Welche Erwartungen haben Sie an ihn, speziell in der NHL?
Kris Draper: Es gibt eine Sache, über die wir in unserer Organisation immer sprechen: Geduld. Wir wollen geduldig sein mit unseren Talenten. Wir wollen sie entwickeln. Marco war in der großartigen Situation, für Rögle zu spielen. Er hat sich in den vergangenen Jahren wirklich gut entwickelt und ist ein sehr konkurrenzfähiger Spieler. Er bringt viel Stolz mit, weil er sehr hart spielt und kämpft. Für uns geht es darum, geduldig zu sein. Wir wissen, wie sehr er es schaffen will.
Können Sie mir sagen, warum Sie in Wien sind?
Steve Yzerman: Wir sind hier, um Dominik Kubalik von den Tschechen zu sehen (Anm.: Kubalik stand gar nicht im Kader).
Und einen österreichischen Verteidiger auch?
Steve Yzerman: Wir haben geplant, Marco Kasper zu sehen (Anm.: er beginnt zu schmunzeln). Aber er ist nicht hier. Offensichtlich ist David Reinbacher aber hier. Ich habe ihn in dieser Saison noch nicht gesehen, und daher wollte ich ihn beobachten.
Sie können wohl noch nicht verraten, was Sie im NHL-Draft dieses Jahr planen. Brauchen Sie Verteidiger?
Steve Yzerman: Danach wurde ich schon gefragt. Wir wissen, wen wir auswählen, wenn der Spieler noch verfügbar ist.
Wie wichtig ist es für Sie, Spieler in Länderspielen zu beobachten und nicht nur in ihren Ligen?
Kris Draper: Das ist großartig. Was wir tun, ist, dass wir sie auf allen Levels beobachten. Es ist immer speziell für einen Spieler, wenn er sein Land vertreten darf, egal für welche Nation er spielt. Da spielen sie mit sehr viel Stolz.
Wie balancieren Sie als General Manager kurzfristige Ziele wie Spiele gewinnen und langfristige, etwa ein nachhaltiges Team aufzubauen?
Steve Yzerman: Wir sind jetzt so weit, dass wir einen jungen Kern haben, aber immer noch im Prozess des Aufbaus sind. Wir wollen ein konkurrenzfähiges Team werden, aber unsere Philosophie ist: Wir werden dafür nicht die langfristigen Ziele opfern, also junge Spieler und Draft-Picks hergeben, um diesen Prozess zu beschleunigen. Wir werden weiterhin mit den Jungen geduldig sein.
Nach welchen Qualitäten suchen Sie bei den Jungen?
Kris Draper: Gute Spieler (Anm.: lacht).
Steve Yzerman: Natürlich gibt es verschiedene Eigenschaften, die gute Spieler ausmachen. Es gibt sehr gute Eisläufer, manche sind sehr smart, manche haben einen sehr guten Schuss. Wir müssen versuchen, viele gute Spieler zu bekommen. Es ist ganz simpel.
Als Spieler waren Sie für Ihre Arbeitseinstellung und Ihre Leidenschaft für das Spiel bekannt. Wie wichtig sind diese Eigenschaften für Talente?
Steve Yzerman: Jeder, der für lange Zeit in der National Hockey League spielen will, sollte eine gute Arbeitseinstellung haben. Wenn wir auf Sidney Crosby und die besten Spieler in der Welt schauen, dann sind das ausschließlich harte Arbeiter. Sie setzen den Standard. Du kannst ohne diese Einstellung Eishockey spielen. Aber sicher nicht auf dem höchsten Niveau. Die besten Spieler in unserer Liga sind immer die härtesten Arbeiter.
Nach sieben Saisonen ohne Play-off: Welche sind die größten Herausforderungen für die Red Wings?
Kris Draper: Wir wollen die Spieler finden, die den Unterschied ausmachen. Wenn man sich die Top-Teams ansieht, dann haben sie wirklich gute Spieler. Es ist unsere Aufgabe, dorthin zu kommen und solche Spieler zu finden.
Mit welchem Alter starten Sie das Beobachten der Talente?
Kris Draper: Für mich ist es ein zweijähriges Programm bis zum Draft. Ich sehe die Spieler ab 16 Jahren.
Wie verfolgen Sie die kleineren Ligen?
Steve Yzerman: Wir haben Scouts in Europa, die alle Ligen beobachten. Amateur-Scouts und Pro-Scouts für die Männerligen. Sie verfolgen die Free Agents wie Dominik Kubalik zum Beispiel, der aus der Schweiz zu Chicago kam und jetzt bei uns spielt. Du musst immer achtsam sein.
Kasper spielte im Nachwuchs des KAC. Kann man es von überall in die NHL schaffen?
Steve Yzerman: Natürlich, wenn du das Spiel liebst und eine gute Ausbildung bekommst. Wenn man in die Slowakei blickt: Sie haben im Vorjahr die Nummer eins und die Nummer zwei im NHL-Draft gehabt. Slowenien ist auch ein gutes Beispiel: Anze Kopitar, ein Topstar, kommt von dort.
Mister Draper, wir stehen kurz vor der WM, die Sie einmal gewonnen haben ...
Kris Draper: Ja, das war 2003 in Finnland. Und ich habe hier in Österreich bei der WM 2005 gespielt. Wir waren in der Vorrunde in Innsbruck. Leider haben wir das Finale gegen die Tschechen verloren. Aber es war ein großartiges Turnier. Mein Vater und meine Frau waren auch dabei.
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