Gedoptes Wunderkind bei Olympia? "Menschenverachtendes Vorgehen"

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Im Wirbel um das 15-jährige Eiskunstlauf-Talent Walijewa sieht ein Experte "den spektakulärsten Dopingfall" der letzten Jahre.

Die Affäre um Eiskunstlauf-Wunderkind Kamila Walijewa ist für den deutschen Experten Fritz Sörgel "der spektakulärste Dopingfall in den vergangenen Jahren". Der Nürnberger Pharmakologe glaubt nicht, dass der 15-Jährigen das Herzmittel Trimetazidin aus gesundheitlichen Gründen verabreicht worden sei. "Es ist natürlich ein menschenverachtendes Vorgehen, einem so jungen Menschen so ein Mittel zu geben und an ihm herumzuexperimentieren", sagte Sörgel der Funke Mediengruppe.

Möglicherweise wollte man sehen, ob es die Leistung steigere. "Die Wirksamkeit bei einer Angina Pectoris ist allerdings nicht vernünftig belegt. Außerdem kann ein 15-jähriges Mädchen eigentlich noch keine Angina Pectoris haben", erklärte Sörgel.

Kein Kommentar zu Russland

Walijewa war offenbar am 25. Dezember 2021 bei den nationalen Meisterschaften in St. Petersburg positiv auf das verbotene Mittel getestet worden. Der Befund lag der russischen Anti-Doping-Agentur RUSADA angeblich erst am 8. Februar vor - also nach dem Teamwettbewerb, den die russische Mannschaft gewann. Erst dann hatte man sie vorläufig suspendiert. Einen Tag später hob der Disziplinarausschuss der RUSADA nach Einspruch von Walijewa die Suspendierung wieder auf und machte zunächst den Weg für einen weiteren Olympia-Start frei.

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Dies will das Internationale Olympische Komitee nicht akzeptieren und legte durch die Internationale Testing-Agentur (ITA) Berufung vor dem Internationalen Sportgerichtshof CAS in der Sache ein. Laut Sörgel müsse man zu Russland eigentlich keinen Kommentar mehr abgeben, der Fall überrasche nicht. Der Experte hält es zwar für unwahrscheinlich, dass das Mittel eine direkte Leistungssteigerung bewirke. "Trotzdem steht es auf der Dopingliste, weil es die Durchblutung im Herzen fördern soll und damit eine Verlockung für die Doper und ihre Dopingärzte darstellt."

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