Schüsse ins Schwarze: Wie Biathlon die Zugnummer im Wintersport wurde

Schüsse ins Schwarze: Wie Biathlon die Zugnummer im Wintersport wurde
Spannende Rennen, volle Tribünen, perfekte TV-Inszenierung - die Schützenfeste der Biathleten stellen auch den Skisport mitunter in den Schatten

Wäre Johan Eliasch an diesem Wochenende beim Biathlon-Weltcup in Hochfilzen gewesen, der FIS-Präsident hätte sofort gemerkt, wie weit weg vom Schuss der Ski-Weltverband in manchen Bereichen doch ist. Die Biathleten machen vor, wie Wintersport im Jahr 2022 funktionieren kann und muss. Die Gründe für den Biathlon-Boom.

Schüsse ins Schwarze: Wie Biathlon die Zugnummer im Wintersport wurde
  • Spannung

Es gibt kein attraktiveres Format als die Wettkämpfe im Biathlon, in denen Ergebnisse beim letzten Schießen noch auf den Kopf gestellt werden können. Deshalb sind die Fans auch Feuer und Flamme. „Biathlon ist der einzige Wintersport, der im deutschen Markt auch ohne deutschen Superstar funktioniert“, sagt Stefan Krauss, Geschäftsführer der Vermarktungsfirma Infront.

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Zuschauer

Schneeregen, Minustemperaturen und Nebelschwaden – Postkartenwetter sieht anders aus. Trotzdem waren am Samstag in Hochfilzen die Tribünen gesteckt voll. Der Biathlonsport hat eine sehr große internationale Fangemeinde, an jeder Weltcupstation feiern Zehntausende Anhänger Schützenfeste. „Gerade in Deutschland ist Biathlon die beliebteste Sportart“, weiß Stefan Krauss.

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TV-Produktion

Die Verantwortlichen beim Weltverband IBU haben früh erkannt, wie wichtig eine perfekte TV-Inszenierung ist. Biathlon schafft heute den Spagat zwischen TV-Sport und Livespektakel im Stadion. In Hochfilzen hat der ORF 33 Kameras im Einsatz.

„Es gibt keine herausfordernde Übertragung als einen Biathlon-Sprint“, sagt ORF-Regisseur Michael Kögler. Die FIS hinkt in dieser Hinsicht hinterher, die Übertragung der US-Skirennen aus Beaver Creek waren alles andere als Werbung für den Skisport.

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  • Unabhängigkeit

Weil die Biathleten seinerzeit bei der FIS nicht erwünscht waren, wurde 1993 die IBU ins Leben gerufen. Aus dem Nischen- wurde über die Jahre ein Vorzeigeprodukt. Der eigene Weltverband hat sich als Segen erwiesen. „Es ist ein Riesenvorteil, dass Biathlon nicht Teil der FIS ist, gerade in der aktuellen Situation“, erklärt Infront-Chef Stefan Krauss.

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  • Tradition

Der Kalender ist seit Jahren praktisch unverändert, es gibt   nur Klassiker.  Während im Ski-Weltcup   neben den Top-Events wie Kitzbühel oder Wengen viele Rennen  abfallen, bewegen sich im Biathlon alle Veranstaltungen auf einem hohen Niveau. Auch weil sehr viel Geld im Spiel ist.  „Der Biathlon-Weltcup ist eines der wertigsten und attraktivsten Medienrechtepakte im Wintersport“, sagt  ÖSV-Generalsekretär Christian Scherer, der   Schatzmeister bei der IBU ist.

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