Christian Dolezal: Wie er seine eigenen Fehler humorvoll meistert
Zusammenfassung
- Christian Dolezal nutzt seine eigenen Schwächen und Unzulänglichkeiten als humorvolle Grundlage für seine Kabarettprogramme.
- Er legt Wert darauf, sich auf der Bühne über sich selbst lustig zu machen, ohne andere zu beleidigen, und sieht darin eine Verbindung zum Publikum.
- Musik, Schauspiel und Kabarett prägen sein Leben, wobei er aktuell mit seinem neuen Solo "Tante Pepi" und als Intendant des Theatersommer Haag aktiv ist.
Ob Bühne, Film, TV oder Kabarett, Christian Dolezal (54) ist in allen Genres zu Hause. Aber auch die Musik spielt eine große Rolle in seinem Leben.
Als Kind „war eine große Sehnsucht da, Mick Jagger zu werden“, wie er lachend in der KURIER TV-Sendung „Herrlich ehrlich – Menschen hautnah“ (immer am Sonntag um 18:30 Uhr) erzählt.
Die ganze Sendung:
Herrlich ehrlich: Christian Dolezal
Ausgelöst dadurch, dass er als Siebenjähriger eine Rolling-Stones-Kassette von seinem Vater geschenkt bekam. Als er die Musik zum ersten Mal gehört hat, „ist mir ein Schauer durch den Körper gefahren und da hat sich das ein bissl manifestiert, das will ich auch einmal machen können.“
Als Gitarrist hat er dann in einigen Bands gespielt, er ist sogar Gründungsmitglied der Wiener Band „Sofa Surfers“.
„Für mich ist Musik die allerschönste und direkteste Kunstform. Aber ich hab dann nach vielen Bandjahren auch ein bisschen die Lust verloren, einen Verstärker herumzuschleppen und begonnen, mich für Schauspiel zu interessieren.“
Und da ist es für ihn vor allem am schönsten, „in einem Theater zu stehen und Leute zu unterhalten“.
Kein Aufreißertyp
Und besonders gut macht er das von der Kabarettbühne aus. Für sein erstes Solo „Herzensschlampereien“ (er tritt damit nach wie vor auf) erhielt er 2023 sogar den österreichischen Kabarettpreis. Darin beschreibt er die kleinen und großen Katastrophen rund ums Thema Liebe und Beziehungen.
Dolezal ist übrigens momentan ein „nicht grundsätzlich trauriger“ Single. „Ich bin jetzt auch nicht so ein Aufreißer-Typ. Wenn man längere Zeit Single ist, fehlt einem natürlich die körperliche Nähe oder manchmal so Sonntagabende – Spiele spielen, das wäre schon nett.“
Lisa Trompisch im „Herrlich ehrlich“-Talk mit Christian Dolezal.
Gespielt wird auch ab 26. November wieder. Da feiert der gebürtige Wiener mit seinem zweiten Solo „Tante Pepi“ Premiere im Wiener Rabenhof.
„Es handelt von meiner Tante Pepi, die immer Optimismus oder zumindest Zuversicht eingemahnt hat, was mich als Skeptiker überhaupt in Zeiten wie diesen herausgefordert hat“, erzählt er.
„Es handelt auch von einem ganz bizarren Typen, von dem man sich am Anfang denkt, das ist ein primitiver Neandertaler und immer besoffen. Und auch von albernen Dingen wie meiner Obsession für Ketchup und einer Missgunst Wirten gegenüber, die zu einem Schinken-Käse-Toast nur ein Packerl Ketchup servieren. Das ist viel zu wenig, es ist furchtbar. Und noch mehr regen mich die Leute auf, die mit diesem einen Packerl auskommen und dann auch noch so ein bissl stolz darauf sind.“
Für ihn ist grundsätzlich wichtig, dass er sich auf der Kabarettbühne vor allem über sich selbst lustig macht „und meine eigenen Schwächen und Unzulänglichkeiten herzeige.“
Es sei ja jeder auf die eine oder andere Art „ein Würstel“, meint er augenzwinkernd. „Und wenn man seine eigene Würsteligkeit zutage bringt, dann erkennen sich ja viele auch darin wieder. Wir haben ja alle die gleichen Unzulänglichkeiten.“
Eine seiner Schwächen sei übrigens, dass er kein „Schnellschnaller“ ist.
Niemanden beleidigen
Dolezal habe kein Interesse daran, irgendjemanden zu beleidigen. „Ich mag das nicht, wenn Comedians auf der Bühne stehen und immer so tun, als wären sie gescheiter oder sich über irgendwen im Publikum lustig machen, das halte ich für blöd. Die Komiker, die mich am meisten fasziniert haben als junger Mensch, waren immer die Leute, die sich über sich selbst lustig gemacht haben“, so Dolezal.
Schauspieler Christian Dolezal
Seinem jüngeren Ich würde er heute gerne sagen: „Christian, vertrau dir mehr, du bist eh lieb.“ Er halte es nämlich vielleicht für einen Fehler, dass er immer ungern auf Premierenfeiern gegangen ist. Das habe ihn eher überfordert. „Ich unterhalte mich gerne mit einer Person oder mit fünf an einem Abend, aber nicht mit so vielen.“ Daher würden ihn eventuell viele Produzenten gar nicht kennen oder nicht wissen, „ob ich vielleicht eh ein netter Kerl bin.“
Schlussendlich würde er sich das aber nicht vorwerfen, schließlich könne man sich ja nicht permanent zu etwas zwingen, womit man sich unwohl fühlt. „Das kommt ja auch nicht gut rüber. Man sollte vielleicht ein bisschen mehr damit zufrieden sein, wie man ist und schneller mit dem zufrieden sein, wie gut und mit welcher Haltung man etwas macht. Und nicht, ob man in Hollywood ist oder am Burgtheater.“
Apropos Theater: Dolezal ist auch seit 2016 Intendant des „Theatersommer Haag“, wo im kommenden Jahr „Der Geizige“ (Premiere ist am 1. Juli) mit Gerti Drassl gegeben wird.
Er würde auch gerne einmal einen Kinderfilm drehen. „so ein Märchen oder so. Das fände ich schön. Oder von Thomas Bernhard ,Der Theatermacher‘, das wäre eine tolle Rolle. Aber oft ist ausschlaggebender, wer mitmacht. Mit wem man es macht, als was man macht. Ob etwas freudvoll wird.“
Was Christian Dolezal beim Dreh für die US-Produktion „Die Frau in Gold“ erlebt hat, ob ihn grundsätzlich Hollywood reizen würde, warum er glaubt, wenn er nichts arbeitet, dass er nichts wert ist, und warum er den von Oskar Werner zitierten Satz „Unser Charakter ist unser Schicksal“ jetzt wirklich versteht, sehen Sie im Video oben.
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