Znaim und Wien sind, um es in der Eishockey-Sprache auszudrücken, nur einen unerlaubten Weitschuss voneinander entfernt. Am Sonntag werden viele österreichische Fans aus dem Weinviertel nach Wien-Kagran anreisen - und Znaim die Daumen drücken, wenn der Zweite den Dritten aufs Glatteis führt (17.30 Uhr).
Wie Lukas aus Grabern, der mit Bruder Christoph und Freunden auch am Neujahrstag den Adlern in der Negova-Halle die Daumen drückte. Mit Erfolg, Znaim besiegte Linz 7:2. Von den 3000 Zuschauern reisten rund 800 aus dem Einzugsgebiet Weinviertel an.
Bruder Christoph erklärt: „Wenn Match ist, wird gefahren. Es ist nicht weit und günstig.“ Vor allem im Vergleich zu Wien. „Hier zahlt man nicht 25 Euro Eintritt, sondern nur sechs Euro.“
Der Bier-Skandal
Er ist Znaim-Fan, seit die Tschechen in der Liga mitkurven. „Da hab ich’s mir zum ersten Mal angeschaut.“ Mittlerweile nimmt er seine Kinder mit zu den Spielen, sie sind von Kopf bis Fuß mit Fanartikeln ausgestattet. „Da fließt das Geld hin.“
Die Graberner sind zwar kein offizieller Fanclub, werden aber vom Klub als solcher behandelt. Sie lehnen in der Kurve an der Brüstung, ihr Transparent hängt ihnen zu ihren Füßen. Unmittelbar hinter ihnen befindet sich die Kantine - zwecks kurzer Wege in Sachen Nahrungsaufnahme.
Und die ist in der Znaimer Halle noch ursprünglich. Das Pivo, das Znaimer Bier, kostet 30 tschechische Kronen, umgerechnet 1,20 Euro, der Einsatz auf den Plastikbecher beträgt 50 Kronen. Lukas plaudert flüssig aus dem Nähkästchen: „In dieser Saison haben sie den Bierpreis auf 35 Kronen erhöht.“
Die Fans schäumten, im Internet wurde zur Revolte aufgerufen. Der Kantinenbetreiber hopfte zurück auf den alten Preis, weil die Tschechen bei ihrem Bier eben kein Pardon kennen. „Dafür haben sie den Preis für die Eintrittskarten etwas erhöht und sich so das Geld hereingeholt“, muss Lukas schmunzeln.
Miles & More
Er drückt den Adlern nicht nur „daheim“ in Znaim, sondern auch bei fast allen Auswärtsspielen die Daumen. Selbst der Weg nach Bozen ist ihnen nicht zu weit. „Da fahren wir mit dem Auto hin, weil wir mit dem Zug vier Mal umsteigen und ein Vielfaches zahlen müssten.“
Die Fans aus Grabern kooperieren nicht nur mit dem Klub, sondern mit den tschechischen Fanklubs. Informationen zu den Tickets und Busfahrten zu Auswärtsspielen erhalten sie von Martin, dem Urgestein der Znaimer Fanszene. Bis vor kurzem war der Mann mit der Militärmütze der Vor-Trommler in der Halle, ehe er die Stöcke an die jüngere Generation übergab.
Offensiv im Weinviertel
Der HC Orli Znojmo pflegt seine Anhängerschaft im Weinviertel. „Wir wollen in der Grenzregion um Retz und auch in Hollabrunn sichtbarer werden“, erklärt Medien- und Marketing-Manager Lukas Peroutka. So organisiert man im Sommer Treffen mit den Fanklubs in Retz, wo sogar Znaim-Legende Peter Pucher das Top-Restaurant Mährische Botschaft besitzt.
Auch im Freeport Shopping Centre in Kleinhaugsdorf finden regelmäßig Events statt. „Es freut uns sehr, dass diese österreichischen Eishockey-Fans uns als ihr Heimteam betrachten. Wir schätzen ihre Loyalität.“ Manche Retzer Hobby-Spieler fahren die 20 Kilometer nach Znaim, um dort in der Halle zutrainieren.
Christoph und Lukas sind beim Spitzenspiel am Sonntag in Wien-Kagran selbstverständlich dabei. „In Wien sitzen wir natürlich im Gästesektor.“ Am 30. Dezember mussten sie in Znaim eine 0:5-Pleite gegen die Caps mitansehen. Folgt nun die Revanche am 5. Jänner? Lukas gibt sich skeptisch: „Ich glaube nicht so recht daran, weil die Capitals derzeit eine Klasse stärker spielen.“ Dennoch ist das Spiel besonders: „Wie das halt bei einem Derby ist.“
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