In diesen drei Jahren hat sich Höck an die Weltspitze geturnt. 2020 holte der Steirer mit EM-Silber die erste österreichische Medaille seit 1955. 2021 sicherte er sich an den Ringen den Gesamtweltcup, im Oktober gelang ihm in Ungarn sein fünfter Weltcupsieg.
Es wäre trotzdem falsch, von Vinzenz Höck bei der Kunstturn-WM in Liverpool, die an diesem Wochenende beginnt, Wunderdinge zu erwarten. Die starken chinesischen Turner sind dem Weltcup ferngeblieben, „die sind brutal gut. Wenn man denen zusieht, glaubt man, das sind Supermenschen“, erzählt Vinzenz Höck, der WM-Fünfte des Vorjahrs. „Wenn ich wieder ins Finale komme, dann wäre das großartig. Und im Finale ist dann alles möglich.“
Denn bei aller Akrobatik und Kraft ist das Turnen an den Ringen vor allem auch Kopfsache. „Du hast nur diesen einen Versuch. Und da muss alles passen“, weiß Höck.
Er sollte beim sogenannten Christus, einer Übung, bei der er mit ausgestreckten Armen an den Ringen baumelt, keine Regung zeigen. Er darf bei der Schwalbe, wenn er mit durchgestreckten Armen seine Beine waagrecht nach hinten streckt, bloß nicht aus der Balance kommen. Und er sollte am Ende der Übung noch genug Kraft und Gleichgewicht für einen sauberen Abgang haben.
Höck reiste zur WM nach Liverpool mit einem Programm an, das er erst seit Mai turnt. „Ich mache die schwierigsten Übungen, bei denen ich die meisten PS brauche, immer am Anfang“, erklärt der 26-Jährige. Er vertraut dabei auf die Elemente, die er monatelang einstudiert und automatisiert hat. Natürlich hätte er auch noch schwierigere Übungen auf Lager, die ihm den einen oder anderen Zehntelpunkt mehr bescheren könnten. „Aber diese Übungen sind noch nicht reif für die große Bühne. Es reicht nicht, wenn man sie einmal im Training schafft. Man muss die permanent abrufen können. Nur dann bringt es was.“
Vinzenz Höck behält sich das für seine nächste große Herausforderung auf, die Teilnahme an den Olympischen Spielen 2024 in Paris. Die Qualifikation ist selbst für einen Weltklassemann wie ihn beinhart. Denn das Gros der Startplätze ist für die Athleten aus großen Turnnationen reserviert, die mit einer kompletten Mannschaft antreten. Für Einzelkämpfer, wie Höck einer ist, gibt es gerade einmal drei Plätze: Einer geht an den Weltmeister von 2023, die restlichen zwei werden im Frühjahr 2024 im Weltcup vergeben. „Ich traue es mir zu, das zu schaffen“, sagt der Heeressportler. „Denn ich habe gesehen, dass ich mich mit den Besten messen kann.“
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