Skisprung-Coach Felder: "Es gibt keinen Wunderheiler"

Skisprung-Coach Felder: "Es gibt keinen Wunderheiler"
Der Tiroler gibt sich realistisch und kennt die Probleme seiner Schützlinge. "Unsere Springer stehen unter Strom."

Andreas Felder hat keine falschen Hoffnungen geweckt. Seit seinem Amtsantritt im Frühjahr 2018 spricht der Tiroler Chefcoach alle Probleme offen an. Es gehe nicht darum, die Konkurrenz zu überflügeln, sondern darum, „sie überhaupt wieder einzuholen“, sagte der 56-Jährige.

KURIER: Wie schaffen Sie es, so ruhig und analytisch zu bleiben?

Andreas Felder: Was bleibt uns auch anderes übrig? Wenn wir jetzt den Kopf verlieren, dann wird alles noch schlechter. Ich bin eben ein sehr realistischer Mensch und habe solche Situationen im Skispringen schon häufiger mitgemacht. Ich weiß, dass es nicht immer gut gehen kann.

Wissen Sie auch, was das Team nach der Enttäuschung in Garmisch braucht?

Man muss klar bei der Sache bleiben und darf sich ja nicht narrisch machen lassen. Aus diesem Grund mache ich auch keine Stimmung nach dem Motto: ,Jetzt erst recht in Innsbruck.’ Das wäre ein Blödsinn. Es bringt überhaupt nichts, wenn der Trainer Panikaktionen macht.

Sondern?

Wichtig ist, dass wir ab sofort von Springen zu Springen denken. Wir müssen die Gesamtwertung ausblenden. Es geht vor allem darum, dass die Springer im Wettkampf einmal die besten Leistungen abrufen.

Woran scheitert das?

Wir sind nicht richtig gefestigt, das ist schon die ganze Saison zu sehen. Im Wettkampf kannst du nur Vollgas geben, wenn du dir deiner Sache hundertprozentig sicher bist. Dann hast du eine innere Sicherheit. Die hat im Moment aber keiner.

Stattdessen wirken die Springer oft übermotiviert.

Unsere Springer stehen unter Strom. Sie wollen Leistung bringen, sie wollen nicht, dass die Leute sagen: ,Die Österreicher können nicht mehr skispringen.’ Aber wenn sie die Startnummer um haben und sie voller Adrenalin sind, dann machen sie Fehler. Stefan Kraft hat im Garmisch genau das Gegenteil von dem getan, was wir ausgemacht haben.

Was können Sie als Trainer tun?

In Ruhe weiter arbeiten. Es gibt keinen Wunderheiler, der dir von heute auf morgen Form einimpfen könnte. Wenn man es mit aller Gewalt erzwingen will, dann wird es nur noch schlechter.

Mario Stecher wurde bereits gefragt, ob er den deutschen Trainer Werner Schuster zum ÖSV holen möchte.

Ich glaube nicht, dass der ÖSV gleich an einen Trainerwechsel denkt, nur weil es ein wenig humpelt. Wir haben im Sommer bei der Analyse erkannt, dass wir sehr weit weg sind und uns zu diesem Weg bekannt. Wobei ich mich freuen würde, wenn Schuster zurück kommen würde. Weil er uns nur verstärken könnte.

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