ÖSV-Freestyle-Star Matej Svancer: "Ich will kein Wunderkind sein"

Der Trick, den Matej Svancer gerade beherrschen sollte, ist dann selbst für einen Ski-Artisten wie ihn eine Nummer zu groß. Matej Svancer müsste sich idealerweise zweiteilen können. Er sollte einerseits in der Schule sitzen und andererseits durch die Lüfte fliegen. „Es ist gerade nicht ganz einfach“, gibt der 18-jährige Pinzgauer zu.

Um ein Haar hätte Matej Svancer in dieser Woche sogar den Heimweltcup am Stubaier Gletscher verpasst. Nur weil die Professoren in der HIB Saalfelden kurzerhand eine Deutsch-Schularbeit verlegten, kann der prominente Schüler am Donnerstag und Samstag den Slopestyle-Parcours unsicher machen.
Hätte sich Svancer zwischen Aufsatz und Wettkampf entscheiden müssen, die Antwort wäre eindeutig gewesen. „Die Schule ist mir wichtiger.“
Besonderer Zugang
Matej Svancer schafft es immer wieder, sein Umfeld in Staunen zu versetzen. Das liegt zum einen an den akrobatischen Einlagen, die der Teenager, der 2021 beim Debüt im Weltcup gleich siegte, auf den Brettl’n zum Besten gibt. Fast noch mehr verblüfft aber sein Zugang zum Sport.
- Karriere
Matej Svancer (*26. März 2004) kam in Prag auf die Welt, lebt aber seit dem zehnten Lebensjahr im Pinzgau. In den Anfängen war er noch Alpinfahrer, ehe er seine Liebe für den Freestyle-Sport entdeckte. Seit der Saison 2021/'22 startet er offiziell für Österreich.
- Erfolge
Der 18-Jährige ist zweifacher Junioren-Weltmeister und gewann auch die Olympischen Jugendspiele. Im letzten Winter feierte er im Big Air zwei Weltcupsiege.
- Heimweltcup
Der Slopestyle-Weltcup am Stubaier Gletscher begann am Donnerstag mit der Quali, die Matej Svancer als Siebenter absolvierte (80,75 Punkte). Bester war der Norweger Birk Ruud (93,75). Am Samstag steigt das Finale (11 Uhr, live ORF1). Es werden 55.000 Euro Preisgeld ausgeschüttet.
Für Titel und Trophäen ist dieser Matej Svancer kaum zu begeistern. In der digitalen Welt, in der er und seine Freeski-Kollegen daheim sind, zählen Klicks mehr als Medaillen. „Lieber poste ich einen guten Film mit coolen Tricks, den sich die Menschen gerne anschauen, als ich werde Dritter im Weltcup.“
Auch das Rampenlicht ist nicht seines. Nach dem Weltcupsieg vor einem Jahr waren Lobeshymnen auf Svancer angestimmt worden. Als Jungstar und Überflieger wurde er gefeiert.
„Ich will nicht als Wunderkind bezeichnet werden. Ich habe viele Freunde, die das gleiche können wie ich“, sagt er. Genau an diesem Druck sei er bei den Olympischen Spielen zerbrochen. „Wieso können mich die Leute nicht einfach nur Skifahren lassen.“
Das nächste große Ziel, das Svancer anvisiert, hat nur bedingt mit Skifahren zu tun. „Ich will im Februar meine vorwissenschaftliche Arbeit abgeben“, erklärt der angehende Maturant. Zumindest beim Thema gab’s keine langen Diskussionen. „Es geht ums Skifahren. Freestyle. Da kenne ich mich aus.“
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