Franziska van Almsick: Frühere Essstörung ist heute ein Warnsignal

Franziska van Almsick
Franziska van Almsick litt jahrelang unter Essstörungen. Noch heute muss sie besonders auf sich achten, um nicht erneut in die Krise zu schlittern.

Jahrelang hat die frühere Spitzenschwimmerin Franziska van Almsick unter Essstörungen gelitten. 2005 erzählte sie der Bild am Sonntag in einem Interview: "Als ich noch Leistungssport gemacht habe, dachte ich, dass ich mich nur durchtrainiert mögen würde. Und jetzt steh' ich vor dem Spiegel und stelle fest: Die durchtrainierten Beine sind nicht mehr da, und mein Hintern besteht auch nicht mehr nur aus Muskeln. Aber es ist mir inzwischen egal, wenn mein Po ein bisschen dicker wird."

Was ihre Figur angehe, so habe sie sich "super entspannt". Das Gerede interessiere sie nicht mehr: "Wenn mir jemand sagt, dass ich schön schlank sei, bin ich darauf nicht stolz. Genauso wenig berührt es mich noch, wenn jemand meint, ich hätte um die Hüften zugelegt." Sie wisse gar nicht mehr, wann sie sich zuletzt gewogen habe. "Der muskulöse Körper ohne Speck ist nicht mehr mein Schönheitsideal", sagte sie damals.

Franziska van Almsick: Muss "mehr an mich denken"

Nun erzählte die 47-Jährige dem Magazin Gala, dass sich die früheren Symptome manchmal noch melden: "Wenn ich heute in Situationen komme, in denen ich strampele, dann fange ich möglicherweise wieder damit an, weniger zu essen oder darüber nachzudenken, was ich esse", so die zweifache Mutter. Sie sei damals in die Essstörung schlittert, "weil ich das Gefühl hatte, ich habe mein Leben nicht mehr selbst im Griff".

Inzwischen sei die Essstörung aber eher ein Warnsignal für sie. "Wenn das mit dem Essen nicht mehr so gut [funktioniert], dann muss ich ein bisschen auf die Bremse treten und mehr an mich denken", schilderte Franziska van Almsick ihre Coping-Strategie.

Auf ihre Vergangenheit blickt die in Ost-Berlin geborene ehemalige Spitzensportlerin, die im Alter von fünf Jahren mit dem Schwimmen begann, mit Stolz zurück. "Das war alles ganz schön viel für so ein junges Mädchen und trotzdem habe ich das ganz gut gemeistert", so Franziska van Almsick im Rückblick auf ihre Karriere.  

Harte Daten zu Magersucht, Bulimie und Binge Eating einer landesweiten deutschen Krankenkasse beweisen den Zusammenhang zwischen Selbstoptimierungs-Zwängen, Social-Media-Plattformen und Gesundheitsproblemen. Zwischen 2019 und 2023 stieg die Häufigkeit der schwerwiegenden Essstörungen bei zwölf- bis 17-jährigen Mädchen um beinahe 50 Prozent.

Im Sport sind Essstörungen ebenfalls nicht selten.

Biathletin Lena Häcki-Groß aus der Schweiz hatte 2023 einen Einblick in das teilweise problematische Verhältnis im Profisport zu Essen gegeben. "Ich würde nicht sagen, dass es ein Riesenproblem ist. Aber es gibt schon einige Betroffene. Viele haben keine diagnostizierte Essstörung, sind aber auf dem Weg dahin - oder haben zumindest ein zwiegespaltenes Verhältnis zum Essen", sagte die damals 27-Jährige im Interview mit t-online.de.

Häcki-Groß hatte 2022 als erste Skijägerin ihre Essstörung öffentlich gemacht. "Es gibt viele Menschen, die davon betroffen sind - vor allem im Sport", sagte sie. "Profisport ist eben besonders anfällig, weil es darum geht, immer etwas zu optimieren. Essen ist da ein leichtes und naheliegendes Ziel." Sie würde es begrüßen, wenn mehr für das Thema sensibilisiert würde.

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