Arabella Kiesbauer: "Rassismus wird mich ein Leben lang begleiten"
Rassistische Anfeindungen begleiten TV-Moderatorin Arabella Kiesbauer (51) schon ihr Leben lang. Vor allem als ihre tägliche Talkshow 1994 bei ProSieben startete, wurde die Tochter einer Theaterschauspielerin aus Deutschland und eines ghanaischen Ingenieurs zur Zielscheibe für rassistischen Hass.
Immer wieder bekam sie Drohbriefe. Am 9. Juni 1995 schickte der Terrorist Franz Fuchs ihr eine Briefbombe.
25 Jahre danach erinnert Kiesbauer sich im Interview der Deutschen Presse-Agentur an diesen Tag und sagt, warum aus ihrer Sicht heute einiges sogar noch schlimmer ist als damals.
"Ich war wie gelähmt"
Die Post mit der Briefbombe öfnete damals ihre Assistentin, die dadurch auch leicht im Gesicht und an den Händen verletzt wurde.
"Zuerst war ich wie gelähmt. Bevor sich die Angst zum Trauma ausweiten konnte, produzierten wir unsere Außenproduktion auf Sylt mit mehreren Hundert Zuschauern Open Air. Da merkte ich, dass ich zum Glück immer noch ohne Vorbehalte auf Menschen zugehen konnte. Eine wichtige Erfahrung", so Kiesbauer.
Sie ist heute Integrationsbotschafterin
In die Opferrolle wollte sie sich aber nicht drängen lassen. "Ich wollte aus der Opferrolle ausbrechen und in die Offensive gehen. Deswegen habe ich damals begonnen, an deutschen Schulen über Rassismus und gegen Vorurteile zu sprechen. Ich bin heute noch ehrenamtliche Integrationsbotschafterin in Österreich und wurde für meine Verdienste in Sachen Integration 2013 mit dem Großen Verdienstzeichen der Republik Österreich ausgezeichnet", erzählt die Moderatorin, die damals auch von Securitys bewacht wurde.
"Ich bin realistisch genug zu wissen, dass mich Rassismus mein Leben lang begleiten wird. Der Tod des Afroamerikaners George Floyd zeigt wieder einmal, dass Rassismus und soziale Ungerechtigkeit nach wie vor ein Thema unserer Zeit sind. #blacklivesmatter", sagt die "Bauer sucht Frau"-Moderatorin.
"Früher bekam ich rassistische Briefe ohne Absender, mittlerweile stehen der komplette Name und die Anschrift darauf. Erschreckend ist, dass die rechte Szene das Gefühl hat, sich nicht mehr ,verstecken' zu müssen", meint sie.
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