Christian Kohlund (75): Zwischen Zürich-Krimi und Opa-Freuden

Christian Kohlund
Natürlich war er schon seit Jahrzehnten dem Fernsehpublikum geläufig – Tatort, Derrick, Der Alte, Schwarzwaldklinik, Rosamunde Pilcher, Die Insel, Traumschiff und Traumhotel. Der buschige Beau aus Basel galt bald als beliebt, aber beliebig – einer von vielen, die gefielen.
Und dann das: Die Rolle, für die er, so scheint es, 55 Jahre (seit dem Reinhardt-Seminar) Anlauf genommen hatte. Christian Kohlund erlebt als Anwalt Thomas Borchert in der ARD-Reihe "Zürich-Krimi" (seit 2016 bereits 22 90-Minüter) seine Entfaltung als Zerfurchter oder, wie es ein Maskenbildner respektvoll, wenn auch lieber ungenannt, formuliert: Mit einem Antlitz "wie aus der Hand eines Herrgottschnitzers, der es ziemlich eilig hatte".
Heute, Sonntag, wird der Charakterkopf mit dem unvergleichlichen Timbre 75. Er zieht auch zur Feier des Tages seine Privatsphäre gegenüber "öffentlichen Herumreichungen" vor. Und dennoch waren Kohlund zuletzt sogar intime Geständnisse "abzuringen".
Dritte Ehe, zweimal Opa
Der (1,90 Meter) große Sohn eines Schweizer Schauspielerpaares hatte als Achtjähriger einen Mini-Part an der Seite seines Vaters in einer Romanverfilmung, strebte aber trotz bestandener Ausbildung erst einmal "irrtümlich" eine Karriere hinter der Kamera an.
Sein Durchbruch auf der Kinoleinwand zeichnete sich 1977 ab (als Zuhälter Max in "Alias Monique" neben Senta Berger und Heinz Rühmann).

Flausen im und am Kopf: Jungspund Kohlund mit Senta Berger (Deutscher Filmball, 1976).
Das wahre Gesicht des Könners Kohlund kam freilich als später Glücksfall zur Geltung – in Gestalt des mit allen Wassern des "Zürisees" gewaschenen Advokaten Borchert, der als Ermittler um jede Ecke denkt und für die gerechte, mitunter auch gerächte Sache gesetzestreue Geradlinigkeit draußen vor der Tür lässt.
Unabschüttelbar wie Columbo, trickreich wie Poirot, hartnäckig wie Maigret, weltmännisch aus dem Wohnwagen heraus wie vor ihm Petrocelli und Rockford, dazu eine eindringliche eidgenössische Einsilbigkeit und nicht zuletzt fabelhafte Drehbücher – dieser Mix beschert Kohlund und dem "Zürich-Krimi" regelmäßig Top-Quoten.
Wer verbirgt sich jedoch hinter der Rolle? Wie der Jubilar in raren Interviews (etwa mit dpa, Merkur, und Prisma) zu Protokoll gab, lebt er mit seiner dritten Ehefrau (Hochzeit 1982), der Ex-Schlagersängerin Elke Best (68), im Bayerischen Wald.

Seit 1982 Kohlunds dritte Ehefrau und die Mutter seiner Kinder (Tochter, 41, Sohn, 32): Die Ex-Schlagersängerin Elke Best (68).
Sie sang einst "Die Babys krieg’ immer noch ich" (Platz 34, 1976) und bekam prompt seine beiden Kinder, Francesca (1984) und Luca (1993). Heute ist er zweifacher Opa.
Ratschläge und Reue
Kohlund sieht sich selbst als „"Zweifler, aber dankbar für das, was ich im höheren Alter geschenkt bekommen habe". Ob er ein politischer Mensch ist? "Ja." – Allerdings: "Wenn Künstler über Politik reden, geht das meist schief. Weil wir viel zu emotional herangehen – Politik sollte man aber mit kühlem Kopf betreiben."
P. S.: Was seine Enkelkinder ("die kleinen Jungs meiner Tochter") betrifft, räumt Kohlund (in Hörzu) reumütig Versäumnisse ein: "Ich muss lernen, mehr Ruhe und Zeit zu haben – zwei Eigenschaften, die uns Erwachsenen generell weiterhelfen ..."
Nachsatz: "Ich übe gerade, ein besserer Opa zu werden."
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