NHL: St. Louis gewinnt erstmals den Stanley Cup

NHL: Stanley Cup Final-St. Louis Blues at Boston Bruins
Im entscheidenden siebenten Spiel gelang ein 4:1 gegen die Boston Bruins. O'Reilly wurde wertvollster Spieler.

Die St. Louis Blues sind erstmals Champion in der National Hockey League (NHL). Das Team aus Missouri besiegte am Mittwoch die Boston Bruins im siebenten Spiel des Stanley-Cup-Finales 4:1 und vollbrachte Historisches. Noch nie hatte ein Vertreter einer der vier großen nordamerikanischen Ligen einen Titel geholt, nachdem er nach einem Viertel der Saison oder mehr den letzten Platz belegt hatte.

Die Letzten werden die Ersten sein, heißt es schon im Neuen Testament. Was die St. Louis Blues allerdings in dieser Saison hingelegt haben, sucht selbst im gewollt egalitär gestalteten US-Teamsport seinesgleichen. Am 3. Jänner hatten die Männer aus der Stadt am Mississippi den letzten Platz in der NHL belegt. Auf wundersame Weise schafften sie mit 30 Siegen in den letzten 45 Spielen des Grunddurchgangs den Turnaround, der am Mittwoch sein triumphales Ende fand.

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Ryan O'Reilly (17.), der als wertvollster Spieler der Finalserie ausgezeichnet wurde, und Alex Pietrangelo (20.) legten mit ihren Treffern im ersten Drittel den Grundstein für den Erfolg im TD Garden. Nach einem torlosen Mitteldrittel erhöhten Brayden Schenn (52.) und Zach Sanford (56.) im Schlussabschnitt auf 4:0, ehe Matt Grzelcyk (58.) der Ehrentreffer für die gedemütigte Heimmannschaft gelang.

"Es ist unglaublich"

"Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Wo wir herkamen, und wo wir jetzt sind. Es ist unglaublich", sagte der 29-jährige Pietrangelo. "Nachdem wir unseren Stil gefunden hatten, waren wir nur schwer zu schlagen", resümierte Blues-Trainer Craig Berube, der im vergangenen November engagiert worden war.

Einen großen Anteil am Auswärtserfolg in Boston hatte Rookie-Torhüter Jordan Binnington. Der 25-Jährige wehrte 32 von 33 Schüssen der Bruins ab. "Es war eine unglaubliche Saison, eine unglaubliche Geschichte", sagte Binnington, der erst am 7. Jänner sein NHL-Debüt gegeben hatte und nun neben O'Reilly zum Final-Helden wurde. Dieser trat in die Fußstapfen von Eishockey-Legende Wayne Gretzky, indem er in vier Finalspielen hintereinander ein Tor erzielte.

Die Blues galten schon als ewige Mitläufer, die bisweilen zwar am Erfolg schnuppern, aber ihn nie wirklich auskosten durften. Kein NHL-Team musste länger auf den ersten Stanley-Cup-Gewinn warten. 52 Jahre vergingen seit der Gründung der Franchise 1967. Damals kamen in der NHL sechs Teams dazu, vier davon - Philadelphia Flyers, Pittsburgh Penguins, Minnesota/Dallas Stars und Los Angeles Kings - haben den Stanley Cup bereits gewonnen. Das sechste, die Oakland Seals, verabschiedete sich bald.

Schmerzhaftes Ende 1970

In den ersten drei Jahren schaffte es St. Louis stets ins Stanley-Cup-Finale, kassierte aber jeweils eine 0:4-Niederlage. Besonders schmerzhaft war das Ende der Serie 1970, die Boston-Bruins-Ikone Bobby Orr in der Overtime herbeiführte. Seit damals waren die Blues fast immer in den Play-offs, aber bis 2019 nicht mehr im Finale. Dabei gab es durchaus einige solide Mannschaften. Von 2001 bis 2006 spielte mit Goalie Reinhard Divis auch ein Österreicher bei der Truppe, die nach dem Musikstück "St. Louis Blues" von W.C. Handy benannt ist.

Auch sonst war St. Louis in sportlichen Belangen nicht mit übermäßig erfolgreichen Teams gesegnet. Die Footballer der St. Louis Rams waren 1999 Super-Bowl-Sieger, wurden aber 2016 zurück nach Los Angeles geholt. Die St. Louis Hawks aus der NBA wanderten 1968 nach Atlanta. Stolz der Stadt sind die St. Louis Cardinals in der Major League Baseball, der elfmalige World-Series-Gewinner triumphierte zuletzt 2011. Von 1949 bis 1951 war auch ein Österreicher für die Cardinals tätig: Der Niederösterreicher Kurt Krieger probierte sich als Pitcher.

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