Missbrauchsvorwürfe: ÖSV trennt sich von Trainer

ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel sah sich zum Handeln gezwungen.
"Es gibt Vorfälle, die mögen juristisch verjähren, aber nicht moralisch", begründet der ÖSV die Suspendierung.

Der Österreichische Skiverband hat sich mit sofortiger Wirkung von jenem Trainer getrennt, der nach einem Bericht des Nachrichtenmagazins Der Spiegel vor seiner Tätigkeit im ÖSV in einen von mehreren Männern verübten massiven sexuellen Übergriff an einer jungen Frau verwickelt war. Der Spiegel hatte berichtet, dass er an einer Vergewaltigung beteiligt war. Von diesem Vorwurf wurde er freigesprochen.

„Es gibt Vorfälle, die mögen juristisch verjähren, aber nicht moralisch“, begründen ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel und Sport-Direktor Hans Pum die Suspendierung des Trainers. Der Mann konnte nach internen Untersuchungen ausgeforscht und befragt werden. Der Vorfall passierte Jahre vor seiner Tätigkeit beim ÖSV, schien aber als „mindergewichtige Verurteilung“ in der Strafregisterbescheinigung nicht auf, weshalb der ÖSV davon keine Kenntnis haben konnte. Nach Prüfung der vorliegenden Informationen durch externe Juristen wurde die Zusammenarbeit trotzdem unverzüglich aufgelöst.

Mitgefühl für das Opfer

„Der ÖSV muss Vorbildwirkung haben, wir erwarten von allen Funktionären und Trainern einen tadellosen Leumund. Alle ÖSV-Mitarbeiter verpflichten sich zu respektvollem Umgang, Achtung der persönlichen Freiheit und wertschätzendem Verhalten“, betont ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel. Der betroffenen Frau drückt der Österreichische Skiverband sein Mitgefühl aus.

Verwundert zeigt sich Schröcksnadel allerdings über den Zeitpunkt der sogenannten Enthüllung unmittelbar vor dem Start der Skisaison. Es wurden schon vor Monaten offizielle Ansprechstellen eingerichtet, an die man sich mit konkreten Hinweisen auch anonym wenden kann.

Verfahren gegen Kahr eingestellt

Unterdessen wurde bekannt, dass das Verfahren in Leoben gegen Karl "Charly" Kahr wegen Vorwürfen sexueller Übergriffe wegen Verjährung eingestellt worden ist. Dies sagten am Mittwoch sowohl der Sprecher der Staatsanwaltschaft Leoben, Andreas Riedler, als auch Kahrs Rechtsvertreter, Manfred Ainedter, der APA.

Neben einem Verfahren in wegen übler Nachrede, läuft noch eine medienrechtliche Klage gegen die Süddeutsche Zeitung am Wiener am Wiener Landesgericht für Strafsachen. Dazu findet am Donnerstag eine erste Verhandlung statt. Die Zeitung war im Februar mit Vorwürfen an die Öffentlichkeit gegangen, der mittlerweile 86-jährige Kahr habe während seiner Zeit als Trainer der österreichischen Ski-Damen in den 1960er- und 1970er-Jahren Athletinnen sexuell missbraucht.

Die eine behauptete, sie sei als 16-Jährige im Winter 1968/69 vom damaligen Damen-Cheftrainer vergewaltigt worden. Die zweite erklärte, Kahr sei im Winter 1976 über sie hergefallen, als der Weltcup im kanadischen Quebec Station machte.

Gegen Kahr selbst wurde von der Staatsanwaltschaft Leoben auf Basis der von der SZ ausgehenden und von zahlreichen Medien aufgegriffenen Anschuldigungen ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Dieses wurde abgeschlossen und nun, wie erwartet, eingestellt. Die Verjährungsfrist bei den am schwersten wiegenden Fällen beträgt 20 Jahre.

Die ehemalige Skifahrerin Nicola Werdenigg, die die Aufarbeitung der Missbrauchsfälle ins Rollen gebracht hatte, sprach im Februar 2018 mit dem KURIER darüber:

KURIER-Talk: "Warum eigentlich, Frau Werdenigg?"

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