Was spricht für oder gegen Österreichs Klassenerhalt bei der WM

Was spricht für oder gegen Österreichs Klassenerhalt bei der WM
Erstes Bully am Freitag in Finnland. Österreich startet morgen gegen Schweden. Was ist dem Team zuzutrauen?

Einmal im Jahr, wenn die Freibäder längst geöffnet sind und die Temperaturen die 30-Grad-Marke erreichen, findet sich ein Grüppchen hitzeresistenter Herren zusammen, um die Könige des Mannschaftswintersports zu küren.

Nach zwei Jahren Pandemie, einer Absage 2020 und einem Turnier ohne Absteiger 2021 ist auch 2022 nicht alles beim Alten. Nach Kriegsbeginn wurden Russland und Belarus ausgeschlossen. Für Österreich eine glückliche Fügung und ausgleichende Gerechtigkeit. Frankreich und Österreich wurden als bestplatzierte Teams von der B-WM hinaufgezogen.

Österreich wurde statt Belarus in die Gruppe B nach Tampere gesetzt und hat dort ein Ziel: nicht Letzter werden. In der Achtergruppe sind Medaillenkandidaten wie Schweden, USA, Tschechien und Finnland, Mittelständler wie Norwegen und Lettland sowie Großbritannien Gegner. Die Briten müssen aller Voraussicht nach geschlagen werden, wenn der Klassenerhalt geschafft werden soll.

Der KURIER sammelte Gründe, was dafür bzw. dagegen spricht.

Die positiven Faktoren

  • + Die Form

Noch nie hatte Österreich eine derart qualitativ hochwertige Vorbereitung. Weil Belarus und Russland auch als Testspielgegner ausfielen und Roger Bader in seiner Rolle als Sportdirektor schon vor dem offiziellen Ausschluss reagierte, konnte Österreich gegen Top-Nationen wie Schweden, Finnland, Tschechien und Deutschland testen. In diesen Partien spielte das Team frech mit und hätte gegen Deutschland sogar gewinnen müssen. Dazu kommt, dass wegen des 4:0 von Salzburg im Finale der ICEHL sieben Salzburger Spieler um eine Woche früher ins Trainingscamp kommen konnten.

  • + Das Trainerteam

Roger Bader hat es geschafft, seinen Freund und Star-Trainer Arno del Curto zu gewinnen. Der Schweizer ist der Freigeist im Team und soll sich Dingen widmen, für die die anderen Coaches wenig Zeit haben. Also zum Beispiel dem Einzelcoaching während des Spiels. Mit Goalie-Coach Reinhard Divis, Video-Analyst Markus Peintner und Assistent Philipp Lukas steht das bewährte Trainerteam zur Seite.

  • + Eine Verletzung

Wer war 2021 Torschützenkönig der A-WM? Richtig: ein Brite. Liam Kirk erzielte in den sieben Vorrundenpartien sieben Treffer und wurde damit bis zum Finale nicht mehr überholt. Im November erlitt er in der AHL einen Kreuzbandriss und fällt daher heuer aus.

Die Unsicherheitsfaktoren

  • - Unerfahren

Österreich hat nach drei Jahren pandemiebedingter WM-Pause 14 Debütanten auf dem höchsten Niveau. Der Schnitt war wohl zu erwarten und machte die Mannschaft jünger und auch schneller. Doch Turniererfahrung kann man in den besten Trainingscamps nicht lernen. Dass mit Dominic Zwerger kurz vor dem Turnier-Start ein Top-Stürmer aus der Schweizer Liga wegen einer Gehirnerschütterung ausfällt, schmerzt doppelt. Für ihn wurde Debütant Simeon Schwinger nachnominiert.

  • - Mentale Schwäche

Bei A-Weltmeisterschaften gab es seit 2004 genau ein Spiel, das die Österreicher gewinnen mussten und es auch taten: das 4:0 2018 in Kopenhagen gegen Belarus. Zuletzt ging das Entscheidungsspiel gegen die vermeintlich schwächeren Italiener bei der WM 2019 mit 3:4 im Penaltyschießen verloren. Italien hatte alle anderen Partien mit absurd hohen Resultaten hergeschenkt und sich mental nur auf das Duell mit Österreich vorbereitet. Die Österreicher hingegen waren nach Spielen, in denen sie sich mehr erwartet hatten, enttäuscht und gegen die Italiener auch körperlich nicht mehr fit genug.

  • - Rückendeckung

Seit das neue Präsidium im Amt ist, scheint Trainer und Sportdirektor Bader die Rückendeckung verloren zu haben. Sein Vertrag wurde vor der WM nicht verlängert und soll es auch nur im Erfolgsfall werden. Ungeachtet, der bisherigen Entwicklung. Die Unsicherheit kann sich natürlich bei einem Turnier auf die Spieler übertragen.

KURIER Sport Talk mit Roger Bader

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