Rodel-Legenden Prock & Hackl: Wenn Zwei miteinander Schlitten fahren

„Ich war eher der Introvertiertere von uns beiden“, sagt Georg Hackl und nimmt einen Schluck Kaffee, damit ihm kein Lacher auskommt. Den nimmt ihm schon Markus Prock ab. „Alles muss man jetzt nicht glauben.“
Der emotionale, aufgeschlossene Bayer und der Tiroler haben in glorreichen Zeiten der erbitterten Duelle immer zusammengefunden. Und taten es nun auch beruflich: Seit April ist der 56-jährige Hackl Trainer des Österreichischen Rodelverbandes, dem der zwei Jahre ältere Prock als Präsident vorsteht.
Der Schmäh, den vor allem der sehr offene Hackl stets mit einer humorvollen Leichtigkeit versprühte, hat sie immer geeint. Ansonsten charakterisiert ein gegenwärtiges Beispiel die beiden Ausnahmekönner, die in den 1980er- und 1990er-Jahren allen um die Kufen gefahren sind, am feinsten. „Markus hat einen Fitnessraum, ich eine Werkstatt“, sagt Hackl. „Ja, denn er war immer der Tüftler, er hat vor allem beim Material nichts dem Zufall überlassen. Und ich war der Athlet“, klärt Prock auf.

Aus alten Tagen: Prock, Hackl und der deutsche Möller
Legendär
Es waren große Duelle, die sich beide geliefert haben. Prock war der beständigere Rodler und holte öfter den Gesamtweltcup, Hackl war punktgenau bei Großereignissen der erfolgreichere. Knapp ging es immer zur Sache. Vor allem bei Olympia 1994, als Hackl nach vier Läufen um unwahrnehmbare 13 Tausendstel vorne war. Aber wo hat Prock damals im Kampf um Gold die Zeit verloren? „Es war im dritten Lauf, da habe ich die Kurve zehn verhaut“, erinnert sich Prock ohne Wehmut.
Freilich: Genau erklären können die beiden, warum das Duell einst so große Eis-Wellen schlug. „Typen gibt es ja heute noch, aber wir haben über Jahre spannende Duell geliefert. Prock gegen Hackl, das war immer brisant“, erinnert sich Hackl. Nicht der einzige Grund für die mediale Aufmerksamkeit rund um die Meister-Pratzler. „Natürlich war es auch das Duell Deutschland gegen Österreich“, sagt Prock.
Kein Konflikt
Auch der Wechsel Hackls von einer Rodel-Großmacht zur anderen schlug Wellen. „Aber ich kann mir nichts vorwerfen, ich habe in Deutschland immer gut gearbeitet und habe dort zu allen guten Kontakt, deshalb gab es keinen Konflikt“, sagt Hackl. „Wir haben ja schon vor zwei Jahren geflirtet, aber das Problem war noch die deutsche Bundeswehr.“
Sich gemeinsam in eine Rodel setzen, das wollen sie nicht mehr. „1997 sind wir einmal in Igls gemeinsam gefahren, heute hält uns die Rodel zusammen nicht mehr aus“, sagt Prock. Igls ist auch das Stichwort, dort startet am Freitag die Saison. Hackl: „Wir wollen die technische Weiterentwicklung perfektionieren. Um vor allem bei der WM in Oberhof im Jänner top da zu sein.“
Top da sind die beiden dann, auch wenn es nicht zu ernst abgeht. Die einstigen Rivalen ließen sich sogar in einen Wok setzen, um die Rodelbahn runterzurutschen. Hackl tat dies etwas erfolgreicher. Daheim wird dieses Arbeitsgerät eher nicht gebraucht. „Ich kann nur Honigbrote schmieren“, sagt Prock. Dabei will er heuer seinem neuen Kollegen nicht nur denselben ums Maul schmieren. „Aber da kommt viel Fachwissen zusammen“, sagt Prock. „Wir ergänzen uns einfach blendend“, gibt Hackl zurück.
Und ihr Humor ist ja ebenso nicht zwingend für den (Eis-)Kanal.
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