Wie ÖSV-Star Kriechmayr die vielen Absagen wegsteckt

Hätte Vincent Kriechmayr gewusst, dass sich sein Winterbeginn in diesem Jahr dermaßen verzögern würde, er hätte sich im Herbst einen Lenz machen können. Als Abfahrer, der eine Termin-Abfuhr nach der anderen kassiert, hätte er in den letzten Wochen sogar einem Nebenjob nachgehen können – ohne dass es seiner Skiläufer-Karriere groß geschadet hätte.
Am 29. Oktober hätte Vincent Kriechmayr in Sölden offiziell in den Weltcup-Winter starten sollen – der Riesentorlauf wurde bekanntlich abgebrochen und seither hängen er und seine Speed-Kollegen in der Warteschleife. Sieben der bisherigen neun Herren-Rennen in diesem Winter wurden abgesagt, was einer Misserfolgsquote von knapp 80 Prozent entspricht.
Mal wurden die Bewerbe vom Winde verweht, mal erstickten sie unter Schneemassen, dann scheiterte es wieder an der Sicht, zuletzt in Val-d’Isère ließ die schlechte Pistenpräparierung keinen Slalom zu.

Hattrick in Gröden
Diese Pleiten-, Pech- und Pannenserie im bisherigen Saisonverlauf ist dafür verantwortlich, dass sie im Grödnertal gerade mit Augenzwinkern, aber nicht ohne Stolz auf ein Kuriosum hinweisen: Auf der berühmten Saslong werden, immer vorausgesetzt das Wetter spielt mit, innerhalb von 48 Stunden mehr Weltcuprennen stattfinden, als zuvor in 44 Tagen.
Zwei Abfahrten – eine ist das Ersatzrennen für die abgesagte Abfahrt in Zermatt-Cervinia – und ein Super-G stehen von Donnerstag bis Samstag auf dem Programm – und damit sollte, spät aber doch, auch für die Speedläufer die Saison endlich Fahrt aufnehmen. „Es ist schon sehr ungewöhnlich, wenn man so lange auf das erste Rennen warten muss“, sagte Vincent Kriechmayr nach dem ersten – und wohl witterungsbedingt auch einzigen Training – im Grödnertal, das er auf Platz 14 beendete. „Andererseits geht’s uns Abfahrern gerade allen gleich.“
Das stimmt natürlich nur bedingt. Denn bei einem Routinier wie Kriechmayr hinterlassen die turbulenten letzten Wochen weniger Spuren als bei jungen Läufern. „Denen gehen heuer die Fahrten sicher ab“, erklärt der 32-Jährige. „Wir sind alle nur halb so viel gefahren wie normal.“
Vincent Kriechmayr vertraut im Grödnertal auf seinen großen Erfahrungsschatz. Auch wenn er in der Vergangenheit mit der Saslong nicht immer die besten Erfahrungen gemacht hat. Zwar feierte der Oberösterreicher im Vorjahr auf verkürzter Strecke seinen ersten Sieg. „Aber wenn man sich wirklich Gröden-Sieger nennen will, dann muss man von ganz oben gewinnen.“
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