Nach Doping-Affäre: ÖSV-Kombinierer verlieren zwei Teammedaillen

++ ARCHIVBILD ++ NORDISCHE SKI WM 2019 IN SEEFELD: NORDISCHE KOMBINATION / TEAM 4 X 5 KM / SIEGEREHRUNG: TEAM ÖSTERREICH
Der Internationale Sportgerichtshof annulliert die Ergebnisse von Mario Seidl. Der ÖSV spielt in dieser Causa eine seltsame Rolle.

Der Österreichische Skiverband kommuniziert gewöhnlich viel und gerne. Es vergeht kaum ein Tag ohne ein Posting in den Sozialen Netzwerken oder ohne eine offizielle Aussendung.

Dabei wird die hauseigene Wintersport-Welt meist in den schönsten Farben skizziert. Die Hochzeit von Ski-Star Manuel Feller, der Trainingskurs der Skispringer im Stanglwirt, die Präsentation der neuen Outfits für das Sommertraining.

Knallhartes Urteil

In diese (schein)heile Welt platzte in dieser Woche das knallharte Urteil des Internationalen Sportgerichtshof CAS gegen ÖSV-Athlet Mario Seidl. Der Nordische Kombinierer wird rückwirkend wegen Dopings gesperrt und aus den Ergebnislisten gestrichen.

Karriere gelöscht, Medaillen weg

Betroffen sind sämtliche Bewerbe im Zeitraum zwischen 28. November 2019 bis 27. November 2023. Zudem werden alle Ergebnisse zwischen 6. Oktober 2016 und 18. Februar 2017 sowie die Ergebnisse im Zeitraum 19. Februar 2019 bis  1. April 2019 annulliert. 

Dieses letztinstanzliche Urteil der Unabhängigen Schiedskommission des Internationalen Sportgerichtshofs hat weitreichende Folgen: Die ÖSV-Kombinierer verlieren dadurch zwei WM-Medaillen.

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Mario Seidl, Lukas Klapfer, Johannes Lamparter, Lukas Greiderer gewannen 2021 in Oberstdorf Team-Bronze

Mario Seidl war nämlich Teil jener ÖSV-Mannschaft, die am 2. März 2019 bei der Heim-WM in Seefeld im Teambewerb die Bronzemedaille gewann.

Damit verlieren auch die übrigen drei ÖSV-Kombinierer Lukas Klapfer, Bernhard Gruber und Franz-Josef Rehrl ihre Medaille.

Auch die Bronzemedaille bei der WM 2021 geht verloren. In Oberstdorf hatte Seidl mit Johannes Lamparter, Lukas Greiderer und Lukas Klapfer ein Team gebildet.

ÖSV: NORDISCHE KOMBINATION: MEDIENTERMIN: SEIDL

ÖSV mit Tarnkappe

Mario Seidl wehrt sich naturgemäß gegen sämtliche Vorwürfe und spricht von einem Fehlurteil. Seine verdächtigen Blutwerte ließen sich mit einer seltenen Bluterkrankung erklären.

Unabhängig davon rückt auch der Österreichische Skiverband in dieser Causa in ein fragwürdiges Licht. Die ganze Vorgehensweise erweckt den Verdacht, dass der ÖSV das "Problem Mario Seidl" unter den Teppich kehren wollte.

Schon 2020 hatte die Österreichische Anti-Doping-Agentur NADA ein Verfahren gegen Mario Seidl eingeleitet.

Im Sommer 2022 war der Nordische Kombinierer von der Österreichischen Anti-Doping Rechtskommission (ÖADR) gesperrt worden. Der Berufung von Mario Seidl wurde schließlich 2023 nicht stattgegeben.

Als es in der Vergangenheit Doping-Vorwürfe gegen ÖSV-Athleten gab, war der Verband gerne in die Offensive gegangen. Man erinnere nur an den Fall Hans Knauß oder die Doping-Affäre von Turin 2006, als der Skiverband eine Heerschar an Anwälten engagierte.

Auch in Streitfällen gegen FIS-Präsident Johan Eliasch wird der Skiverband gerne aktiv.

Die brisante Causa Mario Seidl wurde beim Österreichischen Skiverband hingegen seit 2020 öffentlich nie thematisiert. Keine Aussendung, dass gegen einen ÖSV-Athleten ein Doping-Verfahren läuft, keines dieser sonst üblichen vielen Postings in den Sozialen Netzwerken, keine Erklärung.

Jetzt gerät der ÖSV selbst in Erklärungsnotstand.

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