Auftakt zur Ski-WM: Warum der Teambewerb für den ÖSV so wichtig ist

Auftakt zur Ski-WM: Warum der Teambewerb für den ÖSV so wichtig ist
Das einst ungeliebte Rennen bekommt für den ÖSV eine enorme Bedeutung. Die Sehnsucht nach einem Traumstart in die WM ist riesig.

Es lässt tief blicken, wenn das Wohlergehen einer gesamten Skination plötzlich von einem Bewerb abhängt, der lange als Jux-Rennen abgetan worden war. Medaillen im Team-Parallel-Wettkampf hatten hierzulande den Glanz und die Strahlkraft einer matten Glühbirne. Eh ganz schön anzuschauen, aber nichts gegen Bronze in der Kombination.

Bei der WM in Saalbach-Hinterglemm rückt der einst so verschmähte Teambewerb nun auf einmal vom Rahmenprogramm in den Rang einer Hauptattraktion, die förmlich überladen ist mit Emotionen und Sehnsüchten.

Denn der Sie & Er-Lauf, mit dem heute, Dienstag, die WM eröffnet wird (15.15 Uhr, ORF1) soll für das Team Österreich nicht mehr und nicht weniger als Trendwende, Triebfeder und Heilsbringer in einem sein. Um es in den Worten von Alpinchef Herbert Mandl zu sagen: „Das kann ein Stimmungsmacher für diese WM werden.“

Notwendige Euphorie

Und ein wenig mehr Euphorie und Aufbruchstimmung können diese Heim-WM und das österreichische Ski-Team auch gut gebrauchen. Von den 150.000 aufgelegten Eintrittskarten sind längst noch nicht alle an den Ski-Fan gebracht, die Erfolge waren in diesem Winter mit zwei Siegen in 46 Rennen, wenn man es ganz positiv ausdrücken will: überschaubar.

Genau deshalb bedeutet das Parallel-Universum dem ÖSV diesmal die Welt. Seit bekannt ist, dass die Titelkämpfe mit dem Teambewerb eröffnet werden, leben die Funktionäre und Betreuer den Traum von dem glänzenden Start in die Heim-WM. „Man sollte nicht zu viel hineininterpretieren, aber natürlich wäre das super, wenn wir mit einer Medaille reinstarten könnten“, sagt Stefan Brennsteiner.

Der Team-Olympiasieger von Peking 2022 führt das österreichische Sextett an, das auf dem Zielhang des Zwölferkogels die Medaillen-Mission erfüllen soll. Der ÖSV hat im Vorfeld auch nichts unversucht gelassen, um seinem Team einen Hauch von Heimvorteil zu verschaffen.

Glücksfall Raschner

Schon im Dezember war für die Österreicher auf dem WM-Hang ein Parallel-Kurs ausgeflaggt worden. Diese exklusiven Sonderschichten sollten sich im Idealfall auch bezahlt machen, zumal sich die Piste von früheren Parallel-Rennen deutlich unterscheidet. „So einen steilen Hang hat es noch nie gegeben. Das kann für uns schon ein kleiner Vorteil sein“, hofft denn auch Stephanie Brunner, die zusammen mit Julia Scheib und Katharina Truppe den Frauen-Part übernimmt. Bei den Herren komplettieren Fabio Gstrein und Dominik Raschner das Aufgebot.

Gerade Last-Minute-Qualifikant Raschner könnte im Teambewerb zum Glücksfall werden. Der Tiroler, der das WM-Ticket erst am Sonntag im teaminternen Duell mit Michael Matt und Johannes Strolz lösen konnte, hat seine größten Erfolge im Parallel-Format eingefahren. Bei der WM vor zwei Jahren in Courchevel-Meribel hatte Raschner in dieser Disziplin die Silbermedaille gewonnen. „Die Kunst ist, sein Ding durchzuziehen und nicht zu viel nach rechts und links zum Gegner zu schauen“, sagt Raschner.

Das ist leichter gesagt als getan. Und auch mit dem Druck und der Verantwortung für das Team und das österreichische Allgemeinwohl muss man erst fertig werden. „Man freut sich miteinander, wenn es gut geht. Und wenn nicht, dann darf man zusammen beleidigt sein“, erklärt Fabio Gstrein. Nicht nur ihm ist bewusst, dass im oft belächelten Teambewerb einiges auf dem Spiel steht. Wie meint doch gleich Alpinchef Herbert Mandl. „Das ist der sportlich wertvollste Teambewerb aller Zeiten.“

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