ÖSV-Skisprungstar Pinkelnig: Der Höhenflug der Spätberufenen

ÖSV-Skisprungstar Pinkelnig: Der Höhenflug der Spätberufenen
Eva Pinkelnig sprang mit 24 Jahren das erste Mal über eine Schanze. Zehn Jahre später trägt die Vorarlbergerin das Trikot der Weltcupführenden.

Wenn sich Eva Pinkelnig immer alles zu Herzen genommen hätte, was ihr in den vergangenen Jahren so geraten wurde, dann wäre sie niemals auf einer Sprungschanze gelandet. Geschweige denn würde die Vorarlbergerin heute das Gelbe Trikot der Weltcupführenden tragen.

FIS Ski Jumping World Cup

Als Eva Pinkelnig seinerzeit mit 24 Jahren beschloss, Skispringerin zu werden, taten das viele als Schnapsidee ab.

Als sie einige Jahre später von einem Sturz ein schweres Schädel-Hirn-Trauma davontrug, meinten viele, sie würde sich davon nicht mehr erholen.

Und spätestens als sie im Dezember 2020 bei einem weiteren Sturz einen Milzriss erlitt und einen Liter Blut verlor, hatten nahezu alle Eva Pinkelnig abgeschrieben und rieten ihr, einen großen Bogen um die Schanzen zu machen.

ÖSV-Skisprungstar Pinkelnig: Der Höhenflug der Spätberufenen

Traum vom 100er

Solche Ratschläge von außen können Eva Pinkelnig richtig empören. „Wie kommen andere Menschen dazu, mir zu sagen, wie ich mein Leben zu führen habe und was für mich gut ist“, fragt die 34-Jährige, die nach all den Rückschlägen partout nicht am Boden bleiben wollte. „Denn was man liebt, das gibt man nicht so schnell auf.“

Diese Zähigkeit hat sich ausgezahlt, wie der perfekte Saisonstart zeigt. Beim Weltcup-Auftakt in Wisla hatte Pinkelnig die Lufthoheit und reiste nach den Plätzen 3 und 1 als Weltcupleaderin nach Lillehammer, wo am Samstag das nächste Springen auf dem Programm steht.

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Für die Vorarlbergerin schließt sich in Lillehammer der Kreis. Fast auf den Tag genau vor acht Jahren hatte sie auf dem Lysgårdsbakken ihr Weltcup-Debüt gefeiert (Rang 15). ÖSV-Cheftrainer Andreas Felder, der die Spätstarterin seinerzeit ins Team geholt hatte, prophezeite ihr schon damals eine große Karriere. „Die Eva wird irgendwann einmal Springen gewinnen.“

Doch darum ging es der Pädagogin am Anfang gar nicht. „Der Weltcup und Wettkämpfe waren für mich kein Thema“, erinnert sich Pinkelnig. „Was ich wirklich wollte, war: einmal in meinem Leben 100 Meter mit Skiern zu fliegen. Wenn ich heute zurückdenke: Schon krass, was in diesen acht Jahren passiert ist und wie sich die Karriere entwickelt hat.“

Klare Ansage

Pinkelnig ist heute stolze Besitzerin von zwei WM-Medaillen und hält bei vier Weltcupsiegen. In ihrer aktuellen Leichtigkeit des Seins kann man der Frohnatur auch in Lillehammer Höhenflüge zutrauen. „Ich weiß: Wenn ich meine Sprünge abrufe, dann fliege ich einfach gut“, sagt Pinkelnig.

Dabei befand sich die 34-Jährige noch vor wenigen Monaten in einem Loch. „Im Mai, Juni ist es mir schlecht gegangen, ich war ein bisschen verloren, weil ich nicht gewusst habe, wo ich hingehöre“, berichtet Pinkelnig, die sich in der Vergangenheit immer wieder einmal über die Kommunikation innerhalb des ÖSV beschwerte.

Mittlerweile sind aber alle Missverständnisse ausgeräumt, „die Kommunikation funktioniert mit allen Beteiligten. Das ist wichtig“, sagt die Weltcup-Leaderin. Nach acht Jahren im Weltcup weiß Eva Pinkelnig mittlerweile aber auch, was sie benötigt, um erfolgreich zu sein: „Ich gehe meinen Weg und lasse mich nicht verbiegen.“

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