Drogen-Überdosis: Rapper Haftbefehl war klinisch tot

Haftbefehl steht während seines Konzerts 2022 in Mannheim sichtlich angeschlagen auf der Bühne.
Die neue Netflix-Doku "Babo – Die Haftbefehl-Story" über Haftbefehl zeigt die Drogen-Abgründe des Rappers.

Zusammenfassung

  • Die Netflix-Doku "Babo - Die Haftbefehl-Story" beleuchtet das Leben des Rappers Haftbefehl, geprägt von Straßenkriminalität, Drogen und einer schwierigen Familiengeschichte.
  • Der Film zeigt den kometenhaften Aufstieg, den jahrelangen Drogenmissbrauch bis zum beinahe tödlichen Absturz und die anschließende Zwangseinweisung in eine Klinik.
  • Private Einblicke, familiäre Konflikte und der Umgang mit psychischen Problemen werden schonungslos dargestellt, wobei die Produktion mehrfach vor dem Abbruch stand.

Straßenkriminalität, Ruhm, Drogen, eine schwierige Familiengeschichte, Depression - das sind Zutaten einer Dokumentation über den Deutsch-Rapper Haftbefehl. "Babo - Die Haftbefehl-Story" ist ab Dienstag (28. Oktober) auf Netflix zu sehen. Der Film ist so gar keine bedingungslose Huldigung des 39-jährigen Aykut Anhan, wie Haftbefehl mit bürgerlichem Namen heißt.

Haftbefehl über Überdosis: "Ich war praktisch tot"

Die Doku spannt einen Bogen vom Offenbacher Hochhausviertel Mainpark, in dem Anhan aufwächst, über seinen kometenhaften Aufstieg als Musiker bis hin zu psychischen Probleme und Drogenkonsum, die fast in den Tod führen - schonungslos, bisweilen verstörend, ähnlich wie seine oft brachialen Songs.

Früh kam der Rapper mit Kokain in Berührung. Er brach die Schule ab und machte sich einen Namen in der deutschen Hip-Hop-Szene. Vor wenigen Jahren folgte der Absturz. 

Anfang 2024 zog sich der Rapper mehr oder weniger aus der Öffentlichkeit zurück - nachdem berichtet wurde, dass Haftbefehl in einen Verkehrsunfall in Darmstadt mit anschließender Fahrerflucht involviert gewesen sein soll. 

"Ich habe mit 13 angefangen, Kokain zu nehmen", erzählt er in der Doku. Statt zur Schule zu gehen, schlug er sich auf dem Marktplatz herum, um zu dealen. Nach seinem Durchbruch nahmen seine Drogen-Eskapaden nur noch mehr zu. "Je mehr Geld man hat, umso mehr kokst man", gesteht Haftbefehl in der neuen Doku.

Der jahrelange Drogenmissbrauch endete beinahe tödlich. 2022 brach der Rapper bei einem Konzert in Mannheim zusammen.

"Ich habe acht Tage geschlafen. Acht Tage!", erinnert er sich. Doch er machte weiter. Ein Jahr später folgte der totale Absturz. 

Nach einem Streit mit seinem Bruder Cem (Capo) konsumierte der Rapper erneut große Mengen Kokain. "Ein Gramm links, ein Gramm rechts, alle 20 Minuten", erzählt er. Doch das war zu viel für seinen Körper. Der Musiker brach zusammen und musste wiederbelebt werden.

"Ich war praktisch tot", sagt Haftbefehl. Doch selbst diese Nahtoderfahrung hielt ihn nicht von den Drogen ab ab: "Dann bin ich raus und habe weitergemacht. Direkt weiter, zehn Gramm." 

Erst als er zwangsweise in eine Klinik in Istanbul eingewiesen wurde, kam die Wende. "Ich wäre gestorben, wenn ich da nicht hineingegangen wäre", ist sich der Rapper heute sicher. 

Doku stand mehrere Male vor dem Abbruch

Die Doku zeigt Bilder vom schockierenden Auftritt 2022 in Mannheim, als sich Anhan kaum auf den Beinen halten kann, vom Aufwachen auf einer Intensivstation nach einem Drogenexzess, auf den kein Umdenken folgt, sondern der Griff zu den nächsten zehn Gramm. Für die Macher des Films war nach Mannheim erst mal nicht klar, wie es weitergeht.

"Es ist kein Geheimnis, die Doku stand mehrere Male vor dem Abbruch", erzählt Juan Moreno. 

Der Film geht auch tief ins Private mit Aufnahmen aus Anhans Kindheit mit seinen Eltern und Brüdern. Der Suizid seines Vaters wird thematisiert. Anhans Ehefrau berichtet vom schwierigen Familienleben mit ihm, ist oft den Tränen nahe, sagt: "Den Aykut liebe ich, den Haftbefehl nicht."

"Der Film nimmt einen mit, und er schockt", sagt Produzent Elyas M'Barek ("Fack ju Göhte"). "Es ist wahrscheinlich die schonungsloseste, direkteste Musiker-Doku, die ich kenne." M'Barek hat sie mit Pacco-Luca Nitsche produziert und sagt rückblickend: "Wir wollten ihm ein Denkmal setzen, unsere Liebe zu ihm als Künstler zum Ausdruck bringen, aber trotzdem das Publikum nicht belügen, wirklich alles auf den Tisch packen. Das war auch Aykuts Wunsch."

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