Souveränes Finale: Stoch überlegen zum dritten Tournee-Erfolg

Souveränes Finale: Stoch überlegen zum dritten Tournee-Erfolg
Kamil Stoch dominiert das entscheidende Springen in Bischofshofen, Stefan Kraft wird als bester ÖSV-Adler Vierter.

Der Pole Kamil Stoch hat sich mit einem überlegenen Sieg in Bischofshofen zum dritten Mal den Vierschanzentournee-Titel geholt. Der Olympiasieger gewann den Abschlussbewerb am Mittwoch vor dem Norweger Marius Lindvik, dem Deutschen Karl Geiger und Stefan Kraft.

Während Stoch mit großem Vorsprung über seinen nächsten Tournee-Triumph nach 2017 und 2018 jubelte, verpasste Kraft den ersten ÖSV-Podestplatz bei der 69. Tournee um nur 1,4 Punkte.

Der Salzburger war als lediglich Achter auch im Gesamtklassement bester der insgesamt enttäuschenden Österreicher. Stoch gewann die Traditionsveranstaltung mehr als 48 Punkte vor Geiger. Dritter wurde sein Landsmann und Titelverteidiger Dawid Kubacki.

Polens Held

Kamil Stoch ist Polens Nationalheld und dreifacher Olympiasieger, Ex-Weltmeister und zweifacher Weltcup-Gesamtsieger und jetzt dreifacher Tournee-Champion.

Der Mann aus Polens nordischem Mekka Zakopane ging als großer Gewinner des dritten Springens in Innsbruck hervor und ließ sich seinen Vorsprung am Dreikönigstag in Bischofshofen nicht mehr nehmen. „König Kamil“ hat weiter an seinem Status als Legende dieses Sports gearbeitet. Nur der Finne Janne Ahonen mit seinen fünf Triumphen und Deutschlands Jens Weißflog (4) haben öfter als Stoch die Tournee gewonnen, der diesbezüglich nun auf einer Stufe mit den beiden Dreifachsiegern Björn Wirkola (NOR) und Helmut Recknagel (DDR) steht.

Rückschläge

Doch auch Stoch war nicht immer obenauf. Nach einer Knöcheloperation 2015 kämpfte er als damaliger Doppel-Olympiasieger lange um die Rückkehr an die Spitze. Gelungen ist sie ihm erst unter dem Tiroler Cheftrainer Stefan Horngacher, der mittlerweile  Deutschlands Team trainiert.

Als Basis für seine Erfolge nennt Stoch sein Privatleben. Wenn er im Weltcup unterwegs ist, telefoniert er mehrmals täglich mit seiner Gattin und Managerin Ewa, mit der er seit 2010 verheiratet ist. „Das erdet mich“, betonte der Überflieger. „Ich habe sportlichen Erfolg, aber der größte Erfolg meines Lebens ist mein privates Glück.“ Solche Sätze sind gleichsam ein Grund für seine Popularität im skisprungbegeisterten Polen.

69th Four Hills Tournament

Mit neun Jahren sprang klein Kamil erstmals von einer Schanze, mit zwölf segelte er schon 128 Meter weit und mit 17 debütierte er im Weltcup. Ob er damals schon der bekennende Katholik und Fan des Liverpool FC war, der er heute ist, ist nicht überliefert, seine Sieges-Beständigkeit fortan aber schon: Im vergangenen Jahrzehnt feierte er in jedem einzelnen Jahr zumindest einen Sieg. 2018 gelang ihm als zweitem Springer in der Historie das Kunststück eines Grand Slams mit vier Siegen hintereinander auf allen vier Tournee-Schanzen. „Luft ist mein zweites Wesen“, spricht Stoch das aus, was viele über ihn denken.

Sieg nach der Rückkehr

In dieser besonderen 69. Auflage, die aufgrund der Coronavirus-Pandemie ohne Zuschauer ausgetragen wurde und deshalb auf ihr ganz besonderes Flair verzichten musste, profitierte Stoch auch von einer Wende, die manche als Politikum, manche als faire Geste und rein grundsätzlich wohl auch als glückliche Fügung zu bezeichnen ist.

Denn das versammelte polnische Team um Stoch war beim ersten Bewerb in Oberstdorf wegen eines positiven Coronatests schon von der Tournee ausgesperrt worden. Nach zwei negativen Testreihen aller Beteiligten aber wurden sie zurückgeholt und Stoch nutzte die zweite Chance, wie es nur Champions tun.

  1. Kamil Stoch (POL) 300,7 Punkte
  2. Marius Lindvik (NOR) 280,4
  3. Karl Geiger (GER) 277,3
  4. Stefan Kraft (AUT) 275,9
  5. Robert Johansson (NOR) 274,8
  6. Michael Hayböck (AUT) 274,6
  7. Piotr Zyla (POL) 273,9
  8. Andrzej Stekala (POL) 272,2
  9. Yukiya Sato (JPN) 270,5
  10. Daniel Huber (AUT) 268,9
  11. Daniel-Andre Tande (NOR) 268,5
  12. Peter Prevc (SLO) 268,1
  13. Halvor Egner Granerud (NOR) 268,1
  14. Ryoyu Kobayashi (JPN) 265,8
  15. Dawid Kubacki (POL) 263,1
  16. Keiichi Sato (JPN) 262,7
  17. Junshiro Kobayashi (JPN) 261,9
  18. Constantin Schmid (GER) 260,4
  19. Antti Aalto (FIN) 247,3
  20. Severin Freund (GER) 244,8
  21. Michail Nazarow (RUS) 244,4
  22. Philipp Aschenwald (AUT) 241,8
  23. Jewgenij Klimow (RUS) 237,2
  24. Markus Schiffner (AUT) 233,3
  25. Aleksander Zniszczol (POL) 231,9
  26. Johann Andre Forfang (NOR) 229,2
  27. Ziga Jelar (SLO) 228,4
  28. Clemens Leitner (AUT) 228,1
  29. Pius Paschke (GER) 226
  30. Daniel Tschofenig (AUT) 219,5

 

Nicht für den 2. Durchgang qualifiziert: Markus Eisenbichler (GER), Thomas Lackner (AUT), Manuel Fettner (AUT), Stefan Rainer (AUT), Maximilian Steiner (AUT).

Disqualifiziert: Gregor Schlierenzauer (AUT).

Kommentare