Abschied von George Foreman: Vom Vorstadt-Kriminellen bis zum Pastor

Er boxte sich als Jugendlicher im kriminellen texanischen Vorstadt-Milieu durch. Später wurde er Schwergewichtsweltmeister und Pastor. Jetzt ist mit George Foreman einer der schillerndsten Männer der Sportwelt, der mit einer Rapid-Legende befreundet war, 76-jährig im Kreis seiner Großfamilie gestorben.
Seine fünf Söhne ließ der zehnfache Vater alle auf den Namen George taufen. Nach vier Ehen blieb er seiner fünften Frau 40 Jahre bis zum Tod treu.
Foreman war, als er sich im Football als Tackler versucht hatte, von einem Boxtrainer entdeckt und zum Übersiedeln in den Ring überredet worden. Schon zwei Jahre später wurde er 1968 in Mexiko Olympiasieger . Und bald danach auch Profi-Champion. Den aufregendsten Kampf, bei dem weltweit die meisten Menschen vor Schwarz-Weiß-Fernsehern saßen, verlor er. Als ihn 1974 in Zaires Hauptstadt Kinshasa der vor ihm tänzelnde Muhammad Ali konditionell zermürbte und in Runde acht K.o. schlug.
Geistige Schäden aber trug Foreman im Gegensatz zu seinem Bezwinger und anderen Boxern nie davon. Er interpretierte dies als Geschenk Gottes, nachdem er schon 1977 in seiner Kirche „Jesus Christus“ zum Prediger geworden war. Darüber hinaus zeichnete ihn Geschäftstüchtigkeit aus. Mit dem Unternehmen „George Foreman Grill“ soll er sogar mehr als beim Boxen verdient haben.
Noch mit 42 stellte sich Foreman im Battle of Ages dem 14 Jahre jüngeren Evander Holyfield. Foreman verlor im April 91 in Atlantic City nach Punkten, gewann aber noch mehr Sympathien. Jene des Vor-Ort-Augenzeugen Toni Fritsch waren ihm ohnehin sicher.
Fritsch war vom Wembley-Toni (1965 zwei Tore gegen England) zum Texas-Tony geworden, als er mit den Dallas Cowboys 1972 als erster Österreicher den Super Bowl gewann. Als der Ex-Rapidler nach Houston zu den Oilers wechselte, freundete er sich mit dem dort ansässigen Foreman an. Fritsch wurde nur 60 Jahre alt. Er erlitt auf der Hütteldorfer Straße einen Herzinfarkt, nachdem er sich eine Champions-League-Karte für Rapid – Bayern besorgt hatte.
Fritsch war stets stolz , wenn ihn Foreman in Wien besuchte. Und oft überrascht. So ließ George in einem Ringstraßenhotel beim Warten auf den Lift die Kabine passieren, obwohl in der nur eine junge Dame stand und man sich wegen einer ORF-Sendung mit Sigi Bergmann und Ex-Europameister Josef „Jo Tiger“ Pachler im Terminstress befand. „Fahre, wenn du prominent bist, nie mit einer fremden Frau allein in einem Aufzug“, riet der erfahrene Gottesmann, augenzwinkernd darauf anspielend, dass überall ein schlitzohriger Anwalt auf die Idee kommen könnte ...
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