Brooke Shields (60): "Bin erstaunt, dass ich das alles überlebt habe"

31st Screen Actors Guild Awards, in Los Angeles
Von der muttergetriebenen Kinderdarstellerin zum Vorbild für zwei Generationen. Jetzt feierte sie ihren 60. Geburtstag.

Hollywoodstar Brooke Shields blickt mit 60 Jahren auf eine Karriere der Extreme und Comebacks zurück. Vom gefeierten Kindermodel zur Schauspielerin, vom Sexsymbol zur Sitcom-Heldin, von der Stil-Ikone zum Vorbild für zwei Generationen: "Ich bin erstaunt, dass ich das alles überlebt habe", sagt sie heute darüber.

Berühmt wurde sie viel zu früh. Von der ehrgeizigen Mami zu Windelwerbungen gezwungen, bevor sie sich verbal wehren konnte, passierte ihr der Durchbruch ausgerechnet als kindliche Prostituierte in Louis Malles "Pretty Baby".

Journalisten der Hollywood Foreign Press interviewten die damals Elfjährige 1976 zu dem Film. Die Antworten lesen sich eintrainiert. Auf die Frage nach den erotischen Szenen, sagte das kleine Mädchen: "Viele Leute machen da eine viel zu große Sache draus und meinen, ,oh Gott, du bist ja erst zehn und alles, aber ich meine, das ist ja nur Schauspielen und berührt mich daher ja gar nicht."

47 Jahre später reflektierte sie: "Ich war verlegen, weil ich nicht wusste, wie man das macht. Ich hatte noch nie zuvor einen Mann geküsst. Ich wusste nicht, was ich tat."

Nach einer steilen Teenie-Karriere – inklusive Calvin-Klein-Kampagne mit dem berühmt-berüchtigten Satz: "Nichts kommt zwischen mich und meine Calvins" – erlitt ihre Laufbahn einen Knick. Seichte Filmrollen, Misserfolge, jahrelanges Karrieretief.

Erst mit der Sitcom "Susan" und einer Broadway-Rolle in "Grease" und "Chicago" konnte sie ein neues Image aufbauen. Dabei hatte sie nie Schauspielunterricht – ihr Talent entwickelte sie unter Druck.

Eigene Dokumentation

2023 machte sie die Dokumentation "Pretty Baby: Brooke Shields", in der sie ihre Kindheit und Jugend offenlegte – inklusive der Vergewaltigung durch einen Studioboss. Sie nannte keinen Namen, ließ jedoch keinen Zweifel an der Wahrheit. "Meine Geschichte zu erzählen, war – und ist immer noch! – eine emotionale Achterbahnfahrt. Aber diese Geschichte ist nicht nur meine – sie steht für viele Frauen und den Einfluss der Gesellschaft auf uns."

Shields, die ich zum ersten Mal in München, damals war sie 17, kennenlernte, als sie von ihrer Mutter genötigt wurde, ein minderwertiges Parfüm zu promoten und dabei oberflächliche Plattitüden von sich zu geben, blühte später zu einer warmherzigen, intelligenten und humorvollen Frau auf, die nicht erst in der Doku zu reflektieren begann.

Seit 24 Jahren verheiratet mit Drehbuchautor Chris Henchy, mit dem sie zwei Töchter, Rowan (22) und Grier (19) hat, meint sie über das Muttersein: "Alle sagen, man verliert sich mit Kindern. Aber für mich war es das Selbstsüchtigste, was ich je getan habe – ich erschuf bedingungslose Liebe für mich selbst."

Misserfolge als Chance

Heute blickt sie mit Humor auf die Höhen und Tiefen ihres Lebens zurück. "Als ich klein war – okay, klein war ich nie!“ scherzt die 1,81 Meter Große, „dachte ich, das ganze Theater und der Ruhm sind normal. Erst die Misserfolge gaben mir die Chance zu beweisen, dass ich wirklich spielen kann, und nicht nur mit Kussmund auf sexy in die Kamera schaue."

Und über ihren frühen Ruhm: "Ich konnte jahrelang keinen Spiegel sehen, weil ich so auf mein Aussehen reduziert wurde. Jetzt sitze ich daheim und zähle meine Titelseiten – wie eine verrückte alte Hollywood-Diva!"

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