahren war Elizabeth über diese Ehe sicher nicht glücklich. Diana selbst bezeichnete die Königin und ihre Tochter Anne oft als "diese Frau".
Trotz teurer Privatschulen und strenger Erziehung, oder vielleicht auch gerade deshalb, hatte es die Königin mit ihrem Nachwuchs nicht immer leicht. Im Bild (von links): Vorne: Prinz Charles, Königin Elizabeth und Prinz Philipp, dahinter: Prinz Andrew, Prinzessin Anne und Prinz Edward.
Die Königin bezeichnete 1992 als "annus horribilis" - es war ihr schrecklichstes Jahr. Damals gaben Prinz Andrew und seine Frau Sarah Ferguson die Trennung bekannt, Prinzessin Anne und Mark Philipps, sowie Prinz Charles und Diana ließen sich scheiden. Doch damit nicht genug: Die Queen musste zum ersten Mal Steuern zahlen und verklagte die Zeitschrift "The Sun".
Über das Publikwerden der vielen Hintergründe der Trennung von Prinz Charles und Diana war die Queen "not amused". Im Bild: Die Queen mit durchsichtigem Regenschirm, damit ihr Gesicht niemals verdeckt wird.
Ein weiteres schweres Jahr war 1997, als sie das Land durch die Trauer um ihre Schwiegertochter Diana führen musste. Mit Diana soll sich die Queen nicht gut verstanden haben, ihr Tod brachte laut Experten sogar die Monarchie in Gefahr. Doch Elizabeth kam, ließ die Flaggen entgegen der Tradition auf Halbmast setzen und sprach zu ihrer Nation. Bild: Aus "Queen Elizabeth II. - Ein Leben voller Pflichten"
Die Königin beweist eben in allen Lebenslagen Haltung. Und geht auch mit der Zeit. Im Gegensatz zu vielen früheren Bildern, lächelt sie mehr, was sie viel sympathischer macht. Vielleicht auch ein Versuch, die Windsors beim Volk wieder beliebter zu machen?
Mit einem hat die Monarchin wenigstens immer etwas zu Lachen: Prinz Philip. Auch wenn ihr 96-jähriger Gatte immer wieder durch schrulliges Verhalten und verbale Ausrutscher auffällt.
Bei der Hochzeit 2005 von Prinz Charles mit seiner Langzeitliebe Camilla Parker-Bowles nahm die Königin zwar teil, hielt sich jedoch dezent im Hintergrund.
Auf ihre Enkel ist die Königin sehr stolz. Nach der skandalfreien Beziehung von Prinz William und seiner Kate, die am 29. April 2011 heirateten, und dem Wandel Prinz Harrys vom Partyprinz zum Offizier darf sie das auch sein.
Zu ihrer Mutter, Lady Elizabeth, hatte die Queen immer eine gute Beziehung. "Queen Mum", wie sie vom Volk liebevoll genannt wurde, starb 101-jährig 2002.
Während ihrer 60 Jahre andauernden Regentschaft überdauerte die Queen viele Herrscher - wie den persischen Schah Reza Pahlavi und lernte immer wieder interessante Persönlichkeiten kennen.
Die britische Königin ist Schirmherrin von über 600 wohltätigen Organisationen und wird scheinbar nie müde. Sie stellt sich allen Herausforderungen - pflanzt sogar eigenhändig Bäume und ...
Die Queen ist eine fleißige Biene. Laut dem Forbes Magazine ist sie 480 Millionen Euro schwer, dabei aber nur in den hinteren Rängen anderer Adeliger. Im Bild: Die Queen vor ihrem Portrait, das auf dem Schiff "Queen Elizabeth" hängt.
Die Grande Dame Großbritanniens überstand einen Weltkrieg, viele familiäre Skandale und politische Herausforderungen. Mit oft stoischen Blick meisterte sie ihren Job und wird es auch in Zukunft majestätisch tun.
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