Society-Kenner Christian Reichhold: Wie Hollywood wirklich tickt und warum Lugner fehlen wird

Ein Mann mit grauem Haar und Schnurrbart sitzt in einem Sessel und lächelt.
Der Seitenblicke-TV-Gestalter über den Wandel der Society, warum Lugner beim Opernball fehlen wird und Hollywood nur mit Wasser kocht

Zusammenfassung

  • Christian Reichhold spricht über den Wandel der Society-Szene und die zunehmende Distanz zwischen Stars und Medien.
  • Der Opernball und Hollywood faszinieren trotz ihrer Inszenierung, die von der Realität ablenkt.
  • Vertrauen ist entscheidend für eine gute Gesellschaftsberichterstattung.

Er ist auf den nationalen und internationalen Red Carpets zu Hause. Seit 1988 ist Christian Reichhold für die ORF-Seitenblicke in der Welt der Stars und Sternchen unterwegs. 

Schon während seiner Schulzeit hat der gebürtige Wiener Bühnenluft geschnuppert – und zwar als Komparse in der Wiener Staatsoper. Nach seinem Theaterwissenschaft- und Publizistik-Studium fand er den Weg über Zeitung und Radio zum Fernsehen. 

Zahlreiche TV-Dokumentationen, wie zum Beispiel „Die Hörbigers – Eine Schauspieldynastie“ hat er gestaltet. Auch Bücher wie zum Beispiel „Die Öscars: Österreich beim wichtigsten Filmpreis der Welt“ entstammen aus seiner Feder.

Eine Frau interviewt einen Mann in einem Fernsehstudio mit dem Buch „Oscars“ auf einem Tisch.

Lisa Trompisch im "Herrlich ehrlich - Menschen hautnah"-Gespräch mit Christian Reichhold

Aber warum ist die Welt der Stars und Sternchen für viele nach wie vor so spannend? 

„Weil die meisten Menschen dorthin streben wollen und das wiederum aus dem Grund, weil sie nicht wissen, was sie sich damit antun“, sagt der „Society Sir“, lachend in der KURIERTV-Sendung „Herrlich ehrlich – Menschen hautnah“.

Abgeschirmte Stars

Die Society-Szene, vor allem die internationale (Reichhold berichtet auch seit 25 Jahren von den Oscars), habe sich im Laufe der Zeit auch sehr verändert, so der TV-Gestalter. 

Bestes Beispiel wären die Manager und PR-Leute, mit denen sich die Stars jetzt umgeben. „Früher war es so, dass die Journalisten und die Fotografen direkt mit den Künstlern gearbeitet haben. Ich hab das ja alles erlebt. Ich war zum Beispiel bei Bo Derek und Elke Sommer zu Hause. Jetzt wird man immer weiter weggeschoben von denen. Es schalten sich immer mehr Menschen dazwischen, die ihre Wichtigkeit und Honorare damit begründen wollen, indem sie Dinge schwieriger und komplizierter machen. Und unser Geschäft wird dadurch nicht lustiger.“

Als Beispiel nennt er die „Publicists Association“, die einen Tag vor den Oscars einen Award für verdiente Menschen in der Filmbranche vergeben. 

Heuer geht dieser an Schauspielerin Kathy Bates, doch Reichhold wird kein Interview bekommen, „denn Red-Carpet-Arrival und die Show ist für Videocrews nicht mehr erlaubt. Das heißt, die Menschen, die eigentlich davon leben, dass sie Künstler der Öffentlichkeit näherbringen, versuchen jetzt, die Fotografen, die Kamerateams, die Journalisten von den Menschen, über die berichtet werden soll, fernzuhalten. Das ist eigentlich eine Perversion, die mich kopfschüttelnd macht“, sagt er. „Es wird nicht lustiger. Und das meine ich jetzt nicht als Raunzen, aber wir haben diese schönen Zeiten auch erlebt und da kann man mit einem lachenden Herzen zurückblicken und man kann es natürlich manchmal vergleichen, aber das mit einem durchaus freundlichen Schulterzucken: Es wäre auch anders möglich, aber jetzt ist es halt so.“

Dafür erinnert er sich gerne an seine Begegnungen mit den ganz Großen, wie Sammy Davis Jr. (dazu erzählt er eine sehr lustige Anekdote: zu sehen am Sonntag um 18:30 Uhr auf KURIERTV) Charlton Heston, Kirk Douglas oder Gregory Peck.

Die ganze Sendung:

Herrlich ehrlich: Christian Reichhold

Den Opernball am 27. Februar muss Reichhold heuer aufgrund seines Oscar-Einsatzes auslassen. 

„Hollywood ist natürlich für mich auch deswegen immer spannend, weil ich mit einem freundlichen Lächeln sehe, dass die mit dem gleichen Wasser kochen wie wir, es aber nach außen hin viel schmackhafter wirken lassen. Und daran sind wir wieder schuld, weil wir überhaupt nicht daran interessiert sind, zu zeigen, wie das hinter den Kulissen tatsächlich ausschaut und wie schäbig das tatsächlich ist. Wir verbinden mit Hollywood Stars, Sternchen, rote Teppiche und und und. Und das wollen die Menschen sehen. Bei der ganzen Tristesse, die uns tagtäglich in den Nachrichten entgegenströmt, wollen sie abgelenkt werden von genau diesen Wahrheiten und ein bisschen Illusion ist in dem Fall gar nicht so schlecht.“

Lugner wird fehlen

Gerne erinnert er sich aber auch an seine ganzen Opernball-Einsätze. 

„Ich kann mich noch erinnern an den ersten Opernball, wo Richard Lugner einen Prominenten mitgenommen hat. Das war damals Harry Belafonte. Wir waren alle froh, dass der Harry Belafonte da war. Er hat dann einem Kollegen von mir ein berühmtes Interview gegeben und wir haben nie geahnt, dass das jetzt eine Tradition über Jahrzehnte wird, dass Richard Lugner jedes Jahr jemanden noch bekannteren, noch prominenteren bringt. Ich glaub, er wird fehlen. Ich habe ihn sehr geschätzt. Ich meine das jetzt nicht herablassend, dass er für uns der Kasperl war, von dem wir alle ganz gut leben konnten, weil wir immer eine Geschichte durch ihn bekommen haben. Ich hab ihn wirklich geschätzt, weil er ein sehr Ehrlicher war, soweit ich das beurteilen kann.“

Die besten Sprüche von Richard Lugner

Ein lächelnder Mann im Anzug winkt aus einem Cabriolet.

"Auch der Kasperl zu sein ist eine Form von Erfolg."

Eine Frau und ein Mann präsentieren eine Zeitschrift mit einem Artikel über Edie Britt.

"Sie ist das Luder." (über Opernball-Gast Nicolette Sheridan)

Ein lächelnder älterer Mann mit Bergmannshut hält einen dünnen Stab in der Hand.

"Grantige Frauen muss man schlecht behandeln. Wiederschauen."

Ein Mann hält ein Foto von Carolin Reiber vor einem Dschungelhintergrund.

"Da werde ich wieder mein Englisch auspacken müssen, und das ist ungefähr so wie das von Strasser - einfach schlecht."

Ein älterer Mann im Anzug und eine junge Frau mit einer Louis Vuitton Handtasche stehen in einer Hotellobby.

"Sie ist eine tolle Frau. Und auch Päpste hatten Mätressen." (über Opernballgast Ruby Rubacuori)

Eine Menschenmenge versammelt sich im Lugner City Einkaufszentrum für eine Autogrammstunde mit Jane Fonda.

"Dazu haben wir sehr viele junge Shops, die junge Mäderln anziehen. Wegen den Mäderln kommen dann wiederum die Männer."

Richard Lugner steht vor einem farbenfrohen Porträt von sich selbst.

"Ich habe damals etwas gemacht, was heute verboten wäre." (über seine erste Million)

Ein Mann mit Zylinder und eine Frau in einem perlenbesetzten Kleid posieren für ein Foto.

"Sie ist sehr seriös. Wie der Lugner." (über seinen Opernballgast Mira Sorvino)

Ein Mann in Anzug steht vor einer Menge roter und weißer Ballons in einem Einkaufszentrum.

"Ich würde für mehr Glamour in der Hofburg sorgen, denn die politische Macht des Bundespräsidenten ist äußerst begrenzt."

Das beleuchtete Einkaufszentrum Lugner City in Wien bei Nacht.

"Damit die Wiener mit ihren G'schroppen am Sonntag nicht in Ungarn shoppen!" (Statement für Sonntagsöffnung)

Eine Braut mit Schleier und ein älterer Mann fahren in einem blauen Oldtimer.

"Es ist meine letzte Ehe." (kurz vor seiner sechsten Hochzeit)

Ein Mann im Anzug schaut auf seine Armbanduhr.

"Ich drehe mit meinen fünf Tierchen beim Jungbauernkalender." (wie er seinen 90. Geburtstag verbringen wird)

Eine Frau im Paillettenkleid und ein Mann mit Zylinder posieren für ein Foto.

"Sie macht alles, was man ihr sagt." (Über Priscilla Presley)

Gäste in Abendgarderobe in einer Loge bei einer Veranstaltung.

"Ich bringe seit Jahren internationale Gäste, während Staatsoperndirektor Ioan Holender Leichenzüge mit Künstlern abhält, die keiner kennt."

Ein älteres Paar tanzt auf einem Ball, umringt von Fotografen.

"Er ist ein Siegertyp und ein erfolgreicher Unternehmer - auch wenn er in Konkurs war." (über Trump)

Ein lächelnder Mann in einem dunklen Anzug vor einem schwarzen Hintergrund.

"Ich bin ein Wüstling."

Pamela Anderson und ein älterer Mann posieren zusammen für ein Foto.

"Oberweite 96 - das allein sollte dem Opernball einen Flair geben." (über Pamela Anderson)

Ein Mann im Smoking posiert mit einer blonden Frau vor einer Wand mit Logos.

"Warum soll man sich eine teure Frau leisten, wenn man auch eine billige haben kann?"

Eine Frau in weißer Kleidung und ein Mann mit einem „Boss“-Pullover posieren vor einem Fenster mit Seeblick.

"Ich sehe jetzt aus wie George Clooney." (nach einer Botox-Behandlung)

Ein Mann im blauen Anzug präsentiert eine Flasche Lugneroff Vodka, neben ihm eine Frau mit einem Glas Sekt.

"Was für mich peinlich ist, das entscheide ich allein und nicht die Medien oder sonst irgendjemand."

Ein Mann im Smoking hält ein Glas Sekt vor dem Hintergrund eines Opernhauses.

"Auch von mir gibt es Nacktfotos."

Ein Mann mit Gesichtsschutz sitzt an einem Schreibtisch mit Bauplänen.

"Förtschi" (gemeint ist Sarah Ferguson)

Zwei Männer in Fräcken und Zylindern grüßen mit ihren Hüten.

"Solange es gesundheitlich geht, mache ich weiter. Und wenn es nicht mehr geht, hoffe ich, dass ich sanft entschlafe."

Ein Mann mit einer „Lugner for President“-Kappe spricht durch ein Megafon.

"Diese Frauen sind ja auch Menschen, nicht nur die Kinder." (unbeeindruckt von Protesten von Abtreibungsgegnern gegen eine sexualmedizinischen Klinik in der Lugner City)

Gute Gesellschaftsberichterstattung ist hauptsächlich durch Vertrauen möglich, so der „Society Sir“. 

„Dass man dieses Vertrauen nicht enttäuscht. Dass man dabei bedenkt, was kann ich sagen und verraten und was ist jetzt wirklich etwas, das nicht für die Öffentlichkeit gedacht war, von dem Gesagten. Ich glaub, das ist wichtig, dass man das abwägt. Und wenn das über viele Jahre gut funktioniert, dann entsteht einfach eine andere Gesprächsatmosphäre und dann ist einerseits zwar die Nähe da, andererseits aber auch der Abstand, denn es ist unsere Funktion. Und die glaube ich, müssen wir sensibel ausüben und nicht missbrauchen, dass wir glauben, wir sind die Stars. Und die anderen kommen halt auch zu uns und dürfen mitspielen und auf die Titelseite. Wir sind in dem Fall die Transporteure.“

Privat ist Reichhold froh, wenn er genug Abstand von der Society bekommt. „Privat bin ich in dieser Star- und Glamourwelt kaum anzutreffen, sondern lebe ein Leben im ländlichen Bereich, hab im Weinviertel ein ganz kleines, altes Winzerhäuschen. Ich habe dort mein Refugium, wo ich reinfahre mit dem Auto, zumache und zwei Tage abschalte und das genieße ich sehr. Und einen Klostergarten, wo ich Gemüse ziehe, habe ich auch“, erzählt Reichhold, der sich seit 1992 auch der Fotografie widmet, lachend. 

Noch viel mehr aus der Promiwelt sehen Sie im Video oben.

Die Sendung "Herrlich ehrlich - Menschen hautnah" gibt's jeden Sonntag um 18:30 Uhr auf KURIERTV. Und zum Nachhören auf spotify. 

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