Andreas Gabalier: "Ich bin zur falschen Zeit geboren"

Andreas Gabalier bei der Starnacht aus der Wachau
Der Sänger sprach über seinen innigsten Wunsch, woran er glaubt und wie es wäre, einen Tag eine Frau zu sein.

Zusammenfassung

  • Andreas Gabalier spricht über seinen Wunsch nach der Gesprächskultur wie in den 1990ern und seine Erfahrungen mit Höhen und Tiefen im Musikgeschäft.
  • Er betont die Bedeutung seiner Musik für den familiären Zusammenhalt seiner Fans und beschreibt emotionale Begegnungen mit schwerkranken Kindern als herausforderndste "Arbeit".
  • Gabalier spricht über seinen Glauben und seine Wertschätzung für Traditionen.

Kaum ein heimischer Künstler polarisiert so wie Andreas Gabalier – die einen lieben ihn, die anderen können nix mit ihm anfangen und wahrscheinlich nur die wenigsten lässt er völlig kalt. 

Bei der Starnacht aus der Wachau jedenfalls gehörte er dem Lärmpegel des Publikums bei seinem Auftritt zu Folge, zu den beliebtesten Künstlern des Abends. Eine echte One-Man-Show – so heißt übrigens auch ein Song von ihm. Ein Lied, das seinen Weg seit dem tragischen Tod seiner Schwester vom Hobby-Musiker zum Publikumsmagneten beschreibt.

„Und all diesen Höhen und Tiefen und medialen Prügeln, die man da zehn Jahre hat einstecken dürfen, die mich aber letztendlich auch wieder ganz genau dorthin getragen haben, wo ich seit vielen Jahren stehen darf, in den großen Hütten und Stadien dieser Welt“, so Gabalier zum KURIER.

Seit 2022 ist er auf „Dirndl-Wahnsinn-Hulapalu!“-Tour. „Die Füße sind jetzt schon ein bisserl schwer und vielleicht sind jetzt wirklich der bevorstehende Herbst, Winter und das Frühjahr wieder dafür da, wie zuletzt die Corona-Pandemie-Lockdown-Zeit, wo ich mich wieder der Kreativität widmen werde“, so der Volks-Rock’n’Roller über mögliche neue Musik.

Dem KURIER stand er jetzt für ein paar Fragen der etwas anderen Art Rede und Antwort.

KURIER: Mein innigster Wunsch, die Welt zu verändern/verbessern wäre …

Andreas Gabalier: Das wäre wieder so ein bisserl zurück zur 1990er-Jahre-Mitte. Dass diese extremen Ausschläge nach links und rechts wieder zurückgehen – nicht unbedingt politisch gemeint. Aber wir haben jegliche Streitkultur, jegliche Gesprächskultur-Basis verloren. Was deiner eigenen Anschauung nicht entspricht, wird mit Händen und Füßen getreten. Vorgelebt auch von den höchsten politischen Reihen. Und das überträgt sich auf die Bevölkerung und das finde ich so schade. Auf meinen Konzerten, da kommen ja auch Aber-Zehntausende Menschen friedlich zusammen und haben eine schöne Zeit. Die sind schön angezogen, legen Wert darauf, dass man einen guten Tag hat mit seinen Liebsten und die kommen friedlich, rücksichtsvoll und haben eine Gaude, feiern, bis die Sonne aufgeht und fahren wieder nach Hause. Warum geht das nur da so? Das wäre so Zauberkraft – wenn ich da an einem Stellrad drehen könnte, dass man wieder ein bisschen in die Kindheit und Jugend der 1990er zurückdrehen könnte, was den Umgang miteinander angeht, dann würde ich diese Zauberkräfte nutzen.

Die beste Entscheidung meiner Laufbahn war…

Trotz des Gegenwinds, der auch massiv für diese Erfolgsgeschichte steht, immer meinen Weg gegangen zu sein. Ob das immer ganz richtig war, hat man oft erst im Nachhinein herausgefunden und hat vielleicht auch die einen oder anderen Prügel gebracht. Mein Großvater hat immer gesagt, du musst am Abend in den Spiegel schauen können. Und das kann ich, auch nach 15 Jahren Erfolg. Ich begegne den Menschen mit Respekt, erwarte mir das selbst auch.

STARnacht  aus der Wachau 2025

Andreas Gabalier bei der Starnacht aus der Wachau

Die härteste Arbeit, die ich je gemacht habe, war …

Ich hab oft so Aufgaben rund um meine Arbeit. Da gibt’s Institutionen im deutschsprachigen Raum, die Kindern einen letzten Wunsch erfüllen wollen oder sich zumindest darum bemühen. Das ist so etwas, wo man so 5 ,6, 7-jährige krebskranke Kinder vor sich stehen hat, denen die Chemo eingestellt worden ist, weil es die Venen nicht mehr vertragen und die Eltern fragen über diese Institutionen wie 'Herzenswünsche' oder 'Kinderlachen', ob sie nicht am Nachmittag vor dem Konzert oder vor einer Fernsehshow einen Sprung vorbeikommen können. Und da wird dann meine berufliche Leichtigkeit zur Arbeit. Es ist aber trotzdem so, dass ich das voll gerne mache, weil ich mir immer denke, wie gut geht es mir eigentlich? Ich hab so viel gesehen dieser Welt, von Amerika bis Singapur, Afrika und auch den Norden. Dann denke ich mir immer: Was hast du für ein Glück gehabt, hier auf die Welt gekommen zu sein, in diese Familie hineingeboren zu werden, in dieses Umfeld. Es ist so ein schönes und spannendes Leben. Ich hab das Glück gehabt, dass ich von meinen ersten Chefitäten angefangen, die Arbeit immer positiv empfunden habe. Und dass ich so erfüllt durchs Leben gehen darf. Und gesund, schon seit 40 Jahren.

Das schönste Kompliment, das ich je bekommen habe, war ...

Beim Tanken, da war eine Mama – so um die 50, die hat zu mir gesagt: 'Herr Gabalier, ich habe drei Gören zu Hause, die stellen uns das ganze Jahr den Baum auf… sehr, sehr schwierig. Und dann haben wir noch eine Oma, die sich mit ihren alten Erziehungswerten auch sehr beliebt macht bei unseren Teenies und dann kracht es das ganze Jahr über. Aber es gibt eines, das uns als Familie vereint und das ist Ihre Musik. Spätestens dann sind wir wieder Familie in lustigen, fröhlichen, aber auch traurigen Momenten.' Dann hab ich gesagt: 'Ich bin der Andreas, die ganze Welt sagt Du.' Und sie hat gemeint: 'Das, lieber Andreas, machst du mit uns, wo wir sonst 300 Tage im Jahr echt schön aneinander krachen. Und wenn es nur für fünf Minuten ist, aber dank deiner Musik. Wenn ich nicht mehr weiter weiß, dann lege ich 'Hulapalu' auf oder 'Verdammt lang her' und auf einmal kommen die Girls wieder aus dem Zimmer.' Und das war ein Kompliment, wo ich mir gedacht habe, das ist schön. Das ist die Magie der Musik!

Am meisten Angst habe ich vor…

Angst vor dem Geld habe ich nie gehabt. (lacht)

Ich gehe niemals außer Haus ohne …

Meinem Schnäuztücherl! Die Oma hat immer gesagt, ,du musst ein Stofftaschentuch einstecken. Bua, wenn du schwitzt, musst du dich abwischen. Das schaut nix gleich im Fernsehen.’

Mit dieser Person der Zeitgeschichte, ob lebend oder tot, würde ich gerne einen Abend verbringen …

John Fitzgerald Kennedy – den hätte ich gerne kennengelernt. Die Zeit hätte ich gerne erlebt. Ich bin zur falschen Zeit geboren, glaube ich. I’m so vintage.

Wenn ich einen Tag eine Frau sein könnte …

Da kann ich jetzt nur verlieren. (lacht) Es wäre schon spannend. Es wäre schon was anderes. Wir sind ja wirklich zwei grundlegend verschiedene Spezies mit dem Unterschied, dass wir Männer euch so nehmen, wie ihr seid. Und die Damen – also nicht alle – die haben schon gerne beziehungstechnisch oft dieses Gen, dass sie uns zu dem machen wollen, wie sie uns gerne hätten. Wir nehmen euch Frauen so, wie ihr seid. Es ist herrlich, wir sind dankbar für euch.

Ich glaube an…

Schädelweh nach dem Fortgehen (grinst) und die heilige katholische Kirche. Ich bin schon gläubig. Nach dem Tod meiner Schwester, hab ich echt ein bissl mehr wieder zum Glauben gefunden. Wir sind sehr religiös erzogen worden, auch von den Großeltern und der Verwandtschaft her. Da sind die Feste im kirchlichen Jahreskreis in erster Linie gesellschaftlich gesellig gelebt worden und auf das blicke ich voll gerne zurück. Aber der Heiligenschein ist immer ausgeblieben bei mir. (lacht) 

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