Eishockey-Teamchef Bader: "Das ist eine Achillesferse von uns"
Österreichs Eishockey-Team beendete nach dem 4:1 gegen Polen die Olympia-Qualifikation in Bratislava auf dem dritten Platz und blieb vom erträumten Turniersieg und dem Olympia-Ticket doch weit entfernt.
Drei Punkte in drei Partien, das Ziel Olympia wurde deutlich verfehlt. Wie sieht Ihre Bilanz aus?
Roger Bader: Ich finde, dass wir gegen zwei gute Nationen vieles sehr gut gemacht haben. Aber wir hatten auch kleinere schlechte Momente, die uns um die Früchte der Arbeit gebracht haben. Gegen die Slowaken haben wir eine wirklich gute Partie gespielt.
Gegen Belarus stand es nach 20 Minuten 2:0, nach 40 Minuten 2:5. Was ist passiert?
Im ersten Drittel sah ich ein in allen Belangen sehr starkes Österreich – eine der besten Perioden der letzten Jahre. Danach waren noch zehn Minuten okay. Wir haben ein unglückliches Tor bekommen, dann hat sich kurz vor dem 2:2 Heinrich verletzt. Die Leistung war immer noch gut. Der Knackpunkt war das dritte Tor. Bei allem Respekt, diesen Weitschuss muss der Torhüter halten. Natürlich: Jeder Torhüter darf einmal ein solches Tor erhalten. Aber es war 40 Minuten lang kein Big Save dabei von Bernhard Starkbaum. In Summe hatten die Weißrussen aus zehn Schüssen im Mitteldrittel fünf Tore gemacht. Das ist ein Faktum – auch wenn ich nicht alles auf den Torhüter schieben will. Aber fünf aus zehn kann man nicht bekommen.
War es dann die falsche Entscheidung Starkbaum statt Kickert zu bringen?
Ich bin froh, dass ich das endlich einmal gefragt werde. Das war keine Entscheidung der Coaches. Wir wollten, dass Kickert spielt. Aber er hat nach dem Spiel gegen die Slowakei gesagt, er sei zu müde und könne nicht zwei Spieler innerhalb von 24 Stunden machen. Ich hatte noch nie einen vergleichbaren Fall.
Wie sehen Sie prinzipiell die Entwicklung im Team?
Die hat schon im Frühjahr begonnen. Damals gab es viele Absagen und wir hatten eine blutjunge Truppe. Da haben sich Spieler wie Zündel empfohlen, der jetzt wirklich toll spielt. Die Stimmung im Team habe ich noch nie so gut wie jetzt erlebt. Es kommt eine neue Generation an Spielern nach. Aber ganz ehrlich: Wer wird in de nächsten zehn Jahren Österreichs Torhüter sein? Das ist und bleibt eine Achillesferse von uns.
Sie wollten immer ein Sommercamp als Start der Nationalteam-Saison. Dank der Olympia-Qualifikation hat es das heuer gegeben.
Ja, aber lieber Ende Juli, Anfang August wie es andere Nationen auch machen. Die Schweizer laden die U24-Spieler ein, auch jene aus der NHL. Es wäre sehr wichtig, dass wir auch so was machen. Da kannst du die Basis für die ganze Saison legen.
Bei den Olympia-Qualifikationsturnieren sind die Teilnehmer aus den Ländern, die ihre Spieler hauptsächlich in der ICEHL haben, kläglich gescheitert. Muss man hoffen, dass gute Österreicher wieder verstärkt ins Ausland gehen?
Sie müssen verstehen, dass ich da keinen Kommentar dazu mache. Aber die Statistik ist deutlich. Solange gut ausgebildete Spieler wie Daniel Wachter zum Eishockeyspielen aufhören müssen, weil sie nicht mehr für 500 Euro im Monat spielen wollen, wird sich nichts ändern.
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