Ein "visionärer Träumer" ist tot: Hollywoodstars trauern um David Lynch

David Lynch
Der Regisseur von düsteren Meisterwerken wie "Eraserhead" oder "Mulholland Drive" im Alter von 78 Jahren gestorben.

Wenn David Lynch zu seiner Filmkamera, dem Fotoapparat oder Farbe und Pinsel griff, kam selten etwas Nettes oder Erbauliches dabei heraus. Hollywoods Spezialist für Abseitiges zog seltsame Welten dem Mainstream vor. Gewöhnlich suchte er bizarre Abgründe, dunkle Orte von Gewalt und Perversionen. Jetzt ist der Regisseur von düsteren Meisterwerken wie "Eraserhead" oder "Mulholland Drive" im Alter von 78 Jahren gestorben.

Seine Familie gab den Tod des Filmemachers auf Facebook und Instagram bekannt. Sein Tod habe ein „großes Loch in der Welt“ hinterlassen, hieß es in der Mitteilung der Angehörigen. "Aber wie er sagen würde: 'Behalte den Donut im Auge und nicht das Loch'", schrieb die Familie.

Lynch litt an Lungenerkrankung

Lynch hatte im August 2024 bekanntgegeben, dass er als langjähriger Raucher an einem Lungenemphysem erkrankt sei. Trotz der schweren Lungenkrankheit wollte er sich aber nicht vom Filmgeschäft verabschieden. Er habe das Rauchen sehr genossen, doch nun zahle er den Preis dafür, teilte er auf der Plattform X mit. Zwei Jahre zuvor habe er mit dem Rauchen aufgehört. Abgesehen von der Emphysem-Diagnose sei er in "hervorragender Form". Er sei glücklich und er werde "niemals" in Pension gehen, führte Lynch damals aus.Sein Tod löste in Hollywood Trauer aus, Kollegen würdigten Lynchs Verdienste.

 "Ich habe Davids Filme geliebt", zollte Oscar-Preisträger Steven Spielberg, in dessen Film "Die Fabelmans" (2022) Lynch eine kleine Rolle übernahm, in einer Mitteilung bei Variety Tribut. "Blue Velvet", "Mulholland Drive" und "Der Elefantenmensch" hätten Lynch als "einzigartigen, visionären Träumer" definiert, schrieb Spielberg. Er sei einer seiner Helden gewesen.

Schauspieler Kyle MacLachlan (65), der in "Der Wüstenplanet" (1984), "Blue Velvet" (1986) und "Twin Peaks" die Hauptrollen spielte, postete mehrere Fotos von ihm und Lynch. Dazu schrieb er: "Während die Welt einen bemerkenswerten Künstler verloren hat, habe ich einen lieben Freund verloren... ."

Schauspielerin Naomi Watts (56) schrieb auf Instagram: "Mein Herz ist gebrochen. Mein Kumpel Dave ... Die Welt wird ohne ihn nicht mehr dieselbe sein." Watts übernahm in "Mulholland Drive" (2001) die Hauptrolle. "Seine Weisheit, sein Humor und seine Liebe gaben mir ein besonderes Gefühl des Glaubens an mich selbst", führte Watts weiter aus.

Auch die Musiker Billy Corgan (57) und Sting (73) meldeten sich zu Wort: "David war ein moderner Gigant der Avantgarde", schrieb Sting auf Instagram. Er sei so stolz darauf, dass er in Lynchs Film "Der Wüstenplanet" mitspielen konnte.

Regisseur Ron Howard (70, "A Beautiful Mind - Genie und Wahnsinn") bezeichnete ihn als "furchtlosen Künstler", der seinem Herz und seiner Seele gefolgt sei und mit "radikalem Experimentieren" unvergessliches Kino geschaffen habe. "Ruhe in Frieden", schrieb Regisseur James Gunn (58, "Guardians of the Galaxy") auf der Plattform X. "Du hast so viele von uns inspiriert."

Von der Kunst zum Film

Lynch, der zunächst Kunst studierte, bevor er ins Filmfach wechselte, schockierte schon in seinem in Schwarz-Weiß gedrehten Erstling "Eraserhead" (1977) mit verstörenden Horrorszenen und surrealen Bildern. "Der Elefantenmensch" (1980) über einen Mann, der wegen seines Aussehens im viktorianischen England als Jahrmarkts-Attraktion vorgezeigt wird, war ein internationaler Kassenerfolg und erhielt acht Oscar-Nominierungen. 

"Blue Velvet" (1986) mit Isabella Rossellini als missbrauchte Nachtclub-Sängerin machte durch eine langsame Kamerafahrt in ein abgeschnittenes Ohr auf einer Wiese Furore. Das brutale Road-Movie "Wild at Heart" über ein junges Liebespaar, mit Nicolas Cage und Laura Dern in den Hauptrollen, brachte Lynch 1990 die "Goldene Palme" in Cannes ein.

Den Thriller "Lost Highway" (1997) um einen schizophrenen Killer unterlegte er mit Songs der deutschen Hard-Rock-Band Rammstein. Mit "Mulholland Drive" (2001) wagte er sich ins Großstadtrevier seiner Wahlheimat Los Angeles und holte in Cannes einen weiteren Regie-Preis.

Erfolg mit "Twin Peaks"

Auch im Alter war seine Handschrift einfallsreich und packend. 2017 brachte er 18 neue Folgen der Mystery-Kultserie "Twin Peaks" auf den Bildschirm. Sie waren noch brutaler, unheimlicher und verwirrender als die 30 Original-Folgen Anfang der 1990er Jahre, die stilbildend für Fernsehen und Mode eines ganzen Jahrzehnts werden sollten.

Mit einem Mix aus Horrorfilm, Coming-of-Age-Drama und Soap rund um den Mord an der jungen Schönheitskönigin Laura Palmer und die Nachforschungen des jungen FBI-Agenten Dale Cooper gelang es Lynch, ein Millionenpublikum an den TV-Bildschirm zu fesseln. Die Jazzmusik von Angelo Badalamenti unterstrich die hypnotische Stimmung, in der alles möglich schien. Hauptdarsteller Kyle MacLachlan war als Dale Cooper in der letzten Staffel sogar von einem Dämon besessen.

Mit "Eine wahre Geschichte - The Straight Story" (1999) schuf Lynch seinen vielleicht geradlinigsten Film - ein alter Mann fährt auf einem Rasenmäher-Traktor wochenlang durch den Mittleren Westen, um seinen Bruder zu besuchen. Lynch selbst kam in einer Kleinstadt im US-Staat Montana zur Welt und wuchs auf dem Land auf.

Kommentare