ORF-Duo Goldberger und Roscher: "Sehe ihn öfter als Frau und Kinder"
Der Arzt hat ihm empfohlen, Sport zu betreiben, aber altersgerecht. Und so fährt er Ski und Rad, spielt Tennis und Golf, geht auf Berge und Loipen. Nur Skispringen ist nicht altersgerecht, wenn man 50 ist und der Ischiasnerv zwickt. Also steht bei Andreas Goldberger die Skisprungausrüstung unberührt daheim. Irgendwann will er wieder springen, "aber nur, wenn ich voll fit bin." Noch plagen alte Wehwehchen.
Vor drei Jahren, beim Frauen-Weltcup im oberösterreichischen Hinzenbach, ist der Goldberger zum letzten Mal in voller Montur über eine Schanze gesprungen. Damals mit der Kamera auf dem Helm. Als Experte war es ihm schon früh wichtig, "dass die Zuschauer mitspringen können. Dass sie einen Eindruck bekommen von der Geschwindigkeit, der Dynamik, der Steilheit."
Andreas Goldberger war nicht der erste "Popstar des Skispringens", er war Anfang der 1990er-Jahre sogar der beliebteste Wintersportler Österreichs – erst Hermann Maier löste etwas später wieder eine alpine Euphorie aus.
Goldberger gewann Gesamtweltcup, Vierschanzentournee, WM- und Olympiamedaillen, wurde Skiflug-Weltmeister und -Weltrekordler. 2005 beendete er seine aktive Karriere und wechselte im Herbst auf den Expertensessel bei ORF-Übertragungen.
Seit 18 Jahren ein Paar
Dort sitzt er neben Michael Roscher – auch jetzt bei der nordischen WM im slowenischen Planica. Roscher ist seit 1992 beim ORF, seit 2001 in der Sportredaktion, seit 2003 überträgt er Skispringen. Anfangs hatte er Armin Kogler als Experten an seiner Seite, der danach von Martin Koch ersetzt wurde. Und vor fast 18 Jahren kam Goldberger dazu. Und nun ist das Schanzen-Paar Goldberger und Roscher für eine ROMY in der Kategorie Sport nominiert.
Doku über den Freund
Der "Goldi der Nation" hatte nicht nur Höhenflüge, sondern auch Abstürze. "Der Spitzensport war meine Lebensschule. Ich habe sehr viel erlebt und sehr viel mehr gelernt, vor allem aus Niederlagen und Fehlern", sagt Goldberger. Davon handelt auch die Doku "Ein Lausbub wird 50". Die hat Michael Roscher, der im März selbst 50 wird, gedreht. Roscher sagt: "Im Sommer verstärke ich Sport am Sonntag, weil ich das Filmische sehr gern habe und froh bin, wenn ich tiefer eintauchen kann."
Auf Reisen motiviert Goldberger Roscher stets zum Sport. "Goldi muss sich immer bewegen, es gibt auch kein schlechtes Wetter", sagt der Niederösterreicher. Der Oberösterreicher bestätigt: "Ich bin fürs Sportprogramm zuständig, such’ das Fitnessstudio und die Loipe aus. Er ist für die Kulinarik verantwortlich, kennt die besten Restaurants oder kocht selber, wenn wir im Appartement untergebracht sind."
In den fast 18 Jahren wurden der vierfache Vater Roscher und der zweifache Vater Goldberger, der Waldzeller lebt mit seiner Familie am Mondsee, gute Freunde. "Manche Winter sehe ich ihn öfter als Frau und Kinder", erzählt Roscher. Aber Goldberger nimmt sich mittlerweile mehr Zeit für die Familie und seinen "Goldi-Cup" für Kinderskispringen. "Es ist gut, etwas Abstand zu bekommen", sagt Goldberger. "Anders als beim Skifahren, das ja fast jeder schon gemacht hat, ist es schwerer, sich ins Skispringen hinein zu fühlen", meint er. Das Skispringen sei schwierig und lässig zugleich.
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