Der Sieg von Henrik Kristoffersen im Lauberhorn-Slalom war bereits der elfte norwegische Triumph in dieser Saison. Die Ausbeute des österreichischen Ski-Teams – zwei Siege durch Vincent Kriechmayr – wirkt vergleichsweise mickrig. Vor allem, wenn man den enormen Aufwand dazu in Relation setzt, den der ÖSV betreibt.
Warum die Norweger den Österreichern trotzdem so um die Ohren fahren und mittlerweile bei den Herren hinter der Schweiz die zweite Kraft im Nationencup sind?
„Bei uns kommt man nicht so leicht ins Team wie in Österreich“, erklärte Wengen-Sieger Henrik Kristoffersen im ORF. Dass dermaßen viele norwegische Talente durchstarten, sei auch nicht zwingend ein Verdienst des Skiverbandes. „Das ist bei uns ein Produkt der Eltern und der Skiklubs, mit denen wir arbeiten, wenn wir jung sind.“
Die nackten Zahlen sprechen eine eindeutige Sprache und für den norwegischen Weg. Im Gesamtweltcup finden sich mit Kilde (2.), Kristoffersen (3.) und Lucas Braathen (5.), der in Wengen Dritter wurde, drei Norweger in den Top fünf. Die Weltcupwertungen im Slalom und in der Abfahrt werden von Läufern aus Skandinavien angeführt.
Für den stolzen und großen ÖSV zeichnet sich schon jetzt ein Winter ohne Kristallkugel ab. Den Nationencup kann sich Österreich angesichts von 1.500 Punkten Rückstand auf die Schweiz längst abschminken, aktuell liegen Frauen wie Männer sogar nur an dritter Position.
ÖSV-Alpinchef Herbert Mandl beklagte sich zuletzt nicht nur einmal darüber, dass es hierzulande zu viele Platzfahrer gebe. Tatsächlich liest sich die Bilanz nach den ersten 41 Saisonrennen ernüchternd: Das österreichische Ski-Team hält in diesem Winter bei 13 Podestplätzen – Marco Odermatt allein war bereits 13 Mal am Podium.
Für die Österreicher kann es nur mehr um Schadensbegrenzung gehen und um ein erfolgreiches Abschneiden bei der WM in Courchevel-Méribel. 2021 hatte das ÖSV-Team ebenfalls einen harten Winter durchlebt, um dann bei der WM in Cortina mit fünf Goldmedaillen die stärkste Nation zu sein.
Bis dahin gilt es, sich an den kleinen Erfolgserlebnissen zu erfreuen. Kombi-Weltmeister Marco Schwarz überzeugte nach Rang 6 in der Wengen-Abfahrt mit Platz sieben im Slalom. Und Doppel-Olympiasieger Johannes Strolz kam nach vier Ausfällen in Folge erstmals in dieser Saison ins Ziel (12.).
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