Der Kälteeinbruch ruft in Erinnerung, dass bereits in einem Monat der Weltcup beginnt. Wie sieht’s denn aktuell mit Ihrer Winterstimmung aus?
Ich komme gerade direkt aus Chile und ich muss zugeben, dass ich in vollster Winterstimmung bin. Wir hatten diesen Sommer dort tiefsten Winter, mit Minusgraden und einem Meter Neuschnee – wir haben öfter gesagt: Das wäre perfekt für Weihnachten. Mir persönlich kommt es hier in Wien extrem warm vor. Wir Skifahrer kennen das.
Was meinen Sie genau?
Wir erleben ja eigentlich nie einen Herbst. Im Spätsommer sind wir in Südamerika im Winter, und wenn wir zurückkommen, dann fängt bei uns der Winter an und wir sind mitten in der Vorbereitung. Ich hoffe, dass es in Europa kühler wird und vielleicht ein bisschen Schnee daherkommt. Das Training auf den Gletschern ist für uns um diese Zeit immer wichtig.
In Ihrem Podcast haben Sie erklärt, dass Sie ein halbes Jahr nicht auf den Abfahrtsski gestanden sind. Wie einfach sind Ihnen die ersten Trainings in Chile gefallen? Fährt da die Angst mit?
Es schaut ja für Außenstehende immer so aus, als würden wir uns auf die Ski stellen und alles würde sofort funktionieren. Auch wir müssen uns langsam herantasten. Ich bin bewusst ein halbes Jahr nicht mit den langen Skiern gefahren, weil ich einen Abstand haben wollte. Damit ich mich dann wieder richtig auf das Fahren freue. Man darf sich das nicht so vorstellen, dass wir dann gleich im Renntempo unterwegs sind, aber der Speed ist in unserem Sport gleich einmal da. Also die Vorfreude war größer als die Angst.
Haben Sie denn Angst?
Angst sollte eh nicht dabei sein. Aber der Respekt fährt immer mit, weil unsere Sportart ist risikobehaftet. Ich denke mir: Je besser ich vorbereitet bin, desto mehr kann ich den Risiken entgegenwirken. Und je mehr Selbstvertrauen ich habe, umso mehr kann ich attackieren.
Sie haben im letzten Winter WM-Bronze geholt. Wie kann es Ihnen gelingen, an diese Erfolge anzuknüpfen?
Ich habe den Weg gewählt, Abstand zu nehmen, um wieder Motivation zu bekommen. In den letzten Jahren habe ich fünf Mal keinen Sommerurlaub machen können, weil ich verletzt war oder am Comeback gearbeitet habe. Diesen Monat Urlaub habe ich mir heuer bewusst genommen und das war ein richtig gutes Gefühl. Dieser Abstand ist auch wichtig, weil man sonst leicht in einen Tunnel geraten kann, nicht mehr nach links und rechts schaut und dann auch nicht mehr offen für Neues ist. Ich kann nur so viel sagen: Ich bin körperlich von den Ressourcen richtig resettet.
Ihr erstes Saisonrennen ist im November die Premiere der grenzüberschreitenden Abfahrt, die von Zermatt nach Cervinia führt. Wie stehen Sie dieser Abfahrt gegenüber?
Die größte Challenge ist, dass diese Rennen schon sehr früh kommen und es mit den Trainingsbedingungen immer schwieriger wird. Aber das trifft uns eh alle. Die Höhe bei dieser Abfahrt wird sicher eine Herausforderung, die Luft wird dünn. Dass diese Abfahrt jetzt grenzüberschreitend ist und von der Schweiz nach Italien führt, ist in meinen Augen dann eher eine Marketingsache, die man einfach gut verkaufen kann.
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