Marion Mitterhammer: So lebt sie nach dem Tod ihres Mannes

Marion Mitterhammer
Die Schauspielerin spricht über den Verlust ihres Ehemannes Hans-Günther Bücking, ihren 60. Geburtstag und neue Projekte.

Sie gehört zu den vielseitigsten Schauspielerinnen des Landes, ist in allen Genres zu Hause und hat in fast 100 Filmen und Serien mitgespielt. 

Am Freitag begeht Marion Mitterhammer ihren 60. Geburtstag – tragisch überschatten vom Verlust ihres geliebten Ehemannes, Kameramann und Regisseur Hans-Günther Bücking, der im April nach schwerer Krankheit verstarb. Zwei Jahre hat sie ihn zu Hause gepflegt.

GRAZER OPERNREDOUTE 2019: MITTERHAMMER / BÜCKING

14 Jahre waren Marion Mitterhammer und Hans-Günther Bücking verheiratet

Die oft banale Frage „Wie geht es dir?“ bekommt hier eine viel tiefere Bedeutung. 

„Das ist eine schöne Frage, die weiß ich mittlerweile sehr zu schätzen. Es geht mir, glaube ich, den Umständen entsprechend ganz gut. Ich habe natürlich einiges durchgestanden oder ich bin eigentlich noch mittendrin. Ich lerne, Dinge zu akzeptieren, die mir vorher gar nicht so bewusst waren. Ja, ich lerne gerade viel“, so Mitterhammer in der KURIER TV-Sendung „Herrlich ehrlich – Menschen hautnah“ (Sonntag um 18:30 Uhr auf KURIER TV).

Die ganze Sendung: 

Herrlich ehrlich: Marion Mitterhammer

Sie versucht momentan „ganz im Jetzt zu leben“ und zu verstehen. „Mein Credo ist, das Leben rückwärts zu begreifen und vorwärts zu leben. Ich habe sehr viel Zeit im Moment nachzudenken, mich zu erinnern, Dinge richtig zu positionieren. Ich bin sehr mit mir und meinem Leben beschäftigt.“

Große Veränderung

Letztlich sei es eine Erlösung für ihren Mann gewesen. „Und man ist sicherlich nach so einem Ereignis, glaube ich, nicht mehr derselbe Mensch. Also, ich merke eine große Veränderung. Ich habe gemerkt, dass ich sehr auf mich aufpassen muss und darauf achten muss, mit wem und wo ich meine Zeit verbringe und worüber ich nachdenke, was ich höre. Es ist alles noch kostbarer geworden, weil ich einfach kapiert habe, irgendwann ist es vorbei.“

Ihren Geburtstag wird sie aufgrund der Umstände nicht feiern – überhaupt ist ihr auch die Zahl 60 „egal“. „Ich habe das Glück gehabt, ab und zu mit Lotte Tobisch Tee trinken zu dürfen. Und ich habe genau gehört, was sie mir immer gesagt hat: ,Denke über das Alter nicht nach, es ist nur eine Zahl. Und man ist so alt, wie man sich fühlt.’“

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Lisa Trompisch im "Herrlich ehrlich"-Gespräch mit Schauspielerin Marion Mitterhammer

Schicksal ist auch so ein großes Wort – aber als eine absolut schicksalhafte Fügung kann man den Umstand bezeichnen, als Mitterhammer Anfang 2024 von Regisseurin und Produzentin Lara Olbeter das Drehbuch zum Film „Vanitas“ (soll 2026 in die Kinos kommen) geschickt wurde: Eine Frau fährt mit ihrem todkranken Mann auf die Insel Gozo, weil er dort sterben möchte.

„Was sie nicht wusste, dass mein Mann schon sehr krank war und dass wir sehr oft auf der Insel Gozo waren, weil wir ja dort auch gelebt haben“, so Mitterhammer. „Ich habe das Drehbuch gar nicht fertig gelesen, ich musste das spielen. Und das war wirklich erschütternd, dass ein Drehbuch so nah an meinem Leben war. Das waren nicht normale Dreharbeiten, das war so intensiv und so unheimlich berührend“ 

Die Rolle ihres Film-Ehemannes übernahm Hubsi Kramar (ein Foto dazu sehen Sie hier) und daraus ist auch eine enge Freundschaft entstanden. Man beschloss, auch weiterhin miteinander zu arbeiten „und wir haben angefangen, den Briefwechsel der Dichterin Christine Lavant und des Malers Werner Berg zu bearbeiten und zu einer Lesung zusammenzustellen“, musikalisch begleitet von Willi Lange.

Sie hat jetzt auch eine „Polizeiruf 110“-Folge abgedreht und eine deutsche Komödie, in der Mitterhammer eine Österreicherin spielt, die vorgibt eine Italienerin zu sein (ein Bild von den Dreharbeiten sehen Sie hier).

Gedreht wurde in Erfurt, „nicht weit weg von dem Häuschen, in dem ich mit Hans jetzt so lange gelebt habe. Und das war auch ein schöner Abschied, aus dieser Gegend jetzt wegzugehen“, erzählt Mitterhammer, die wieder nach Österreich ziehen möchte.

Kaiserin Sisis Schwester Sophie

Und dann ist da noch ein ganz besonderes Projekt, zu dem das Drehbuch, nach einer Idee ihres Mannes, auch schon fertig ist. Darin geht es um das Leben von Kaiserin Sisis jüngster Schwester Sophie Charlotte, die ihren Mann, Herzog Ferdinand d’Alençon, verlassen wollte – und in ein Sanatorium geschickt wurde. 

„Das ist ein wahnsinnig spannender Stoff und es ist tatsächlich wahr. Und wir haben ziemlich gut recherchiert. ,Moral Insanity’ ist der Arbeitstitel“, so Mitterhammer, die überhaupt liebend gerne akribisch recherchiert. „Ich gehe wirklich gerne den Dingen auf den Grund, ich hinterfrage.“

Was sich Schauspielerin Marion Mitterhammer zu Geburtstag wünscht („Einfach ein bisschen entspannter wäre ich gern.“), welche Rollen ihr am meisten liegen („Ich habe gerne Figuren, die ambivalent sind, die brüchig sind, die ein Doppelleben führen.“), warum Zuversicht so wichtig ist und ob es stimmt, dass Schauspielerinnen ab einem gewissen Alter ein Ablaufdatum haben (Spoiler: ja!), sehen Sie im Video oben.

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