Bewegtes Leben: Waris Dirie verarbeitet ihre Gefühle jetzt in der Malerei

- Waris Dirie, Menschenrechtsaktivistin und Autorin, nutzt Malerei zur Verarbeitung ihrer Lebensgeschichte, geprägt von Flucht und Genitalverstümmelung.
- Ihre Ausstellung 'Mogadishu Blues' in Wien zeigt 29 Acrylgemälde, die von ihrer ambivalenten Lebensreise erzählen.
- Die Kunst wurde durch Elton Johns Sammlung inspiriert und ist bis zum 27. April im Bank Austria Kunstforum zu sehen.
Das Leben von Menschenrechtsaktivistin und Bestsellerautorin Waris Dirie lässt sich nicht nur mit schillernden Farben beschreiben. Besonders ihre Kindheit und Jugend war von düsteren und dunklen Tönen geprägt. Ihr Geburtsjahr ist nicht genau bekannt, es wird allerdings vermutet, dass sie um das Jahr 1965 in der somalischen Wüste geboren wurde.
Als Teil eines Nomadenvolks erlitt sie mit fünf Jahren Genitalbeschneidung. Mit 13 Jahren sollte sie mit einem viel älteren Mann verheiratet werden, was sie dazu veranlasste durch die Wüste in Somalias Hauptstadt Mogadischu zu fliehen und fortan bei ihrer Oma und später bei ihrer Tante zu leben.
London
Doch auch hier war sie nicht sicher, da ihre Flucht nicht akzeptiert wurde. Sie reiste nach London zu ihrem Onkel, der damals somalischer Botschafter in Großbritannien war und arbeitete für einige Zeit unbezahlt als Dienstmädchen in der Botschaft.
Nach dem Ausbruch des Bürgerkriegs in Somalia musste ihr Onkel allerdings zurück in seine Heimat und Waris Dirie lebte für einige Zeit auf der Straße, rappelte sich aber wieder auf und verdiente Geld als Reinigungskraft in einer Mc Donald’s Filiale.
Farbenfroher wurde ihr Leben, als sie im Alter von 18 Jahren vom britischen Fotografen Terence Donovan entdeckt wurde. Er packte sie gemeinsam mit dem späteren Topmodel Naomi Campbell auf die Titelseite des Pirelli-Kalenders und verhalf ihr damit über Nacht zu großer Berühmtheit.
Ihre Bekanntheit nutzte sie fortan, um über Genitalverstümmelung aufzuklären und sich für ein Ende dieser einzusetzen. So veröffentlichte sie im Jahr 1998 das Buch "Wüstenblume", wo sie über ihre ihre radikale Beschneidung berichtet.
Ihr Weg führte sie dann auch weiter nach Wien, wo sie 2005 die österreichische Staatsbürgerschaft erhielt und die „Desert Flower Foundation“ (unterstützt Mädchen weltweit, die von Genitalverstümmelung betroffen oder bedroht sind) gründete.
Malen als Therapie
Dem KURIER erzählte sie einmal, dass sie ihre Gefühle auch in Bildern verarbeite. "Ich male schon sehr lange und jetzt konzentriere ich mich mehr auf meine Kunst. Ich habe sehr viele Bilder und möchte sie der Welt zeigen."
Und jetzt ist es so weit, denn am Mittwochabend wurde im Bank Austria Kunstforum die Ausstellung "Mogadishu Blues" eröffnet. "Ich sehe die Leinwand und beginne zu malen. Das Bild passiert mir einfach. In dem Moment, in dem ich den Pinsel in die Hand nehme, gebe ich die Kontrolle ab", so Dirie.

Zum Malen inspiriert wurde sie übrigens von Musiker Elton John. Als sie einmal bei ihm in London zu Besuch war, betrachtete sie seine Sammlung von zeitgenössischer Kunst und fing dann selbst damit an, ihre Gefühle via Pinsel und Leinwand zum Ausdruck zu bringen.
Die Bilder zeigen eine Ambivalenz von hellen und dunklen Farben, was sich auch auf Waris Diries Leben umlegen lässt. Denn die insgesamt 29 Acrylgemälde erzählen von Nähe, Familie und Freundschaft, aber auch von Schmerz, Flucht und Verlust.
Bis zum 27. April sind die Werke noch zu betrachten.
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