60 Jahre Tony Wegas: Zwischen Song Contest, Drogen, Haft und Mutterliebe

Tony Wegas
Einmal Star und retour –das klassische Castingshow-Schicksal gilt für Heerscharen an latenten Talenten und vakanten Genies, die gnadenlos durch die Kanäle geschleust werden.
Tony Wegas wird es freilich nicht gerecht – seine vier Jahrzehnte auf allen Bühnen im weiten Land der Säle gleichen eher einer bittersüßen Ballade: Des Sängers Fluch.
Einst war der Burgenländer Anton Hans Sarközi der Modellfall, wenn schon nicht für einen „jungen Römer“, so doch für einen jungen Roma, dem Frauen nicht nur zu Füßen lagen: „Mein Zigeunerblut hab ich nie verleugnet – diese Wurzeln sind mir wichtig, dazu steh ich.“

Kehle mit Seele: Tony verlor nach zwei Song-Contest-Teilnahmen (re.) den Halt und landete im Gefängnis.
Schon in der Volksschule schmolz seine Lehrerin dahin. Sie hatte ihre Schäfchen gefragt, ob sie lieber schon um halb acht statt um acht Uhr anfangen wollten. „Um halb acht“, sagte einzig der frühe Charmeur Tony, „weil ich Sie dann eine halbe Stunde länger sehe!“
Wen wundert’s da, dass ihn Annemarie Schindler viele Jahre später im Gefängnis besuchte. Als Wegas die Tränen runterliefen, wies ihn die Pädagogin sanft zurecht: „Geh, Bua, hör auf, ich hab dich immer lieb gehabt.“
Während der 30 Monate Haft, die er im Höhenrausch nach zwei Song-Contest-Teilnahmen (1992: Platz 10 und 1993: Platz 14) wegen zweifachen Handtaschenraubs zur Finanzierung seiner Drogenabhängigkeit ausgefasst hatte, kamen sonst nur noch die Jazz Gitti und Wochenende für Wochenende Tonys Mutter, Hilda Hiller (81).

Ging mit ihm buchstäblich durch Dick und Dünn: Mama Hilda, der Tony zu Glanzzeiten ein weißes Porsche Cabrio versprach.
Als sie eine Reporterin bewunderte – „Sie stehen immer hinter Ihrem Sohn“ –, erwiderte sie: „Irrtum. Ich stehe nicht hinter ihm, ich stehe vor ihm!“ Bei der herrlich resoluten Wienerin ist er „gelegentlich in a Wahrheitswatsch’n einig’rennt“, so erinnert sich der „ewige Spitzbua“ ohne posttraumatischen Anflug.
Die „Mamsch“ war da, als er aus dem Internat flog (ein fauler Apfel traf den Pater); sie war da, als er seine Karriere pulverisierte und – wie heutzutage etwa Ex-Finanzminister – in Konkurs ging; sie war da, als er mit pulmonaler Hypertonie samt Rechtsherzinsuffizienz vor ihrem Bett zusammenbrach. Wegas, der nie im Krankenstand war, ist bereits zwei Jahre, nach Luft ringend (im 3. Stock ohne Lift), Frühpensionist.
Zum 60er im Marchfelderhof will er trotzdem was ansingen. Die Mama wird da sein. Tony weiß: „Ohne sie gäb’s mi nimmer.“
„Eine Partnerin kann jederzeit sagen: ,Ich geh’!‘ Eine Mutter kann das nicht!“ Einst versprach er ihr „an weiß’n Mercedes für unter der Woche und a weißes Porsche Cabrio für Samstag, Sonntag.“ Das Ende vom Lied? Sie borgte ihm ihren alten Ford.
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