Shlomit Butbul: Zwischen Jazz-DNA und dem Schatten der Mutter

Frau mit langen braunen Haaren, schwarzer Lederjacke und pinker Hose posiert lachend mit ausgestreckten Armen vor einem Vorhang.
Die Sängerin und Schauspielerin über die Schwierigkeiten des Künstlerberufs und was sie mit Roger Cicero zu tun hat.

Zusammenfassung

  • Shlomit Butbul feiert ihren 60. Geburtstag mit einem Roger-Cicero-Tribute-Konzert und plant weitere Theater- und Bühnenprojekte.
  • Sie spricht offen über die Herausforderungen des Künstlerberufs, das Aufwachsen im Schatten ihrer berühmten Mutter Jazz Gitti und die Bedeutung von Authentizität.
  • Neben ihrer künstlerischen Arbeit engagiert sie sich für junge Talente, unterrichtet und betont die soziale Verantwortung von Künstlern.

Aufgewachsen ist die in Israel geborene Sängerin, Schauspielerin und Regisseurin Shlomit Butbul in den Wiener Jazzklubs ihrer Mutter Jazz Gitti, „und so wurde meine DNA gefüttert mit viel Bebop-Musik“, wie sie lachend in der KURIER TV-Sendung „Herrlich ehrlich – Menschen hautnah“ erzählt.

Die ganze Sendung:

Herrlich ehrlich: Shlomit Butbul

Aus dem Schatten ihrer berühmten Mutter zu treten, war vor allem zu Beginn von Shlomits Karriere nicht wirklich leicht. 

Als „die Tochter von“ bezeichnet zu werden, sei nicht lustig, wie sie erzählt. „Ich glaube, es gibt genug künstlerisches Material, um sich zu etablieren, und dass jeder seinen Platz hat. Generell bin ich davon überzeugt, dass es für jeden seinen Platz in der Künstlerbranche gibt.“ 

Sie sei aber sehr stolz auf ihre Mutter. „Ich bin natürlich nicht immer einverstanden mit den Dingen, wie jede Tochter mit ihrer Mutter. Aber ich finde es toll, dass eine fast 80-jährige Frau so lustig unterwegs ist und so viele Menschen glücklich macht.“

Zwei Frauen umarmen sich lächelnd im Freien vor grünen Pflanzen.

Shlomit mit ihrer Mutter Jazz Gitti

Shlomit, die ihre Gesangsausbildung u. a. am Konservatorium der Stadt Wien, in Frankreich und in Dänemark gemacht hat, ist 1999 nach Luxemburg gegangen und hat dort eine Kulturbühne mit bis zu 220 Veranstaltungen im Jahr betrieben.

Mittlerweile ist sie aber wieder nach Österreich zurückgekehrt, gibt Konzerte, spielt Theater und unterrichtet auch. 

„Ich arbeite wahnsinnig gerne mit jungen Menschen zusammen, denn sie sind unsere Zukunft, und wir Künstler haben eine Verantwortung. Wir sind für Soziales verantwortlich und wir haben eine Stimme nach außen. Daran beteilige ich mich sehr gerne, wenn ich da was mitgeben kann.“

Zwei Frauen sitzen sich in einem modernen Studio auf roten Sesseln gegenüber und unterhalten sich freundlich.

Lisa Trompisch im "Herrlich ehrlich - Menschen hautnah"-Studio mit Shlomit Butbul

Der Künstlerberuf war schon immer schwierig, wie sie sagt, „denn er hat mit vielen Unsicherheiten und viel Neid zu tun. Aber er hat auch mit viel Adrenalin zu tun und viel Inhalt. Was ich für mich persönlich in der Arbeit mit jungen Leuten herausgefunden habe, ist, dass es am wichtigsten ist – obwohl wir wie Maschinen fungieren und funktionieren müssen – authentisch zu sein.“

Sie selbst beschreibt sich als „sehr authentisches Wesen“, was ihr aber nicht immer nur Vorteile gebracht hat. 

„Man sieht mir im Gesicht auch immer gleich an, was ich denke, was ich fühle. Das ist manchmal sehr unangenehm und war sehr schwierig in meiner Karriere, aber letztendlich bin ich sehr dankbar und sag: Shlomit, du hast es gut gemacht! Es war für mich nicht einfach. Ich musste mir immer alles hart erarbeiten, es ist mir nichts zugeflogen. Aber, wenn ich in der Früh in den Spiegel schaue, dann sag ich: Hey, i mog di.“

Am 1. November feiert Shlomit ihren 60. Geburtstag. „Das Alter, die Zahl macht mir nix, weil ich mich ja jung fühle. Ich fühle mich nicht wie 60, aber es ist schon ein bissl komisch“, erzählt sie lachend. „Aber vielleicht kann ich ein kleines Vorbild sein, dass wir mit 60 noch nicht zum alten Eisen gehören.“

Roger-Cicero-Tribute

Genau an ihrem Geburtstag feiert sie mit einem großen Konzert Premiere im Wiener Porgy & Bess. Ein Tribute an den vor fast zehn Jahren verstorbenen deutschen Jazzmusikers Roger Cicero (er starb im März 2016 mit nur 45 Jahren an einer Hirnblutung)

Noch bevor er so richtig berühmt wurde, war sie schon von seinem Talent begeistert und hat ihn schon für ihre Kulturbühne in Luxemburg engagiert. „Er war so authentisch, herzlich, charmant und bodenständig.“ 

Auch Roger Cicero hatte ein berühmtes Elternteil (sein Vater war der Jazz-Pianist Eugen Cicero), das war eine zusätzliche Verbindung der beiden. 

„Auch wenn die Liebe zwischen dem Elternteil und dem Künstlerkind immer groß ist, ist es trotzdem auch eine Form von Konkurrenz. Das werden der Vater oder die Mutter nie sagen, aber es ist so.“ 

Bei dem Tribute-Konzert, mit dem sie auch auf Tour gehen will, möchte sie seine Lieder in ihrem Stil interpretieren. „Es ist ein leichter Sound mit richtig guten Texten. Es ist eine Hommage an einen großartigen Künstler, der viel zu früh gehen musste.“

Theater

Sie wird aber auch wieder Theater spielen – und zwar „Frau Holle – Wetter ist, was du draus machst“ im Februar und März 2026 im Burgenland. 

„Auf das freue ich mich, denn die Frau Holle ist darin nicht die Böse, sondern ich hab’ es ein bisschen auf Dame Edna angelegt, und die Rolle ist richtig toll geworden. Und dann darf ich an der Seite einer tollen Kollegin drei tolle Frauenfiguren im Sommer spielen, aber darüber darf ich noch nicht sprechen.“

Im September gab’s auch Anlass zur Freude, denn da hat Shlomit ihren Lebensgefährten Mathias Hammer in Venedig geheiratet. 

„Wir waren nur mit den Trauzeugen in einer Gondel, und das war genau, wie wir das wollten. Man hört ja ab einem gewissen Alter: Leb’ jetzt oder gar nicht, und es hat einfach gestimmt. Wir haben es gemacht, und es geht uns gut damit. Wir sind glücklich.“

Für ihren weiteren Lebensweg plant sie „ganz viel singen, auftreten, Menschen glücklich machen. Das ist meine Aufgabe als Künstlerin, dass die da unten sitzen und happy sind. Ich möchte ganz viel Theater spielen. Ich liebe die Bühne, ich liebe das Wort. Mich macht das einfach glücklich. Ans Aufhören denke ich gar nicht.“ Auch ein kabarettistisches Soloprogramm denkt sie an.

Was Shlomit Butbul zu den Diskussionen rund um den Song Contest sagt und ob ihre drei Kinder auch künstlerische Ambitionen haben, sehen Sie im Video oben.

Herrlich ehrlich - Menschen hautnah gibt's auch als Podcast auf Spotify.

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