Tournee-Auftakt: Starke Österreicher, aber Prevc flog in einer anderen Liga
In einer anderen Flugbahn: Domen Prevc
Gäbe es bei der Vierschanzentournee auch eine Teamwertung, die Österreicher hätten in Oberstdorf einen fulminanten Triumph gefeiert. Denn die ÖSV-Adler präsentierten sich beim Auftaktspringen im Allgäu ähnlich stark wie bei der Tournee 2024/’25, als es erst in Oberstdorf, und später auch im Tournee-Endklassement, einen rot-weiß-roten Dreifachsieg zu bejubeln gab.
Mit einem klitzekleinen Unterschied freilich: Heuer gibt es einen Skispringer, der selbst die ÖSV-Höhenflieger noch überflügelt: Der Slowene Domen Prevc wurde beim Tourneeauftakt seiner Favoritenrolle gerecht und distanzierte den Rest der Adlerwelt gleich um Welten.
Dass der sechsfache Saisonsieger Domen Prevc in anderen Sphären schwebt, kommt jetzt nicht aus heiterem Himmel. Das hohe Niveau der gesamten ÖSV-Mannschaft war da schon eher überraschend. Alle sieben österreichischen Starter landeten in Oberstdorf in den Top 16.
Enorme Steigerung
Was für ein eklatanter Unterschied zu den letzten Weltcupspringen. Welch auffällige Leistungsexplosion gegenüber den Saison-Wettkämpfen in Wisla oder Ruka, in denen kein Österreicher unter den ersten 10 zu finden war und schon die Frage aufgeworfen wurde: Haben die ÖSV-Springer die Lufthoheit verloren?
Platz zwei für Tschofenig
Chefcoach Andreas Widhölzl hatte freilich auch in dieser turbulenten Phase des Winters stets die Ruhe bewahrt und auf das enorme Potenzial seiner Springer verwiesen. „Sie haben’s alle drauf, sie müssen es nur auf den Punkt bringen und lockerer an die Sache herangehen“, versicherte der Tiroler.
Beim Tourneestart war dann auch prompt nichts mehr zu spüren von einer ernsten allgemeinen Verunsicherung. Vielmehr legte das gesamte ÖSV-Team eine Leichtigkeit an den Tag, die man in dieser Form schon lange nicht mehr gesehen hat.
Großes Versprechen
Allen voran Daniel Tschofenig, der sein hartnäckiges Formtief hinter sich gelassen hat und sich als Zweiter auf dem Podest zurückmeldete. Trotzdem scheint die Mission Titelverteidigung für den Tourneesieger des Vorjahres ein aussichtsloses Unterfangen: Domen Prevc liegt nach dem ersten Bewerb bereits 17,5 Punkte voran.
Aus der starken österreichischen Mannschaft stachen neben Tschofenig und Jan Hörl (4.) noch die zwei jüngsten Springer hervor: Der 19-jährige Stephan Embacher durfte sich als Siebenter über sein bestes Ergebnis bei einem Tourneespringen freuen. Der 22-jährige Tournee-Debütant Jonas Schuster lag zur Halbzeit an dritter Stelle und beendete den Bewerb als Achter.
Und es ist durchaus noch Luft nach oben. Stefan Kraft etwa war mit seinem Auftakt alles andere als zufrieden, „die Rakete war nicht dabei“, erklärte der Routinier, der auf dem neunten Platz landete. Auch Titelverteidiger Daniel Tschofenig sieht noch genug Verbesserungspotenzial. „Das war sehr gut, aber ich weiß, dass noch viel mehr möglich ist.“
Rückenwind für die Tournee
Dass mit Felix Hoffmann (4.) und Philipp Raimund (6..) zwei deutsche Skispringer hinter dem slowenischen Dominator Domen Prevc um die Podestplätze mitmischen, wird der gesamten Tournee Rückenwind verleihen. Das Neujahrsspringen in Garmisch wird von den Fans überrannt werden. Und auch für das Bergiselspringen in Innsbruck (4. Jänner) sind schon jetzt nur mehr VIP-Tickets erhältlich.
Springen in Oberstdorf
1. D. Prevc (SLO) 316,7 Punkte
2. D. Tschofenig (AUT) 299,2
3. F. Hoffmann (GER) 297,3
4. Jan Hörl (AUT) 297,1
5. Ph. Raimund (GER) 295,61
Die weiteren Österreicher:
7. Stephan Embacher 291,2
8. Jonas Schuster 287,7
9. Stefan Kraft 286,4
12. Maximilian Ortner 282,7
16. Manuel Fettner 272,2
Das Programm
Garmisch:
31. Dezember, 13.30: Qualifikation
1. Jänner, 14.00: Bewerb
Innsbruck:
3. Jänner, 13.30: Qualifikation
4. Jänner, 13.30: Bewerb
Bischofshofen:
5. Jänner, 16.30: Qualifikation
6. Jänner, 16.30: Bewerb
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