Kraft im Pech: Nur Blech nach Halbzeitführung

NORDISCHE SKI-WM PLANICA 2023: SKISPRINGEN - MÄNNER NORMALSCHANZE / KRAFT (AUT)
Der Wind meinte es nicht gut mit Österreichs bestem Skispringer. Gold holte sich der Pole Zyla, der von Rang 13 zum Sieg sprang.

Skispringer Stefan Kraft hat in der Normalschanzen-Windlotterie von Planica eine Niete gezogen und nach Halbzeitführung den „Blech“-Rang belegt. Der Salzburger wurde am Samstag wie einige andere im Finale bei kniffligen Bedingungen zurückgeworfen und musste sich 0,4 Punkte hinter Bronze mit Rang vier begnügen. Der Titel ging wie schon 2021 an den Polen Piotr Zyla, der von günstigem Wind profitierte und von Rang 13 noch zu Gold sprang.

Die weiteren Medaillen gingen an die Deutschen Andreas Wellinger und Karl Geiger. Zweitbester Österreicher war Jan Hörl als Achter. WM-Debütant Daniel Tschofenig landete auf Rang 14, Michael Hayböck wurde 15.

Kraft lag nach dem ersten Durchgang mit der Höchstweite von 102,5 m hauchdünn vor Wellinger in Führung. Während sich der Deutsche (101/102) im Finale mit wechselnden Windbedingungen und einigen längeren Pausen auf dem Silberrang hielt, schrammte Kraft nach einem 99-m-Sprung an seiner 13. WM-Medaille vorbei. „Das ist sicher der bitterste WM-Moment meiner Karriere. Das tut weh, aber es hilft nichts. Wie man immer sagt, es muss alles zusammenpassen, das hat es leider nicht. Vierter, da kommt alles zusammen. Es ist schade“, bedauerte Kraft im ORF-Interview.

NORDISCHE SKI-WM PLANICA 2023: SKISPRINGEN - 
MÄNNER NORMALSCHANZE / ZYLA (POL)

Er habe einen guten zweiten Sprung gezeigt, aber leider ungünstige Verhältnisse gehabt. „Man braucht auch das Quäntchen Glück, es war heute nicht auf meiner Seite. Ob es unfair war oder nicht, muss man sich anschauen. Aber es stimmt heute auch nicht ganz zusammen.“ Der dreimalige Weltmeister will den Tiefschlag schleunigst verdauen. „Es heißt schnell wieder heraus aus dem kurzen Tief und wieder angreifen“, meinte er hinsichtlich des Mixed-Bewerbes am Sonntag und fand ersten Trost bei seiner Frau Marisa und anderen Familienmitgliedern.

Der polnische Titelverteidiger Zyla (97,5/105) hatte hingegen Windglück und katapultierte sich vom 13. Zwischenrang noch zum Titel. Zwei weitere Österreicher haderten hingegen wie Kraft. Hayböck (98,5/93) rutschte vom siebenten auf den 15. Platz zurück. „Es war ein bisschen verhext. Die Hoffnung war, dass Krafti es runterbringt. Ein paar Zehntel hinter Bronze in einem Bewerb, der sicher nicht ganz fair war, ist unverdient“, meinte der Oberösterreicher. Der Jury mache er keinen Vorwurf zum Ablauf, aber sie hätte durchaus auf mehr Ausgewogenheit achten können. „Bei einer WM könnte man auch etwas länger warten“, so Hayböck und dann kämpferisch. „Wir werden zurückschlagen.“
Tschofenig hatte sogar zweimal Pech. Eine lange Wartezeit vor seinem ersten und viel Rückenwind im Finale machten ein besseres Abschneiden unmöglich. „Das tut im Herzen weh, auch zu sehen, wie Stefan mit grandiosen Sprüngen Vierter wird. Ich bin ein bisschen sprachlos, weil es einfach nicht fair war von vorne bis hinten. Das muss sich die FIS etwas Besseres einfallen lassen“, erklärte der Kärntner und versprach ebenfalls Revanche.

Jan Hörl (96/101) war mit seiner Leistung zufrieden, hatte nach eigener Steigerung im zweiten Durchgang aufgrund des unschönen Ausgangs für Kraft aber „gemischte Gefühle“. „Es ist natürlich sehr bitter für Krafti, dass er Vierter geworden ist. Aber so ist der Sport, er wird das cool wegstecken.“
Ein weiterer Wermutstropfen war die erneut nicht berauschende Zuschauerkulisse. Die Zuschauerfläche am Schanzenauslauf war zwar gut gefüllt, die große Tribüne blieb jedoch auch im nächsten Bewerb mit großen slowenischen Chancen erschreckend leer. Bester Mann aus dem Team der Gastgeber war Anze Lanisek als Neunter. Auch Weltcup-Dominator Halvor Egner Granerud (NOR) war an der elften Stelle unter den Geschlagenen. Olympiasieger Ryoyu Kobayashi (JPN) wurde im zweiten Durchgang wegen eines regelwidrigen Anzugs disqualifiziert, er hätte aber ohnehin keine Medaille gewonnen. Die Polen und Deutschen mit jeweils drei Athleten unter den besten acht durften hingegen jubeln.

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